••• Von Eva-Louise Krémer
WIEN. Im Rahmen des HR Inside Summit wird Peter Kreuz von seiner Initiative „Rebels at Work” berichten. medianet hat mit ihm darüber gesprochen, wie kritische Geister ein Unternehmen vorantreiben können und warum sie es bisweilen auch sehr schwer haben, offene Ohren für ihre Ideen zu finden.
medianet: Sie sprechen am HR Inside Summit am 9. Oktober über Ihre Initiative ‚Rebels at Work'. Was darf man sich darunter vorstellen?
Peter Kreuz: Zukunft braucht mutige Veränderer, die neu denken und sich für Ideen engagieren, die im Widerspruch zu den üblichen weit verbreiteten Routinen stehen. Ich nenne sie Rebels at Work. Damit sind keine Quertreiber oder Krawallmacher gemeint, sondern kritische Geister, die sich mit der Firma identifizieren, aber zugleich Überzeugungen haben, die der herrschenden Kultur zuwiderlaufen. Sie sind weder Sonderfall noch lästige Störung, sondern vielmehr wichtige Geburtshelfer des Neuen. Solche Typen brauchen wir dringender denn je. Und ich finde, dass es allerhöchste Zeit ist, diesen Menschen Gehör zu verschaffen.
medianet: Warum haben es die Veränderer dann so schwer in vielen Unternehmen?
Kreuz: Jeder Neuerer hat eben all die zu Feinden, die aus der alten Ordnung die meisten Vorteile ziehen. Wer also wagt, die alten Gewissheiten zu hinterfragen, ruft sofort die Widersacher und Bedenkenträger auf den Plan. Das Neue ist für sie extrem störend, weil es sie zwingt, von ihren liebgewonnenen Routinen abzuweichen. Deshalb gehen sie in die Abwehrhaltung. Ich sage den Führungskräften immer, dass Innovationsfähigkeit im eigenen Kopf beginnt – da sind die Barrieren gegen die Erneuerung besonders hoch und breit.
medianet: Wie führt man erfolgreich in einem Umfeld der Digitalisierung?
Kreuz: Statusunterschiede wie das Chefbüro, Kleiderordnung oder die Vorstandskantine sind mittlerweile in vielen Unternehmen auf dem Schrottplatz der Geschichte gelandet. Die alte Hackordnung befindet sich in der Auflösung ebenso wie die sichtbaren Attribute der Macht. Und weil Äußerlichkeiten verschwinden und Hierarchien flacher werden, glauben viele, dass damit auch die Führung an Bedeutung verloren habe.
medianet: Und, stimmt das?
Kreuz: Nein, das ist ein Irrglaube. Wir brauchen immer noch Führung. Aber keine, die Folgsamkeit belohnt, sondern Offenheit gegenüber Neuem fördert und Mitarbeiter stärkt, die neu denken und sich für Ideen engagieren, die auch mal im Widerspruch zu den üblichen Routinen stehen. Hier erlebe ich eine paradoxe Situation. Das sind zwar weithin akzeptierte Eigenschaften von Innovatoren und Entrepreneuren, aber wehe, wenn das in den tradierten Strukturen jemand wagt. Vollkommen irre ist, dass die meisten Unternehmen Ideenreichtum von Mitarbeitern fordern, tatsächlich aber Anpassung belohnen.
medianet: Haben Sie Tipps, wie ein Unternehmen seine Innovationskraft beflügeln kann?
Kreuz: Erstens: Weglassen, radikal entrümpeln und mental durchlüften. Ein enges Regelwerk legt nicht nur die Organisation lahm, es erzieht Menschen auch dazu, Regelbefolger zu werden. Zweitens, bei den Mitarbeitern konstruktive Kritik und unbeirrtes Hinterfragen fordern und fördern und zwar ohne Rücksicht auf Hierarchien oder Interessen. Und drittens, alte Denkgrenzen sprengen, neue Einsichten aufspüren und Experimente wagen. Und das ist Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil ausnahmslos alle, die offen experimentieren, dabei auch Rückschläge erleiden. Segen, weil nur diejenigen neue Ufer erreichen, die aufbrechen und mutig neue Wege ausprobieren.
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