HEALTH ECONOMY
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Katrin Waldner 01.04.2016

Birken, Gräser und Esche belasten die Volkswirtschaft

Sie sind die häufigste chronische Erkrankung und verursachen durch Nichtbehandlung hohe volkswirtschaftliche Schäden: Allergien.

••• Von Katrin Waldner

Jahr für Jahr steigt die Zahl der Allergiker, und ebenso Jahr für Jahr nimmt die Summe zu, die das die Volkswirtschaft kostet. Durch eine frühe Behandlung könnte man Kosten sparen, weil unbehandelte Allergien nicht nur die Gesundheit des jeweiligen Menschen betreffen, sondern auch Einfluss auf die Arbeitsleistung haben. „Man weiß zum Beispiel, dass in der Pollensaison bei pollenallergischen Schulkindern ein 40%iges Risiko besteht, um eine Note abzufallen, wenn die Allergie unbehandelt bleibt. Auch bei Erwachsenen können die Symptome unbehandelter Allergien zu einem Leistungs­abfall führen, Fehlzeiten erhöhen und mehr; und damit verursachen Allergien einen volkswirtschaftlichen Schaden. Es ist deshalb volkswirtschaftlich nicht hinnehmbar, dass zurzeit nur zehn Prozent der Allergiker ausreichend behandelt werden”, argumentiert Torsten Zuberbier, geschäftsführender Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin.

Meist verharmlost

In der öffentlichen Wahrnehmung sei die Tatsache, dass unbehandelte Allergien teuer werden können, noch nicht breit genug angekommen. Allergien würden vielmehr „verniedlicht”, als „lästig, aber harmlos” beurteilt, für die Forschung würde zu wenig Geld bereitgestellt – und das, obwohl die Zahl der Allergiker weltweit steigt und sich der Schaden für die EU-Volkswirtschaft, unter anderem wegen der Behandlungskosten und Arbeitsausfälle, auf 100 Mrd. € im Jahr beläuft. Nicht eingerechnet sind dabei Folgeerkrankungen wie Asthma.

Wie ganz Europa ist auch Österreich vom Anstieg von Allergien betroffen. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Menschen, die an Allergien leiden, verdoppelt: Insgesamt gibt es rund 1,6 Mio. Österreicherinnen und Österreicher, deren Immunsystem auf bestimmte Stoffe überreagiert. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass es unter höher qualifizierten Arbeitskräften häufiger zu Allergien kommt, als bei Menschen, die in Berufen arbeiten, für die keine besondere Qualifikation nötig ist. Außerdem wurde festgestellt, dass Frauen grundsätzlich öfter an Allergien erkranken als Männer.
Es gibt mehrere Gründe, warum die Zahl der Allergiker steigt; einen Erklärungsansatz bietet die Hygiene-Hypothese: Man geht davon aus, dass das Immunsystem unterfordert ist, weil viel weniger schwere Infektionskrankheiten im Umlauf sind. Dadurch wird die Körper-Abwehr zu einem Irrtum verleitet: Sie stuft eigentlich harmlose Stoffe als gefährlich ein und beginnt gegen sie zu kämpfen, womit sie aber den Körper selbst angreift.

Klimawandel als Problem

Auch Umweltfaktoren werden für den Allergie-Anstieg verantwortlich gemacht: Die Umweltverschmutzung nimmt zu. Was diesen Ansatz untermauert: In Städten, in denen die Umweltbelastung höher ist, erkranken mehr Menschen an Allergien als auf dem Land. Ein dritter Faktor ist die Klimaerwärmung, durch die sich der Pollenflug verstärkt, weil Vegationsphasen von allergenen Pflanzen länger dauern.

Der heurige Frühling unterstreicht die These: Durch die unbeständigen Temperaturen schwankt der Pollenflug, und manche Bäume stäuben früher als sonst. Der vergangene Winter war laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik der zweitwärmste seit 250 Jahren und damit dem Beginn der Messaufzeichnungen. Wegen dieses warmen Wetters begannen Erle und Hasel früher zu blühen, wurden durch Kälteeinbrüche aber wieder gebremst.

Nur kurz allergiefrei

„Dazu verlängert die bisher noch unbeachtete Purpurerle die Pollensaison; sie blüht durch ihre sibirischen Gene bis zu zwei Monate vor ihren heimischen Verwandten und bereitet Allergikern daher bereits ab Mitte Dezember Probleme. Durch ihre Verwandtschaft mit Hasel und Birke können auch bei Menschen mit diesen Allergien schon dermaßen früh Beschwerden auftreten. Dort wo die Purpurerle verbreitet ist, verkürzt sich die pollenfreie Zeit somit auf nur noch zwei Monate im Jahr”, erklärt Katharina Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst der MedUni Wien.

Wenn die Temperaturschwankungen stark bleiben, beginnt der Pollenflug sehr plötzlich, oder die Pollenmenge steigt während der Flugzeit immer wieder sprunghaft an. Der Beginn wird dadurch hinausgezögert, die Belastungen werden von Allergikern aber stärker erlebt als bei einem langsam ansteigenden Pollenflug.

Klimawandel als Problem

Zu oft werden Allergien verharmlost, zu oft nicht früh genug erkannt. Nur zehn Prozent der Menschen, die an Atemwegsallergien leiden, würden richtig therapiert, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie.

„Acht bis neun Jahre dauert es im Schnitt, bis Allergiker zu einer fachärztlichen Diagnose und adäquaten Therapie kommen. Das ist definitiv zu lang”, betont Uwe E. Berger, Leiter des Österreichischen Pollenwarndiensts. Würden Beschwerden wie juckende Augen, eine rinnende oder verstopfte Nase und Niesattacken über eine ­Woche nicht abklingen und außerdem jährlich etwa zur gleichen Zeit auftreten, sollte man sich testen lassen.

Schwere Folgewirkungen

Ein weiteres Problem neben der oft lange ausbleibenden Diagnose ist, dass die Krankheit unterschätzt wird. Das kann böse enden, denn eine allergische Entzündung kann sich auf die Lunge ausweiten und außerdem neue Allergien entstehen. So kann es nicht nur während des Pollenflugs, sondern das ganze Jahr über zu belastenden Situationen für Betroffene kommen, die Erkrankung kann fortschreiten oder sich verschlimmern.

40% entwickeln Asthma

Mehr als 40% der Patienten, deren Heuschnupfen nicht behandelt wurde, erkrankten innerhalb von acht Jahren auch an Asthma. Insgesamt leiden bereits bis zu 40% der Allergiker auch an Asthma – in ganz Österreich sind etwa eine halbe Mio. Menschen von dieser Krankheit betroffen. Mindestens zehn Menschen sterben in Österreich pro Jahr an den Folgen eines anaphylaktischen Schocks, ­Hunderte landen in der Notaufnahme.

Früherkennung ist wichtig

„Je früher eine Allergie erkannt wird, desto eher kann sie adäquat therapiert und eine Verschlechterung der Beschwerden verhindert werden”, unterstreicht Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der MedUni Wien, wie wichtig Früherkennung ist. „Moderne Verfahren, die auf molekularer Ebene ansetzen, gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung. Dabei lässt sich ganz exakt herausfinden, ­welche Eiweißbestandteile in einem Allergen für die Allergie verantwortlich sind”, weiß die ­Expertin.

Will man eine Atemwegsallergie bekämpfen, setzt man an drei Punkten an: Allergie-Auslösern aus dem Weg gehen, Symptome mit anti­allergischen Medikamenten lindern und die Krankheitsursache mit eignen Waffen schlagen – also bei einer Pollenallergie mit Pollenallergenen. Je früher man mit einer Therapie beginnt, desto besser. Die Basis ist die Allergenvermeidung: Je weniger man mit den auslösenden Stoffen in Berührung kommt, desto besser für den Patienten. Für die Akutbehandlung setzt man auf Antihistaminika und Kortison, die dritte Behandlungssäule ist die spezifische Immuntherapie, bei das krankmachende Allergen den Patienten etwa drei Jahre lang mit Spritzen, Tropfen oder Tabletten verabreicht wird. „Die Dosis wird langsam gesteigert, wodurch ein Gewöhnungseffekt entsteht. Das Immunsystem lernt, die Allergie-Auslöser wieder zu tolerieren”, erklärt Reinhart Jarisch, stellvertretender Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums.

Pollenwarndienst stark gefragt

Der Österreichische Pollenwarndienst der MedUni Wien hat eine langjährige Erfolgsgeschichte. Rund zwei Mio. Menschen greifen inzwischen jährlich auf die kostenlosen Services auf www. pollenwarndienst.at zu, die Pollen-App begleitet mehr als 240.000 Allergiker durch die Pollensaison, und die Facebook-Seite hat über 7.000 Fans. Auch für die in der Allergie so wichtige frühe Erkennung hat die international renommierte Forschungseinrichtung Angebote parat. Wenn die Beschwerden wie juckende Augen, eine rinnende oder verstopfte Nase und Niesattacken nach einer Woche nicht abklingen und jedes Jahr etwa zur gleichen Zeit auftreten, sollten sie abgeklärt werden, raten die Experten.

Prävention

Auch Optiker warnen

 Lästige Pollen sorgen vor allem auch für tränende Augen. Man kann sich allerdings mit ein paar einfachen Hausmitteln helfen, erklärt die Bundesinnung der Augen- und Kontaktlinsenoptiker. „Gerade die Bindehaut, welche die Augen umgibt, besitzt sehr viele Zellen der Immunabwehr und ist daher bei einer allergischen Reaktion besonders betroffen“, weiß Anton Koller, Bundesinnungsmeister der Augenoptiker/Optometristen. „Die Folge sind angeschwollene Augen mit starkem Jucken, Brennen und Lichtempfindlichkeit.“ Seine Tipps: „Regelmäßig die Hände waschen; nicht die Augen reiben; jeden Abend die Haare auswaschen.“
technik

Luftreiniger als Alternative

Neben der medizinischen Betreuung brauchen Allergie-Betroffene auch Allergenkarenz. Philips Luftreiniger befreien Innenräume von Pollen und schaffen damit effektiv Entlastung in den eigenen vier Wänden, teilt das Unternehmen mit. Um die Luft im Innenraum von Pollen zu befreien, hilft ein Luftreiniger mit spezieller Filtertechnologie. Philips setzt nach eigenen Angaben auf die „VitaShield“-Technologie, die durch hochwertige Filter effektiv Schadstoffe aus der Raumluft beseitigt. Der Kombifilter, dessen feine Struktur selbst ultrafeine Partikel bis 20 Nanometer entfernt, vereint einen HEPA-Filter (Mikrofaser) mit einer speziell verarbeiteten Aktivkohleschicht. Der Luftreiniger filtert Staub, Pollen, Bakterien und sogar Formaldehyd (Gas) zu über 99%.


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