FINANCENET
© APA/EPA/Frank Rumpenhorst

Redaktion 10.09.2015

Leichte Eintrübung nach dem fulminanten Halbjahr

Die Austro-KAGs sahen heuer Rekorde beim Fondsvolumen; trotz der China-Dellen an den Börsen bleibt die Branche zuversichtlich.

WIEN. In der Vorwoche teilte die Europäische Zentralbank mit, dass sie den wichtigsten Leitzins, zu dem sich die Banken für eine Woche Zentralbankgeld leihen können, weiterhin rekordtief bei 0,05% belässt. Gleichzeitig hatte die EZB ihre Wachstums- und Inflationsprognosen – wegen des gesunkenen Ölpreises und der Schwäche in den Schwellenländern – für die Euro­zone deutlich gesenkt.

EZB: Volle Power voraus

Mehr noch: EZB-Präsident Mario Draghi will nicht nur den monatlichen Umfang der Wertpapierkäufe von 60 Mrd. Euro durch die EZB voll ausschöpfen. Zudem kündigte er an, die Obergrenze beim Anleihenkauf je Titel von Fall zu Fall auf 33 von derzeit 25% zu erhöhen. Die Euro-Hüter fluten seit März das Finanzsystem durch den Kauf von Staatsbonds der Euro-Länder jede Woche mit Milliarden.
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer geht daher davon aus, dass die EZB ihre Geldpolitik weiter lockern wird, wohl noch im Dezember. Dabei sei eine Aufstockung der monatlichen Käufe wahrscheinlicher als eine bloße Fortsetzung der Käufe über September 2016 hinaus.
Eine weitere Lockerung der Geldpolitik würde den Druck auf den Eurokurs verstärken. „Mit einer Zinsanhebung durch die Fed Mitte September käme es wohl zu einer EUR/USD-Notiz unter 1,10“, so die Raiffeisen in einer Analyse. Die Zeichen stehen auf grün, denn die Arbeitslosenquote für August sank in den USA auf 5,1% – der niedrigste Stand seit fast siebeneinhalb Jahren. Nicht wenige Sparer überlegen, ob sich ein Fremdwährungskonto in US-Dollar lohnt, um Tagesgeld und Festgeld in US-Dollar anzusparen.

Dollar-Parität vielfach erwartet

Daniel Franke vom Finanzportal Tagesgeldvergleich.net hält die Entwicklungen für interessant, neben  den (höheren) Zinsen winkten Währungsgewinne: „Die amerikanische Bank JP Morgan prognostiziert derzeit für 2016 sogar einen Wechselkurs von 0,95 Euro für einen US-Dollar. Manche Strategen rechnen mittelfristig mindestens damit, dass der Eurokurs paritätisch zum Dollar steht“, so Franke.
„Viele Faktoren sprechen für die Eröffnung eines derartigen Kontos“, sagt auch Ulrich Fielitz, Betreiber des Portals www.dollarkonto.com, auf dem sich eine Liste der Bankinstitute, die für Österreicher infrage kommen, befindet. Die US-Zinsen werden in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren wohl deutlich stärker steigen als jene im Euroraum, sagen etliche Banker.
Frankes Rechenbeispiel: Wer kürzlich 10.000 Euro in Dollar gewechselt hat, erhielt ca. 11.000 Dollar je Euro. Angelegt wird das Geld z.B. auf einem Festgeldkonto in US-Dollar für 12 Monate. Wird der Greenback in diesem Zeitraum stärker, und der Wechselkurs liegt nach 12 Monaten bei 1,05, zahlt die Bank schlussendlich 10.500 Euro plus Zinsen aus – ein Währungs­gewinn von 5%.
Allerdings, eine „gemähte Wiese“ ist der Dollarkonto-Spaß nicht, denn die „Kursschwankungen können die Zinsgewinne übersteigen“, warnt Fielitz – in beide Richtungen. „Die Nachteile und Risiken ergeben sich durch die Variabilität der Einflussfaktoren, die den Dollar-Kurs beeinflussen. Dabei spielt es durchaus eine Rolle, ob es sich um aktuelle ungünstige Veränderungen oder um absehbare oder wahrscheinlich eintreffende künftige Veränderungen einer Variablen handelt. Devisenkurse werden wie Aktienkurse maßgeblich von zukünftigen Erwartungen getragen.”
Worauf man noch achten sollte: Welche Margen die Bank dem Kunden anlastet oder wie die Kurse im einzelnen abgerechnet werden. Deren Devisenmittelkurs entspricht nicht unbedingt dem EZB-Referenzkurs. „Die Streuung des Kapitals auf andere Währungen kann dem Portfolio Stabilität und etwas Extrarendite bringen“, rät Fielitz.

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