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Pressegespräch in der Coders.Bay Vienna im Wiener Gasometer – mit BFI Wien-Geschäftsführer Christian Nowak, AMS Wien-Chefin Petra Draxl und techbold-COO Gerald Reitmayr.

Redaktion 20.05.2022

Aufruf an Frauen: „Traut’s euch!

Coders.Bay Vienna bietet eine kompakte IT-Ausbildung an; auch die Jobs sind hier „vorprogrammiert”.

WIEN. Angelehnt an US-amerikanische Coding Schools, schult die Coders.Bay Vienna seit April 2021 in sechsmonatigen Ausbildungen Softwareentwickler, System- und Netzwerktechniker. 59 Personen haben den Lehrgang – trotz pandemiebedingter Schwierigkeiten – inzwischen absolviert, 70% von ihnen wurden mit Ausbildungsende sofort an fachkräftesuchende Unternehmen vermittelt. Alle anderen suchen nicht lange.

„Der Fachkräftemangel in diesem Segment ist virulent”, ­merkte Christian Nowak, Geschäftsführer des BFI Wien, bei einer Presseveranstaltung der Coders.Bay Vienna im Wiener Gasometer an. „Aktuellen Zahlen zufolge fehlen in Österreich 24.000 IT-Expertinnen und Experten.” Der Bedarf sei mit den Absolventen bestehender Ausbildungen an Unis, FH und HTL aktuell nicht zu decken. „Derzeit könnten wir 1.200 Stellen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie sofort besetzen”, bestätigt Petra Draxl, Geschäftsführerin des AMS Wien. „Die Coders.Bay bietet einen niederschwelligen Einstieg in ein Berufsfeld, auf dem die Fachkräfte noch lange nachgefragt sein werden.” Das AMS Wien fördert die Ausbildung in der Coders.Bay Vienna seit der Gründung und übernimmt die gesamten Kurskosten.

Solide Ausbildung

Die kurze Ausbildungsdauer betrachtet Nowak als „eines der großen Assets”: „Die Firmen können nicht mehrere Jahre auf die Fachkräfte warten – sie brauchen sie am besten gestern.” Es gehe nicht darum, das Curriculum eines gesamten Studiums in ein paar Monate zu packen, sondern „um solide Coder und Netzwerktechniker, die sofort und unmittelbar nach der Ausbildung in Projekten einsetzbar sind.” Diesen Zugang begrüßen auch die Unternehmen, bestätigt Gerald Reitmayr, COO von techbold IT-Solutions: „Rund 70 Prozent unserer Mitarbeiter fallen in den Bereich ‚IT-Techniker' – sie sorgen für die IT-Infrastruktur und unterstützen die Kunden am Help-Desk bei Problemen. Für dieses Jobprofil benötigt die Mehrzahl unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine mehrjährige universitäre Ausbildung, sondern an der Praxis orientierte Skills.”

Das Angebot wird nach der Pilotphase sukzessive ausgebaut. Vor Kurzem wurde die, ebenfalls AMS-geförderte, „Applikationsentwicklung – Coding” als Lehre für Erwachsene aus der Taufe gehoben. Der erste „After Work” FullStack-Developer-Diplomlehrgang startet demnächst – für alle, die berufsbegleitend die Ausbildung zum Programmierer absolvieren wollen. Dieses Programm sei auch für Quereinsteiger interessant.
Das Interesse von Frauen für technische Ausbildungen zu wecken, ist den Initiatoren ein Anliegen: „Wenn wir Frauen für diesen Beruf interessieren wollen, müssen wir dem Bild von den IT-Profis als schrullige Einzelgänger die Realität entgegenstellen: Es braucht nicht nur das technische Verständnis, es braucht genauso die soziale Kompetenz und Kommunikationstalent”, so Draxl. Mittels FiT-Programm („Frauen in Handwerk und Technik”) bringt das AMS Wien Frauen in handwerklich-technische Berufe. 4.000 haben so schon einen Abschluss gemacht, aktuell sind bei FiT knapp 1.000 Frauen in Ausbildung.

In weiblicher Hand

In der Coders.Bay Vienna sind die Gesamtleitung und die fachlichen Lehrgangsleitungen zu 100% in weiblicher Hand; in Summe sind 50% der Beschäftigten in der Coders.Bay Vienna Frauen. „Das war gar nicht die Grundvorgabe. Sie haben sich im Einstellungsprozess aber schlicht als die besten herausgestellt”, erzählt Nowak. Standortleiterin Monika Schieber-Tilinko, die selbst im Erwachsenenalter ein Informatikstudium abgeschlossen hat, ergänzt: „Unser Aufruf an alle Frauen, die in die Softwareentwicklung oder Netzwerktechnik einsteigen wollen, muss also klipp und klar lauten: ‚Traut’s euch!'.”

codersbay.wien

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