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Aus 13 wird 10Die Umsatzsteuer auf Übernachtungen wird wieder gesenkt: Damit werde eine „falsche Maßnahme der Steuerreform 2016” korrigiert, so Tourismusministerin Elisabeth Köstinger.

Redaktion 04.05.2018

Alles neu macht der Mai

Auch in der Tourismusbranche wurde jetzt ein Mindestlohn von 1.500 Euro für eine Vollzeitbeschäftigung eingeführt.

WIEN. Die boomende Tourismusbranche sucht händeringend nach Kellnern, Köchen und Co. Dennoch stehen die Jobs bei vielen Beschäftigten bzw. Arbeitsuchenden nicht hoch im Kurs: Arbeitnehmer in der Gastronomie und Hotellerie klagen über unregelmäßige Arbeitszeiten, hohe gesundheitliche Belastungen und schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Rund 216.000 Menschen arbeiteten 2016 in Österreich im Beherbergungs- und Gastronomiesektor, so der aktuelle Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich. Das sind um 14% mehr als zehn Jahre zuvor. Dieser Anstieg basiert zum größten Teil auf einer Zunahme von atypischen Arbeitsverhältnissen: Zwischen 2008 und 2015 ist die Zahl der geringfügig Beschäftigten im Tourismus­sektor um beinahe 61% gestiegen. Ein Viertel arbeitet mittlerweile geringfügig, mehr als 40% sind teilzeitbeschäftigt.

Längere Krankenstände

22% der Arbeitnehmer im Tourismus – und 29% der Köche – fühlen sich stark durch ständigen Arbeitsdruck ohne Verschnaufpausen belastet; im Durchschnitt aller Branchen sagen das „nur” 16%.

Für die überwiegende Mehrheit der Gastro-Beschäftigten gehört Wochenendarbeit zur Normalität, ein Viertel muss häufig nachts arbeiten. Darunter leidet die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Privatleben: Nur 68% der Gastronomiebeschäftigten bezeichnen diese als gut, unter sonstigen Beschäftigten sind es 81%. Vor allem Kellner bewerten zu rund einem Drittel ihre Vereinbarkeit nur als mittel bis schlecht. Und für Eltern ist die Arbeit in der Gastronomie oft nur schwer mit Kinderbetreuungspflichten vereinbar: 37% der Gastronomiebeschäftigten mit Kindern im Haushalt bewerten die Vereinbarkeit als mittel bis schlecht.
All diese Belastungsfaktoren zeigen Wirkung: Gastronomie-Beschäftigte sind durchschnittlich 11,3 Tage pro Jahr im Krankenstand und somit um 1,5 Tage länger als der Durchschnitt aller Beschäftigten. Und nur die Hälfte der Beschäftigten glaubt, bis zur Pension im jetzigen Job durchzuhalten.

Mehr Geld für jeden Zweiten

Als Grund für den Mitarbeitermangel in Gastronomie und Hotellerie wird immer wieder die Bezahlung angeführt. Tatsächlich hat die Branche erst heuer am 1. Mai den Mindestlohn von 1.500 € brutto für eine Vollzeitbeschäftigung eingeführt. Von dieser Anhebung profitiert wegen des allgemein niedrigen Lohnniveaus rund die Hälfte der 220.000 Beschäftigten, rechnete kürzlich die Gewerkschaft vida vor.

Erleichterung für Arbeitgeber

In der letzten Kollektivvertragsrunde wurde des Weiteren eine Anhebung der Lehrlingsentschädigung um bis zu 30 € im Monat und ein Anstieg des Nachtarbeitszuschlags um 50 ct beschlossen.

Auf der Wunschliste der Arbeitnehmervertreter steht in weiterer Folge jetzt „zumindest ein freies Wochenende” pro Monat.
Auch die Arbeitgeber wurden zuletzt entlastet: Der Nationalrat hat Ende März mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ und Neos die Mehrwertsteuer auf Nächtigungen wieder von 13 auf zehn Prozent gesenkt; gelten wird das ab November. Die Steuer war erst 2016 von zehn auf 13 Prozent angehoben worden, um die letzte Steuerreform zu finanzieren. Mit der Änderung löse man eines der zentralen Wahlversprechen ein, betonte Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). (red)

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