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Redaktion 14.06.2024

Mit einem neuen Leasing-Modell zum Firmen-Rad

Die Raten für den Drahtesel von „Firmenradl” werden direkt vom Gehalt abgezogen, was allen Seiten Steuern spart.

••• Von Alexander Haide

Aussuchen, aufsitzen und losradeln – und beim Erwerb des Wunsch- oder Traumrades nicht mehr so sehr auf den Preis schauen müssen. Wird das Fahrrad nämlich über den Arbeitgeber mittels Gehaltsabzug und Leasing finanziert, ergibt sich eine Ersparnis von bis zu 35% im Vergleich zum regulären Kauf im Geschäft. Gegründet wurde Firmenradl als Start-up innerhalb von Intersport, jetzt sind mehr als 850 Händler beim Firmenradl-Leasing-Konzept an Bord und an die 2.500 Arbeitgeber sind Teil des Netzwerks.


medianet:
Was war der Beweggrund, Firmenradl ins Leben zu rufen?
Marc Gerhardinger: Wir haben uns im Jahr 2020 mit dieser Grundidee beschäftigt, auch in Österreich ein Leasingmodell für Fahrräder zu etablieren, das es in Deutschland bereits seit zehn Jahren gibt. Wir haben eruiert, was es dazu braucht. Wie kann eine Gehaltsumwandlung in Österreich funktionieren? Darf man Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge reduzieren? Dieser Prozess hat uns knapp ein Jahr gekostet. Im Dezember 2020 haben wir das finale ‚Go' vom Finanzamt bekommen.

medianet:
Firmenradl ist ein reines Online-Konzept?
Gerhardinger: Keineswegs! Es funktioniert papierlos, aber ohne stationäre Händler geht es nicht. Wir haben ein Online-Portal geschaffen, über das die Kommunikation und alle Schnittstellen laufen. Das System muss immer und von überall her erreichbar sein, vom Händler, Arbeitgeber und Mitarbeiter.

medianet:
Sind E-Bikes mittlerweile beliebter als herkömmliche Drahtesel?
Gerhardinger: Wir sprechen momentan von einem Anteil von 80 Prozent an E-Bikes, es gibt also eine starke Tendenz in Richtung Elektro. Was übrig bleibt, sind Rennräder und Spezialistenfahrräder, da die ohne Motor unterwegs sind. Selbstverständlich kann man jedes Fahrrad leasen, abgesehen von Kinderrädern und Einrädern. Man kann sich beim Wunschhändler das Wunschfahrrad von der Wunschmarke aussuchen, egal ob das ein Lastenrad, ein Liegerad, ein Mountainbike, ein Rennrad oder E-Bike ist.

medianet:
Der stationäre Handel klagt über mangelnde Nachfrage, obwohl die Lager voll sind. Spüren Sie auch einen Geschäftsrückgang?
Gerhardinger: Der Markt ist gesättigt, was die Lagerbestände betrifft, das darf man aber nicht auf den Umsatz und den Vertrieb umlegen. Wir haben im April den stärksten Monat der Unternehmensgeschichte verzeichnet und im Vergleich zum vergangenen Kalenderjahr ein Plus von 15 Prozent. Aber alle Händler haben die Lager voll. Aus Kundensicht bekomme ich in diesem Jahr einen besseren Preis als im vergangenen.

medianet:
Ein Firmenradl ist nicht an die direkte Verwendung im Arbeitsalltag gekoppelt?
Gerhardinger: Wichtig ist, dass ich es für die Arbeit oder den Weg dorthin verwenden kann. Das ist in der Grunddefinition so geregelt, genauso wie die Möglichkeit zu einer privaten Nutzung von 100 Prozent.

medianet:
Das Angebot ist an ein Anstellungsverhältnis, bei dem über dem Kollektivvertragsniveau bezahlt wird, gebunden. Ein Hemmnis?
Gerhardinger: Das ist das größte Problem, mit dem wir zu kämpfen haben und wir wollen unbedingt eine Ausnahmeregelung finden, denn das betrifft sehr viele Mitarbeiter in der Privatwirtschaft und alle im öffentlichen Dienst, denn sie sind an ein Gehaltsschema gebunden, das dem Kollektivvertrag gleichzusetzen ist. Wir versuchen aber auch jener Gruppe, und das sind an die 800.000 Menschen, unser Angebot zugänglich zu machen. Wir setzen uns seit Jahren bei den zuständigen Stellen für eine Lösung ein.

Aktuell läuft ein Pilotprojekt, und ich bin optimistisch, dass es hier zu rechtlichen Anpassungen kommen wird.


medianet:
Selbstständige sind von Ihrem Angebot aber ausgeschlossen?
Gerhardinger: Nein, denn wir haben auch viele EPUs als Kunden, die das System nutzen. Man kauft das Fahrrad nicht, sondern es wird geleast, und der wirtschaftliche Eigentümer bleibt die Bank. Die monatlichen Beiträge, die man für ein voll versichertes Fahrrad bezahlt, kann man abschreiben, was auch für EPUs interessant ist. Natürlich funktioniert unsere Standard-Gehaltsumwandlung hier nicht.

medianet:
Fördern Arbeitgeber das Firmenradl-Konzept und haben sie auch Vorteile?
Gerhardinger: Es hängt natürlich immer davon ab, wie proaktiv ein Arbeitgeber das Thema angeht. Immer mehr Unternehmen erkennen die Vorteile von Fahrradleasing für das betriebliche Gesundheitsmanagement und für das Recruiting. Der Arbeitnehmer bekommt ein Fahrrad günstiger, das er sich sonst nicht leisten würde und bewegt sich damit. Wir tun ihm also durch die Bewegung und dem Umweltgedanken etwas Gutes. Zudem kostet der Benefit eine Firma nichts. Manche Unternehmen sparen sich auch Parkplatzkosten, wenn die Arbeitnehmer mit dem Rad zur Arbeit kommen.

medianet:
Ist jemand, der etwa die Pendlerpauschale in Anspruch nimmt, vom Firmenradl ausgeschlossen?
Gerhardinger: Nein, das geht beides parallel.

medianet:
Wird ein Firmenradl geleast, reduziert das auch Sonderzahlungen und die Pensionshöhe …
Gerhardinger: Wir haben auf unserer Homepage Musterkalkulationen, wo wir darstellen, in welcher Dimension sich das bewegt. Wir können nur darauf verweisen, dass sich die Ersparnis aus der Reduktion der Steuer ergibt. Zahle ich weniger in das System ein, bekomme ich auch weniger heraus.

medianet:
Was passiert mit dem Firmenradl, wenn man gekündigt wird?
Gerhardinger: Wer aus einem Unternehmen ausscheidet, kann, ähnlich wie bei einem Pkw, das Rad zurückgeben, und das Thema ist erledigt. Es besteht auch die Option, das Fahrrad aus dem Vertrag herauszukaufen. Unser Ziel ist es, dass der Mitarbeiter am Ende sein Fahrrad behält. Es ist zudem alles durch Versicherungen abgebildet und man bleibt auf keinen Kosten sitzen. Deshalb ist bei uns die Versicherung, wie der Ausfallschutz, inklusive und verpflichtend. Das schützt auch den Arbeitgeber.

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