FINANCENET
kurt sattlegger 03.04.2015

Noch mehr Superreiche auch hier

Privatbanken Die Zahl der Reichen steigt, ihr Vermögen auch – gute Zeiten für Private Banking; Bank Austria verwaltete 11,2% mehr im Jahresvergleich

Erste Private Banking setzt auf europäische Werte und Alternative Investments wie Hedgefonds, Diamanten und Gold.

Wolfgang Traindl, Private Banking Erste Bank: „Wir glauben an Diamanten.”

Wien. Die Reichen werden nicht nur reicher, sie werden auch immer mehr. In Österreich stieg die Anzahl der Superreichen (Menschen mit mehr als 30 Mio. USD bzw. 27,8 Mio. Euro Vermögen) von 2004 bis 2014 um 53% auf 1.460 Personen. Gut für die Privatbanken: Sie verwalten knapp die Hälfte des Vermögens der Reichen und Superreichen und dieses wächst offenbar kräftig weiter: Es soll nach Schätzungen der Erste Bank heuer um 7% von derzeit 138 Mrd. auf 147 Mrd. Euro steigen. Die Anlagestrategie des Private Banking der Erste Bank wird dabei Veränderungen unterworfen.

Die Reichen werden mobiler

In Österreich wuchs die Population der Superreichen laut dem Wealth Report von Knight Frank in der letzten Dekade mit +53% stärker als im europäischem Schnitt (+39%). In der nächsten Dekade sollen es erneut um 28s% mehr werden. Die Superreichen sind dabei sehr mobil geworden und auf der Suche nach sicheren Gegenden, insbesondere solche aus Asien und dem Nahen Osten. Das meint Liam Bailey, Global Head of Research bei Knight Frank. Wien ist, so der Wealth Report, weltweit die 20. wichtigste Stadt für sie.

Hälfte bei Privatbanken

Aber auch bei „einfachen Millionären” liegt man hierzulande mit 82.000 gut. Den erwarteten starken Zuwachs ihrer Vermögen begründet Wolfgang Traindl, Leiter des Private Bankings der Erste Bank, mit einer guten Investment-Performance (4 bis 5%) und andererseits mit gespartem Einkommen und Unternehmensausschüttungen (2 bis 3%). Die Vermögensdelle aus dem Krisenjahr 2008 ist schon seit 2013 wieder ausgebeult. Knapp die Hälfte des Vermögens der Reichen wird von Privatbanken in Wien verwaltet, so Traindl. Erste Bank und Sparkassen hätten im Private Banking nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 25% und verwalten Investments von 34,5 Mrd. €. Die Bank Austria hält mit den beiden Marken Bank Austria Private Banking und der Schoellerbank als traditioneller Privatbank bei insgesamt 21,4 Mrd. € „under Management”, so die UniCredit-Tochter, der Marktanteil betrage 19%, man betreue Stiftungen sowie 35.000 vermögende Privatkunden.Änderungen in der wirtschaftlichen Großwetterlage (wirtschaftliche Erholung, niedrige Zinsen, EZB-Anleihe-Programm) werden zu einer Änderung der Investmentstrategie führen, erklärt Traindl. Er sieht Anzeichen einer konjunkturellen Erholung nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und Japan und daher gute Chancen für Aktien entwickelter Märkte. Insbesondere Europa soll mehr berücksichtigt werden. Auch High Yield- Anleihen in Euro sieht er sehr positiv, aber auch solche in CEE in Lokalwährung: „Forint und Zloty werden einen Nachzieheffekt zeigen.” Sie könnten vom Niedrigzins-umfeld der Euro-Zone profitieren.

Kooperation mit Skrein

Auch alternative Investments wie Hedgefonds sieht er stark im Kommen: „Die waren früher black boxes, heute sieht man tägliche Liquidität und höhere Transparenz.” Und schließlich: Gold und Diamanten. Traindl: „Wir glauben, dass Diamanten in Zukunft auch als Investment stärker nachgefragt werden.” Sie zeigten eine geringe Volatilität und stabile Erträge, sind also geeignet als Diversifikation und zudem leichter transportierbar als Gold. Die Erste Bank ist daher eine Kooperation mit dem Diamantenfachmann Alexander Skrein eingegangen; Kunden können die Edelsteine ab 25.000 € zu Investmentpreisen erwerben.

Derzeit 35% Aktienanteil

Bei Portfolios mit mittlerem Risiko setzt die Erste Bank derzeit auf 35% Aktienanteil, der großteils noch auf US-Titel (25%), gefolgt von Europa (7%) und Emerging Markets (3%), verteilt wird. Den zweitgrößten Anteil machen Alternative Investments mit 30% Anteil aus; an erster Stelle stehen hier Immobilienfonds, gefolgt von Gold und Mikrofinanzen oder Hedge-Fonds. Bei der sicherheitsbetonten Veranlagung liegt der Fokus mit 60% Anteil auf Investment-Grade-Anleihen, 25% werden am Geldmarkt veranlagt und 15% in Offenen Immobilienfonds.

Umfassende Fondsanalyse

Bei der Bank Austria setzt man auf umfassende Kunden- und Portfolioanalysen, etwa auf einen vom Max-Planck-Institut entwickelten Risikoprofil-Test, der die persönliche Risikoneigung des Kunden erhebt; zudem werden die Wertpapierbestände nach Anlageklassen analysiert – dem wird dann auf Basis der aktuellen Marktmeinung ein Modellportfolio gegenübergestellt. Das internationale Fondsanalyseteam der UniCredit wählt elf weltweit führende Fondsgesellschaften als Preferred Partner aus und unterzieht deren Fonds einer Vorauswahl nach quantitativen Kriterien. Das Research-Team führe sodann mit den Fondsmanagern der vorausgewählten Fonds ein persönliches Hearing. „Innerhalb der Aktienregionen haben wir zuletzt Europa auf ,neutral' angehoben, zulasten der USA, die wir auf ,deutlich untergewichten' reduziert haben. Der US-Markt ist relativ gesehen am höchsten bewertet und am besten gelaufen. Weiter bestehen bleibt unsere Übergewichtung in Japan und den Schwellenmärkten”, so Bank Austria-Vorstand Robert Zadrazil.Das Risiko an den Rentenmärk-ten sei relativ dazu höher, diese Anlageklasse daher untergewichtet. Im Fall einer Zinsanhebung in den USA könnten die Renditen relativ rasch steigen. Generell blieben Risiken abseits des Marktgeschehens bestehen, dies seien geopolitische Themen.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL