FINANCENET
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Erste-General Andreas Treichl: Statt Banken- und Finanztransaktionssteuern lieber Geld für die Wirtschaft und Arbeitsplätze.

04.03.2016

Bei der Ersten läufts rund

968,2 Millionen Euro Gewinn und 50 Cent Dividende für das Geschäftsjahr 2015 lassen die Mühen der Ebene vergessen.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Man kann nicht sagen, dass die Erste Group in den letzten Jahren vom Erfolg verwöhnt wurde: Unter anderem hatten Schmerzen in Ungarn und ein saftiger Verlust von 1,382 Milliarden Euro für 2014 auf die Stimmung gedrückt.

Jetzt hat sich die Lage um 180 Grad gedreht: Alte Wunden sind verheilt, das Geschäft läuft rund. „Ein Nettogewinn von fast einer Milliarde Euro, eine starke Kapitalbasis und deutlich niedrigere Risikokosten für das Jahr 2015 zeigen, dass wir in den letzten Jahren unsere Hausaufgaben gemacht haben”, vermeldete Andreas Treichl, Generaldirektor der Erste Group Bank AG. Unterm Strich holte die Erste Group einen Gewinn von 968,2 Millionen Euro.

Wachstum im Osten

Das anhaltend niedrige Zinsumfeld hinterlässt im Zinsüberschuss seinen Fußabdruck; der ging von 4.495,2 auf 4.444,7 Millionen Euro zurück, trotz eines soliden Anstiegs der Kundenkredite (netto).

Die wiederum erhöhten sich dank des starken Wirtschaftswachstums der Volkswirtschaften in Zentral- und Osteuropa, vor allem in Tschechien, der Slowakei, aber auch in Österreich, um 4,2 Prozent, konnten allerdings nicht die Effekte der niedrigen Zinsen gänzlich ausgleichen.

Stark in Vermögensverwaltung

Der Provisionsüberschuss verringerte sich nur leicht von 1.869,8 auf 1.861,8 Millionen Euro, vor allem dank der anhaltend starken Ergebnisse aus der Vermögensverwaltung und dem Depotgeschäft.

Das Handels- und Fair Value-Ergebnis sank von 242,3 auf 210,1 Millionen Euro. Die Betriebserträge gingen moderat auf 6.771,8 Millionen (–1,5 Prozent oder 6.877,9 Millionen Euro) zurück.
Der Verwaltungsaufwand stieg auf 3.868,9 Millionen (+2,2 Prozent oder 3.787,3 Millionen Euro). In Summe führte dies zu einem Rückgang im Betriebsergebnis auf 2.902,9 Millionen Euro (–6,1 Prozent oder 3.090,7 Millionen Euro).

Die Kosten-Ertrags-Relation belief sich auf 57,1 Prozent (55,1 Prozent).

Weniger Vorsorgen

Die „normalen” Problemkreditvorsorgen und Wertberichtigungen sanken bei der Erste Group 2015 deutlich – auch, weil nach den ­vorangegangenen außerordentlichen Abschreibungen von 2014 wieder ordentlich Geld hereinkam. Extra verdaut werden mussten 2015 aber allerlei Sonderlasten im Kreditgeschäft in Kroatien und in Rumänien.

Vor allem in Kroatien drückte der Franken: Die Erste musste für den Zwangsumtausch von Frankenkrediten viel Geld zur Seite legen, was im abgelaufenen Jahr rund 129,5 Millionen Euro gekostet hat und der dortigen Tochter einen saftigen Verlust einbrachte. Nach Konsumentenschutzklagen in Rumänien – wo gerade um Zinsberechnungen gestritten wird – mussten 101,6 Millionen Euro eingestellt werden.
Das Privatkundengeschäft – das anderen wie dem Konkurrenten Bank Austria heftige Kopfschmerzen bereitet – ist für Erste-General Treichl stark im Fokus „Wir sind daran extrem interessiert. Es ist in allen Ländern unser größter Ertragsbringer.”

Steuer-Weh

Weh tun die Banken- und Finanztransaktionssteuern: „Auch 2015 fielen mit 450 Millionen die populistischen Kosten, die wir im Ergebnis verdauen mussten, wieder hoch aus und erreichten fast die Hälfte unseres Nettogewinns von 968,2 Millionen Euro. Diese Summe wäre sicherlich in Kredite an die Wirtschaft und somit in Arbeitsplätze besser investiert gewesen”, monierte Treichl.

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