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Redaktion 08.09.2023

Nachhaltige Produkte aus nachhaltigen Lieferketten

Nicht bloß Gesetze, wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, sondern auch Kundenanforderungen beschleunigen die Entwicklung.

Nachhaltiges Wirtschaften – umweltfreundlich, fair und gesetzeskonform – steht im Fokus der Industrie. Grund dafür sind neben Gesetzen, wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und der Europäischen Lieferkettenrichtlinie (CSDDD), insbesondere steigende Kundenanforderungen. Die Vorteile sind vielseitig: Durch nachhaltiges Wirtschaften lassen sich nicht nur Kosten bei Energie- und Rohstoffausgaben reduzieren, sondern auch Marktpotenziale erschließen. Je nach Industrie spielen die Verbraucher und das Image des Unternehmens eine entscheidende Rolle für die Zukunftsfähigkeit.

Dabei stehen klare Umweltziele, der Transparenzanspruch und der Wunsch nach „grünen Produkten” im Vordergrund. Der Gesetzgeber wird mit dem geplanten europäischen LkSG eindeutige Vorgaben festschreiben. Fakt ist: Greenwashing funktioniert nicht mehr. Gesetzgeber und Konsumenten erwarten nachhaltige Produkte aus nachhaltigen Lieferketten.

Zulieferer entscheidend

Industrieunternehmen sind bei ihren Bestrebungen in Richtung Dekarbonisierung auf die Zulieferbasis angewiesen. Denn je nach Branche liegen über 80 Prozent der CO2-Emissionen des Endprodukts in der vor- und nachgelagerten Supply Chain. Durch pragmatische Hebel lässt sich Nachhaltigkeit bei Lieferanten steuern, mit positiven Auswirkungen auf den eigenen Gewinn. Nachhaltigkeit sollte hier bewusst in einem gesamtheitlichen ESG-Kontext verstanden werden. Das wirkt sich auf das Lieferantenmanagement aus: Stehen heute noch Qualität, Stabilität, Kosten und Zeit auf dem Prüfstand, rückt nun die Nachhaltigkeit in den Fokus. Insbesondere bei Lieferanten mit einem hohen Wertschöpfungsanteil oder schwerer Substituierbarkeit ist die Entwicklung erfolgskritisch. Der erste Schritt sollte eine partnerschaftlich durchgeführte Analyse des Status quo sein.

Nachhaltigkeit erreichbar

Der Weg zur Nachhaltigkeit in den Lieferketten ist keine Hexerei – Michael Reinisch, Partner für Procurement & Supplier Management bei Horváth, und Markus Wenzel, Partner für Supply Chain Management & Produktion, erklären die Schritte zum Erfolg.

medianet:
Was sind die großen Herausforderungen für Unternehmen in der nachhaltigen Gestaltung der Lieferkette?
Michael Reinisch: Das größte Problem ist die fehlende Transparenz, spätestens bei Vorlieferanten. Wer verursacht wie viel CO2, und mit welchen Hebeln können kurz- und mittelfristig die größten Einsparungen erzielt werden? Ergänzend beobachten wir oftmals, dass die Unternehmen nah am Endkunden mit hoher Sichtbarkeit bereits viele Maßnahmen im eigenen Unternehmen umgesetzt haben. Dieses Know-how fehlt bei den kleineren Betrieben in der vorgelagerten Kette.

medianet:
Wie gehen erfolgreiche Unternehmen diese Hürden an?
Markus Wenzel: Dekarbonisierung ist Aufgabe der gesamten Lieferkette, und daher ist Kollaboration der Schlüssel. In unseren Projekten gehen wir oft gemeinsam mit unseren Kunden und ihren Lieferanten die Wertschöpfungskette entlang und entwickeln eine gemeinsame Strategie und eine Roadmap, die auch wirtschaftlich vertretbar sind.

medianet:
Das heißt, dem Einkauf kommt eine Kernrolle zu?
Reinisch: Definitiv. Im Verantwortungsbereich des Einkaufs liegen in vielen Unternehmen mehr als 80 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks. Das Thema Nachhaltigkeit muss in den Warengruppenstrategien genauso verankert werden, wie in Prozessen und Governance-Strukturen. Dementsprechend wichtig ist es, hier anzusetzen. Neben dem Thema Ökologie steht dabei natürlich auch das Thema soziale Nachhaltigkeit im Fokus.

medianet:
Was sind die ersten Schritte für die Reduktion der Treibhausgase?
Reinisch: Wir verfolgen einen faktenbasierten Ansatz; dabei sind die Quellen der Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette die Grundlage. Hierfür erheben wir den individuellen ‚Product Carbon Footprint'. Daraus lassen sich die wesentlichen Ansatzpunkte zur zukünftigen Reduktion ableiten.

medianet:
Wie finden Sie dann gemeinsam mit Ihren Kunden die richtigen Maß­nahmen?
Wenzel: Hier zeigt die Erfahrung, dass es sehr Industrie-spezifisch ist. Generell sehe ich drei Handlungsfelder:
1. Effizienzmaßnahmen,
2. Energiestrategie & -management und
3. Prozess- und Technologie-Änderungen.

Natürlich unterscheiden sich diese Handlungsfelder im benötigten zeitlichen Vorlauf sowie in der Investitionsintensität. Vor dem Hintergrund sind insbesondere Effizienzmaßnahmen in den Produktionsprozessen sowie im Energiemanagement oftmals die ersten Schritte. Ein guter Ansatz ist hierbei die Befähigung der Lean & Operational Excellence-Einheiten als lokale Experten in den Werken.


medianet:
Das heißt, der Fokus Ihrer Projekte liegt in den Produktionswerken?
Reinisch: Hier entstehen die Emissionen. Die führenden Unternehmen im Bereich Dekarbonisierung haben aber auch die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen – ein stringentes Portfolio-Management zur Sicherung des richtigen Fokus und die Integration der ESG-Dimensionen in die Unternehmenssteuerung und Incentivierungsmodelle. So werden die Ergebnisse auch nachhaltig abgesichert!

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