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27.03.2015

Junges Gemüse sucht nach neuen, frischen Beeten

Drei Monate leitet Gerald König (50) noch LGV Frischgemüse –welchen knackigen Job er dann annimmt, weiß er heute noch nicht.

Wien. Heimisches Gemüse stärkt die Ethik: Bei LGV-Frischgemüse stand seit der Gründung als nicht-gewinnorientierte Genossenschaft 1946 der Gedanke im Mittelpunkt, sich gegenseitig zu helfen, erklärt Alleinvorstand Gerald König im medianet-Gespräch. „Gerade in der aktuellen Zeit der Wirtschaftskrise und absoluten Gewinnmaximierung ist LGV-Frischgemüse stolz darauf, die solidarischen Genossenschaftswerte seit beinahe sieben Jahrzehnten hochzuhalten.”

LGV ist die größte österreichischeGemüseerzeugerorganisation und will das „durch Förderung unserer Mitglieder und Steigerung der gemeinsamen Leistung auch bleiben”. Die Zahlen jedenfalls können sich sehen lassen: 2014 erwirtschaftete die Genossenschaft mit rund 40.000 Tonnen verkauftem Gemüse einen Gesamtumsatz von rund 62 Mio. €.

Ein kurzer Blick zurück

Seit 2006 leitet Gerald König als Alleinvorstand die Genossenschaft. In seiner neunjährigen „Chef-Periode” konnte die LGV-Frischgemüse ihren Umsatz nahezu verdoppeln. Zahlreiche neue Gemüsesorten wurden erfolgreich auf den Markt gebracht: Zuletzt wurde z.B. die Convenience-Linie mit hochwertigen, konsumfertigen Frischsalaten um zarten Babyleaf-Salat, rassigen Rucola und feinen Baby-Spinat erweitert. Außerdem führte LGV einen neuen Produktbereich mit urbanem Trendgemüse ein: „Darunter verstehen wir Frischgemüse, das vorrangig städtischen Lebens- und Konsumgewohnheiten entspricht, bislang aber nicht aus regionalem, heimischem Anbau erhältlich war”, erklärt König die Strategie hinter der Sortimentserweiterung. Gestartet wurde mit einer Hugo-Cocktail-Minze, mit Dolcinis – rund 1 cm großen, dattelförmigen Snacktomaten – sowie den scharfen Piri-Piri-Chilis als frische und getrocknete Ware. König: „Im Vergleich zu Beginn der 90er-Jahre mit neun Gemüsesorten unter der Marke LGV haben wir heute zehnmal so viele, nämlich 96, im Sortiment.” Neu dazugekommen sind etwa Mini Gurken, Mini San Marzano, Chili Mix, Viola Melanzani, Midi Paradeiser, Gesteckter Vogerlsalat, Babyspinat oder Cherry Mix.Die schwierigste Phase in seiner Amtszeit ereignete sich für König vor vier Jahren. „Für 2011 gilt eineeinfache Formel: EHEC und Schlechtwetter ist gleich Einbruch bei Konsum und Ernte.” Innerhalb von zwei Wochen wurden damals 1,6 Millionen Gurken weggeworfen – „und das nur wegen falschermedialer Berichterstattungen”, erinnert sich König mit Schaudern.Das Teuflische im Gemüse-Business ist jedoch die Tatsache, dass auch das Gegenteil, Schönwetter, nicht zwingend das Geschäft beflügelt: Im Vorjahr war, bedingt durch den milden Winter in ganz Europa, ausländisches Gemüse bis Ende April hinein in den österreichischen Handelsregalen zu finden.„Üblicherweise wird bereits ab März größtenteils heimische Ware angeboten”, erklärt König. „Bleibt die Abnahme durch den Handel aus, hat dies zur Folge, dass regional produziertes Gemüse zu einem weit niedrigeren Preis exportiert werden muss.” Ob für heuer Ähnlichesgilt, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen weisen …Besonders wichtig war und ist König die Premium-Strategie von LGV: „Die hat uns durch mehrere Erntekrisen innerhalb weniger Jahre getragen – ohne sie gäbe es für den heimischen Gemüseanbau schwer ein Überleben.” Bewusstseinsbildung bei den Konsumenten – also das Aufmerksam-Machen auf heimische Qualität – macht sich auf jeden Fall bezahlt, erklärt König mit Nachdruck. „Während der Russlandkrise haben die Kunden ganz bewusst nach unseren regionalen Spezialitäten gegriffen. Man muss die Konsumenten aber noch intensiver darauf hinweisen, ab wann heimisches Gemüse verfügbar ist, um ihnen die Entscheidung für die Qualität aus der Region zu erleichtern!” Im Werbebereich hat der LGV-Chef immer wieder königliche Qualitäten bewiesen: Ein besonderes Highlight war etwa der Gewinn des Effie Gold und Platin für Österreichs erfolgreichste Werbekampagne 2013.

Ungewisser Blick nach vorn

Im März hat sich nun GeraldKönig mit dem LGV-Aufsichtsrat einvernehmlich geeinigt, das Unter-nehmen per Ende Juni zu verlassen. Hauptgrund sei die bereits im Herbst 2014 eingeleitete Reorganisation der Wiener Gärtnergenossenschaft. „Wer mir als Vorstand nachfolgen wird, befindet sich noch in der Entscheidungsphase”, sagt König zu medianet.Auch für sich selbst hat König noch keine Entscheidung getroffen: „Nach dem 30.6. wird einmal für mindestens zweieinhalb Monate Urlaub gemacht – danach freue ich mich auf eine neue Herausforderung!” www.lgv.at

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