Margarete Landertshammer und Herbert Kritsch sind schon in jungen Jahren abrupt in die Führungsrolle von Hel-Wacht gekippt. Das soll beim Übergang von der aktuellen auf die nächste Generation ganz anders sein, haben sich die Geschwister vorgenommen. Der große Vorteil: Es handelt sich nicht nur um zwei, sondern gleich vier Personen, die die Geschicke des Traditionsunternehmens mitgestalten werden. Alle können sich ohne großen Druck im Unternehmen zurechtfinden und werden wo immer es nur geht unterstützt – so können Stärken bestens eingesetzt werden.
Stephanie Kerenyi ist die älteste und Tochter von Margarete. Sie arbeitet schon länger im Unternehmen mit, ist Teil der Geschäftsleitung. „Ich bin die älteste der ‚nächsten Generation' und schon seit elf Jahren mit dabei”, erzählt Stephanie. „Die Firma war für mich immer wichtig. Nach der HAK habe ich Betriebswirtschaft und Landwirtschaft studiert.” Parallel dazu hat sie in Berlin den Master zu Unternehmenssicherheit absolviert.
Maximilian Kritsch wiederum ist Herberts Sohn, kümmert sich um Einkauf, Vertrieb und die Immobilien. „Ich habe den Bachelor in Wirtschaftsinformatik gemacht sowie den Master für Information Science; gegenwärtig mache ich noch einen für Immobilienmanagement und -bewertung”, erzählt Maximilian Kritsch.
Im Betrieb
Sebastian Landertshammer, Sohn der aktuellen Chefin, ist studierter Betriebswirt und hat ein besonderes Augenmerk auf die EDV. Die jüngst erfolgte Umgestaltung wurde von ihm begleitet. Er hat das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen abgeschlossen und macht nach zwei Jahren Arbeitserfahrung im Familienunternehmen den Master für Unternehmensführung mit dem Schwerpunkt auf Familienunternehmen: „Es geht auch viel um Purpose-driven Management, weil ein Unternehmen auf die Zukunft ausgerichtet sein muss.”
Und dann gibt es noch Stella Landertshammer, seine Schwester, die Jüngste. Sie studiert noch, gestaltet aber die CI mit und kümmert sich um einen modernen Auftritt, vor allem in den Sozialen Medien. Sie hat noch keinen Titel, aber ein Diplom in Mediendesign. Derzeit studiert sie Grafikdesign.
Sanfter Übergang
Wie gestaltet nun die Elterngeneration die Übergabe im Detail? Schließlich sind alle vier unterschiedlich alt und an verschiedenen Punkten der Ausbildung in ihrem Leben. „Als Älteste arbeite ich natürlich schon lange mit, und die Übergabe erfolgt kontinuierlich”, sagt Stephanie, „wo wir dann stehen, wenn unsere Eltern aufhören wollen, werden wir sehen.”
Es sei ein Prozess, der keinen vordefinierten Mustern folgt, meint Maximilian: „Wir sind alle herzlich eingeladen, unsere Stärken an verschiedenen Punkten mit einzubringen. Es heißt nicht: Du musst das machen und du das andere.” Je nachdem, kann in die verschiedenen Bereiche hinein-geschnuppert werden und dann stellt man sich Fragen, wie er ausführt: „In welchem Bereich fühle ich mich wohl? Finde ich eine geeignete Funktion?”
Sie arbeiten sich Schritt für Schritt in die Materie ein. Ein Beispiel bringt Sebastian: „Wir waren an der Planung des Neubaus in der Scheydgasse beteiligt. Stück für Stück setzten wir uns damit auseinander, wo wir uns am besten einbringen, wie wir unsere Kompetenzen aufteilen können.”
Auch Stella, die Jüngste, bestätigt das. „Es ist kein Zwang”, sagt sie, „wir packen an und schauen, was daraus wird. Beeindruckend ist unser Zusammenhalt.”
Verantwortung übernehmen
Wer sich von den Vieren gegen ein Mitarbeiten entscheidet, kann das tun. Immerhin sei es aufgrund der langen Geschichte des Hauses eine Riesenverantwortung, die jeder einzelne übernehme: „Aber es ist etwas Schönes und Tolles”, wie Stephanie erklärt.
Das Wissen werde seit Generationen weitergegeben. Dass sie nicht ins kalte Wasser gestoßen werden, sei ein großer Vorteil; so könne man, wie Maximilian meint, auch andere Leidenschaften, wie in seinem Fall die Immobilienbewirtschaftung, mit einbringen: „Es ist eine Herausforderung. Und: Die Verantwortung, unternehmerisches Risiko zu tragen, gibt es in jedem Betrieb. Unsere Firma, die schon so viele Krisen gemeistert hat, fordert von uns: Gebt euer Bestes.”
Neu gebaut
Dazu gehört im Jahr 2022 natürlich auch, zukunftsfit zu sein – nicht nur hinsichtlich der persönlichen Ausbildung und Erfahrung, die ein Familienunternehmen brauche, sondern auch im Sinne des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit.
Insofern brachten sich die Vier auch beim Neubau ein, denn dieser musste energieeffizient den Anforderungen der heutigen Zeit hinsichtlich z.B. Klimaschutz entsprechen. „Der große Vorteil für die Basis der neuen Firmenzentrale war das Bestandsobjekt in der Scheydgasse”, sagt Stephanie, „so musste kein weiterer Boden versiegelt werden, das fanden wir alle besonders positiv. Jetzt sind Verwaltung und Zentrale wieder an einem Ort.” Die Pandemie habe dazu geführt, dass man die Prozesse ohnehin schon so optimal wie möglich gestaltet hat, daran arbeite man laufend.
Die gesamte Kommunikation – vom E-Mail-Versand sämtlicher Dokumente angefangen bis hin zur Informationseinholung von den Mitarbeitern im Sicherheitsdienst –, alles läuft nun digital ab.
Klimaneutralität
Dieser Prozess gilt aber gerade für diese neue Generation keinesfalls als abgeschlossen. Der elektrifizierte Fuhrpark, PV-Anlage, Wärmepumpe, Bauteilaktivierung – das gehört für sie einfach dazu.
„Das ging nicht von heute auf morgen”, weiß Maximilian, „aber wir konnten unsere Zukunftsvision in die Realität umsetzen.” Ein Beispiel: Hel-Wacht wächst, das führt in dieser Branche zu einem höheren Bedarf an Motorisierung. Einerseits gab es den Platz in der Innenstadt irgendwann nicht mehr, um alle Dienstfahrzeuge zu parkieren, andererseits „gibt es ohnehin zu viele Autos dort”. Und so stand das Streben nach Klimaneutralität im Mittelpunkt des Umbaus. Der erzeugte Strom wird zum Tanken des Fuhrparks verwendet. Allerdings gibt es zum Idealismus noch eine Portion Realismus, denn die digitalisierten Leistungen müssen auch dann funktionieren, wenn der Strom ausbleibt: „Wir haben natürlich ein Notstromaggregat, das mit fossilem Brennstoff betrieben wird. Mit diesem kommen wir zwei Wochen ohne Strom aus.”
Digitale Zukunft
Um die Prozesse digital abzubilden, investierte man unter tatkräftiger Mithilfe von Sebastian zuletzt auch in die Neugestaltung der elektronischen Datenverarbeitung. Hierbei handelte es sich um ein Projekt, das zum Stichtag 1.10. fertig sein musste. Schließlich verändert sich die digitale Welt schnell, die Möglichkeiten werden immer vielfältiger. „Ein Riesenprozess”, sagt Stephanie.
„Die Herausforderung war”, meint Sebastian, „aus dem alten System die Daten ins neue zu bekommen und mit Daten der Alarmempfangsstelle zu verknüpfen. Unser Ziel war es, am Ende systemübergreifend auf alle relevanten Daten zugreifen zu können, die wir im Alltag schnell brauchen – von der Personaldisposition bis zur Verrechnung.” Hier ist er wieder, der Gedanke an Effizienz, an Vereinfachung dank neuer Entwicklungen. Die Hingabe zur Innovation, die Hel-Wacht in den letzten Jahrzehnten ausgemacht hat, hat sich also auch auf die nächste Generation übertragen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Verknüpfen von digitaler und analoger Innovation. Während man vor Jahren noch riesige Serverräume brauchte, sind moderne IT-Lösungen viel schlanker geworden. „Früher hatten wir die Idee, mit der Abwärme der Rechner unser Objekt zu beheizen, das Rechenzentrum war größer geplant, als es am Ende wurde”, sagt Maximilian. „Mittlerweile sind die Komponenten aber so energieeffizient, dass wir keine so große Menge an Abwärme produzieren, um sie nutzen zu können. Insgesamt verbrauchen wir nun weniger Energie als vorher.”
Weitere Innovation
Noch eine Innovation: Hel-Wacht hat ein elektronisches Wachbuch und Informationstool selbst entwickelt. Der Mitarbeiter kann sich vor Ort einloggen, der Kunde kann beim Rundgang quasi mitgehen. Die Zeitaufzeichnung kommt auch sofort in die Zentrale. Vorkommnisse während des Dienstes werden aufgezeichnet und in Echtzeit an die Leitstelle weitergeleitet.
Doch dabei bleibt es nicht. „Wir müssen auch bei dem Auftritt nach außen hin darauf schauen, up to date zu sein”, erklärt Stella. Das fängt bei der Website an und geht bis hin zur Corporate Identity und den Sozialen Medien: „Ich achte darauf, dass es einen roten Faden gibt.”
Auf in die Zukunft!
Wo geht es hin? Die Herausforderungen an ein Familienunternehmen sind groß, wohl schon ohne die Geschehnisse der letzten drei Jahre. Gewisse Themen wie Klimafitness oder digital in der Moderne anzukommen, sind schon angegangen worden. Was kann noch folgen, auf welche Fragen muss man eine Antwort haben?
Da wäre auf jeden Fall der Arbeitsmarkt zu erwähnen, der stark im Wandel ist. Auch hier braucht es Angebote an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die andere Vorstellungen haben als jene vor ein paar Jahrzehnten.
„Wir sind ein Termingeschäft”, weiß Maximilian, „wenn ein Juwelier um neun Uhr anfängt, dann muss ein Sicherheitsmitarbeiter vor Ort sein.” Auch hier sucht man individuelle Lösungen für die MitarbeiterInnen. Nicht jeder muss Vollzeit arbeiten, so mancher würde auch lieber in der Nacht arbeiten. Aber die Angebote der Sicherheitsfirma hängen auch von den Kunden ab, die man gewinnt. So hat sich der Frauenanteil in den letzten Jahren erhöht, seit Hel-Wacht die Wiener Gerichtsgebäude betreut.
„Dort braucht man immer parallel einen Mann und eine Frau”, weiß Stephanie, „und es sind Kurzzeitdienste möglich, was für Männern und Frauen, die Kinder zu betreuen haben, gut ist.” Im Endeffekt geht es auch für die nächste Generation darum, dass man das Beste für Kunden und Mitarbeiter schafft. Damit deckt man alle Bereiche der Nachhaltigkeit ab.
„Die Geschäftsfelder, die durch die Digitalisierung sich ergeben, wollen wir forcieren. Eine IP-basierte Überwachung von Solarkraftfeldern aus Spanien inklusive Videoüberwachung – wer hätte gedacht, dass so etwas möglich ist?”, meint Maximilian. Am Ende scheint aber eines klar: Auch in Zukunft wird es Menschen brauchen, die die Sicherheit in Gebäuden, Aufzügen oder im Privatbereich garantieren können. Die neue Generation im Traditionsunternehmen Hel-Wacht ist dafür gerüstet – mit Sicherheit.