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© WU Executive Academy/Raimo Rudi Rumpler

Redaktion 23.02.2024

Führungskräfte brauchen jetzt eine neue Tool-Box

WU Executive Academy-Dekanin Barbara Stöttinger über den Paradigmenwechsel in den Chefetagen.

••• Von Alexander Haide

Wenn Führungskräfte mit den Abkürzungen VUCADD und BANI nichts anfangen können, versäumen sie die derzeit wichtigsten Paradigmenwechsel beim New Leadership. Diesem Forschungsgebiet hat sich Barbara Stöttinger, Dekanin und Professorin an der Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien, verschrieben, die zahlreiche CEOs zu ihren Studenten zählen kann. Die WU Executive Academy bündelt in ihrem Programmportfolio die Weiterbildungsprogramme und -aktivitäten der Wirtschaftsuniversität und gehört heute zu den führenden Weiterbildungsanbietern im Herzen Europas.

Die Dekanin im medianet-Interview, auch zu ihrer neuen Kolumne.


medianet: Stellen Sie uns die WU Executive Academy kurz vor?
Barbara Stöttinger: Wir sind die Business-School der Wirtschaftsuniversität und freuen uns darüber, dass High Potentials und Führungskräfte zu uns kommen, um sich neues Wissen, das in einer Universität geschaffen wird, anzueignen und sich in interessanten Gruppen und Formaten auszutauschen. So versuchen wir das, was an Wissen an der Uni geschaffen wird, auch in der Praxis verfügbar zu machen und den Menschen draußen, die im Wettbewerb stehen, möglichst viel mitzugeben, um ihre Jobs so gut wie möglich für sich selbst, die Gesellschaft und die Unternehmen, für die sie tätig sind, umzusetzen.

medianet:
Seit vergangenem Herbst bieten Sie ein berufsbegleitendes Bachelor- und ein postgraduales Master of Science-Studium an. Wie läuft es?
Stöttinger: Die Master of Science-Programme gab es bereits länger in einer anderen Form. Das sind spezialisierte Master-Programme zu unterschiedlichen Themen. Durch die Novelle des Universitätsgesetzes hat sich der akademische Titel in Master of Science (Continuing Education) geändert, deshalb kommen aber nicht zehn mal mehr Studierende. Es ist eine positive Entwicklung, da es auch eine bessere Abgrenzung zu MBA-Programmen ist, die inhaltlich anders aufgestellt sind.

Was den Bachelor betrifft, muss es sich noch stärker in den Köpfen verankern. Es ist insofern das schwierigere Produkt, denn ein Bachelor dauert drei Jahre. Sich drei Jahre lang berufsbegleitend zu committen, ist etwas anderes, als für einen Master, der eineinhalb Jahre dauert.
Wir haben das anders gelöst, denn es gibt nach wie vor unsere Universitätslehrgänge, die genau eineinhalb Jahre dauern. Wenn man sich danach entscheidet, weiterzumachen, sind sie Teil eines Bachelor-Programms. In Zeiten wie diesen, wo man nicht weiß, was in einem halben Jahr ist, sich zeitlich und finanziell für drei Jahre zu kommittieren, ist schon eine große Challenge. Es ist eine gute Möglichkeit sich wieder zu vernetzen, an die Uni zurückzukommen, das eigene Wissen aufzufüllen und neues zu generieren. Insgesamt sehe ich das sehr positiv.


medianet:
Wer darf an Ihrer Business School lernen? Ausschließlich CEOs oder auch EPU?
Stöttinger: Alle sind willkommen. Für unsere Formate ist wichtig, dass man über Berufserfahrung verfügt, von zwei Jahren aufwärts. Das ist, je nach Programm, unterschiedlich. Tatsächlich haben die meisten zehn Jahre Berufserfahrung. Es gibt aber auch Programme für Senior Leaders – wir bieten ein breites Spektrum an.

Das können inhaltliche Dinge sein, Führungsthemen oder aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit. In jeder beruflichen Phase gibt es Zeiten, in denen man sich weiterentwickeln möchte und dann wieder den Weg an die Universität zurückfindet oder überhaupt neu andockt.


medianet:
Worum geht es beim New Leadership bzw. was muss sich in den Führungsetagen ändern? Warum brauchen wir New Leadership?
Stöttinger: Zum einen sind es die Themenstellungen und Inhalte, die Führungskräfte heute auf sich zukommen sehen. Die Energiesituation oder die dramatische politische Weltlage hat Auswirkungen auf Unternehmen. Führungskräfte müssen die Situation einschätzen und, mit dem richtigen Wissen zu den einzelnen Themenstellungen, die richtigen Schlüsse daraus ziehen können. Das Thema KI wird uns noch lange beschäftigen und sorgt für sehr viele Veränderungen in Unternehmen. Was sind Anwendungsfelder oder Risiken? Darüber Bescheid zu wissen und sich auszutauschen, ist essenziell. Diese Themen sind neu oder in vielen Fällen zumindest neu im Führungsalltag. Hier gibt es noch keine perfekten Lösungen.

Es geht einerseits darum, mehr zu wissen und sich mit jenen, die sich auf der gleichen Ebene befinden, im Hörsaal oder in Gruppenformaten auszutauschen, um voneinander zu lernen und gemeinsam Fragestellungen zu diskutieren. Das ist die inhaltliche Seite und die Tool-Box für Führungskräfte. Das zweite sind Herausforderungen, wenn es um das Thema Führen an sich geht. Es befinden sich so viele Generationen wie noch nie in der Workforce, und es gibt die unterschiedlichsten Anforderungen an Führungskräfte.
VUCADD* war gestern, und Führungskräfte finden sich in der heutigen BANI**-Welt wieder. Dabei ist nichts oder nur ganz schwer planbar, trotzdem muss eine gewisse Richtung vorgegeben werden, damit die gesamte Organisation weiß, wo die Reise hingehen soll. Die Anforderungen sind extrem hoch. Es geht auch darum, wie man sich in solchen anspruchsvollen Situationen selbst führt, also um das Thema Resilienz.


*  beschreibt eine globalisierte und ­digitalisierte Wirtschaftswelt, die sich durch Volatilität, Ungewissheit, ­Komplexität/Complexity, Ambiguität, Diversität und Dynamik charakterisiert
** steht für Brittle/brüchig, Anxious/ängstlich, Non-linear und Incomprehensible/unbegreiflich

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