FINANCENET
© PantherMedia gemenacom

Zettelwirtschaft: Der Verwaltungsakt zum Bau einer Lagerhalle dauert in Österreich 222 Tage – in Finnland keine 70.

Redaktion 30.08.2024

Dringend gesucht

Mehr Wachstum braucht das Land meint der Think-Tank Agenda Austria und fordert dringend Maßnahmen.

WIEN. Das österreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im Vorjahr um 0,8% zurück. Für das laufende Jahr rechnen Experten bestenfalls mit einer Stagnation.

„Pro Kopf sind wir seit 2019 sogar um 1,7% geschrumpft. Damit ist Österreich Schlusslicht in der EU. Die nächste Regierung wird sich also mit der Frage beschäftigen müssen, wie sie die Wirtschaft wieder ankurbeln kann. Per Knopfdruck geht das leider nicht, aber ein paar wirksame Hebel gibt es durchaus“, meint Agenda-Austria-Ökonom Jan Kluge.

Das Kernproblem ist die schleppende Entwicklung der Produktivität. Die österreichischen Erwerbstätigen schaffen kaum mehr als vor einem Vierteljahrhundert. Kein Wunder: Sie arbeiten ja auch immer weniger. Fast jeder dritte Erwerbstätige arbeitet inzwischen Teilzeit. Wer will es ihnen verübeln?

Den Faktor Arbeit entlasten
„Vollzeitarbeit wird wieder beliebter, wenn sie steuerlich nicht mehr so drakonisch bestraft wird“, so Kluge. „Vor allem für mittlere Einkommensbezieher muss es eine deutliche Entlastung geben.“ Eine Flat Tax bis zur Höchstbeitragsgrundlage wäre eine gute Idee, bei welcher die finanziellen Anreize, eine Stunde länger zu arbeiten, konstant hoch sind.

Zielgerichtete Investitionen
„Aber auch pro Stunde müssen wir produktiver werden. Und hier kommen wir wieder zum technischen Fortschritt. Wir brauchen zielgerichtete Investitionen in Forschung und Entwicklung. Österreich gibt dafür zwar viel Geld aus, erntet aber nur ziemlich kleine Früchte“, sagt der Ökonom. Die OECD empfiehlt schon lange, dass sich die öffentliche Hand etwas zurücknehmen und mehr auf den Output der Forschungsbemühungen achten sollte. Innovation entsteht dort, wo Private auf eigenes Risiko forschen; dabei können sie dann gezielt mit Steuergeld unterstützt werden. Doch Innovation braucht auch Kapital. Leider ist der kleine österreichische Kapitalmarkt noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Wer Geld braucht, ruft seine Bank an. Doch wer nur eine Idee im Gepäck hat, kriegt keinen Kredit von der Dorfsparkasse. Kluge fordert daher steuerliche Anreize für Investoren, um die Tür für Wagniskapitalgeber zu öffnen. (rk)

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL