••• Von Britta Biron
WIEN. Ziel sei es, 500.000 Menschen aus der Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit wieder in volle Beschäftigung zu bringen, erklärte Arbeitsminister Martin Kocher vergangene Woche bei der Präsentation des „Comeback-Plans” im Kanzleramt. Angesichts von rund 455.000 Arbeitslosen, denen derzeit nur etwa 300.000 freie Stellen gegenüberstehen – und knapp einer halben Mio. Beschäftigten in Kurzarbeit – ist das ein ambitioniertes Ziel. Gelingen soll es mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket, das stark auf die Förderung von Qualifizierungsmaßnahmen auf allen Ebenen – von ungelernten Arbeitskräften über Lehrlinge bis zu Fachkräften – setzt.
Steigendes Interesse
Schon vor Corona ist das Interesse an beruflicher Fortbildung kontinuierlich gestiegen, wie der „Indikator Lebenslanges Lernen” der Statistik Austria zeigt. So verzeichnete das Wifi Wien mehr Interessenten – vor allem Arbeitssuchende in Förderprogrammen als auch Personen in Kurz- oder Teilzeitarbeit – in der Beratung und bei den Informationsveranstaltungen.
Eine höhere Nachfrage ortet man auch beim BFI Wien, wo 2020 rund 35.000 Personen an Lehrgängen, Kursen und Seminaren teilgenommen haben. „Nichts hilft besser gegen Jobverlust als eine fundierte Ausbildung – und das ist vielen Menschen durch die dramatische Entwicklung am Arbeitsmarkt klar geworden”, sagt Franz-Josef Lackinger, Geschäftsführer des BFI Wien. „Einen positiven Einfluss hatten auch die zahlreichen Förderinitiativen. So einfach wie jetzt war es schon lange nicht mehr, sich beruflich neu zu orientieren und sich das auch leisten zu können.”
Finanzielle Unterstützung
Barbara Kluger-Schieder, Leiterin des Wifi Wien und der Bildungseinrichtungen der Wirtschaftskammer Wien, weist auf die arbeitsmarktstrategische Funktion von Förderungen hin: „Sie unterstützen dabei, das Interesse auf Bereiche mit Arbeitskräftebedarf zu lenken und Zukunftsthemen auf die Bühne zu holen.”
Digitalisierung ist eines der aktuellen Schwerpunktthemen. Das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort hat gemeinsam mit dem FFG kürzlich eine Qualifizierungsoffensive gestartet, in der 2,6 Mio. € für „Digital Skills Schecks” für KMU vorgesehen sind.
Speziell an Lehrlinge wendet sich ein anderes Programm, das heuer und im nächsten Jahr über 10.000 Kurse in den Zukunftsfeldern Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft oder Entrepreneurship bietet. Gefördert werden pro Lehrling bis zu drei Bildungsmaßnahmen mit jeweils maximal 500 €.
Green Jobs
Das zweite Top-Thema in der Weiterbildung ist die Bekämpfung des Klimawandels. „Es gilt, zahlreiche Green Jobs zu besetzen”, sagt Lackinger. „Wir haben hier bereits sehr fundierte technische Ausbildungen, die laufend um Aspekte rund um die Themen E-Mobilität, erneuerbare Energien, nachhaltiges Bauen, etc. ergänzt werden. Das heißt, dass Mechatroniker, Elektro- oder Kälteanlagetechniker sehr einfach für diese Aufgaben qualifiziert werden können.”
Grünes Know-how sei aber nicht nur im Technik-Bereich gefragt, sondern auch in anderen Berufsfeldern, wie z.B. Logistik und Supply Chain Management, nachhaltige Unternehmensführung oder Projektmanagement. „Das sind bei uns gut gebuchte Weiterbildungen”, sagt Lackinger und die Erfahrung zeigt, dass sich Qualifikation auszahlt: „Unser hohes Ausbildungsniveau macht unsere Absolventen zu gefragten Fachkräften in der Wirtschaft: Trotz Lockdown und schwieriger Situation am Arbeitsmarkt können wir derzeit in manchen Bereichen noch während der Ausbildung 70 Prozent der Kursteilnehmer an Betriebe vermitteln.”