••• Von Alexander Haide
WIEN. Die Zahlen sprechen – laut Bundeskanzleramt, auf der Seite frauenfuehren.at – eine deutliche und traurige Sprache: Der Frauenanteil in den Geschäftsführungen der Top 200-Unternehmen liegt in Österreich im Jahr 2022 bei kläglichen 8,9%, so der dort zitierte, von der AK durchgeführte „Frauen.Management.Report”.
Von den Aufsichtsratsmitgliedern der Top 200-Unternehmen sind 24,7% weiblich. Bei den börsennotierten Unternehmen liegt der Frauenanteil in Aufsichtsräten im Jahr 2022 bei 28,8%.
Der Frauenanteil in Vorstandspositionen ist noch geringer als in den umsatzstärksten 200 Unternehmen und liegt 2022 bei 8,2% Und das, obwohl in Österreich für die Privatwirtschaft seit dem 1. Jänner 2018 das Gleichstellungsgesetz von Frauen und Männern im Aufsichtsrat (GFMA-G) gilt, das unter bestimmten Voraussetzungen eine Zielvorgabe von 30 Prozent für Frauen und Männer in Aufsichtsräten börsennotierter sowie großer Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten festlegt.
Mangel an Vorbildern
„Besonders in Zeiten von Arbeitskräftemangel wird Frauen oft der rote Teppich ausgerollt. Nicht nur in der Industrie, auch im Consulting ist es gang und gäbe, weiblichen Teammitgliedern als Vorständinnen oder Partnerinnen Führungsverantwortung zu übertragen”, weiß Coaching-Fachfrau Judith Girschik vom Leadership Institute in Wien. Die Anzahl weiblicher Führungskräfte steigt, so Girschik weiter, doch Selbstzweifel bezüglich Workload und Managementfähigkeiten sind bei vielen hochqualifizierten Frauen noch immer vorhanden. Sie gehen so weit, dass sich Frauen bestimmte Management-Jobs nicht zutrauen, da es an Vorbildern mangelt.
Es geht auch ohne „Ellbogen”
„Um als Frau heute Karriere zu machen und die Führungsetage von Unternehmen zu entern, braucht es neben Fachkompetenz auch ‚soft skills', also das nötige Fingerspitzengefühl im Umgang mit der neuen Umgebung und um sich in der neuen Rolle zu etablieren”, erläutert Girschik, „direkt, dominant, rücksichtslos. Das sind typisch männliche Eigenschaften, die Führungskräften oft zugeschrieben werden. Emotion und Empathie zählen demnach nicht zu den hervorstechendsten Zuschreibungen von Managern und Managerinnen. Das hält viele Frauen davon ab, sich ernsthaft für Top-Managementpositionen zu interessieren.”
Eines, so Girschiks Tipp, sollten Frauen jedoch keinesfalls tun – nämlich, sich männliche Ellbogentechnik anzutrainieren und einzusetzen.