••• Von Katrin Pfanner
WIEN. Jährlich erkranken in Österreich etwa 42.000 Menschen an Krebs, Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Für beide Geschlechter stellen bösartige Tumorerkrankungen nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache dar. Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern zählen zu den häufigsten Krebsneuerkrankungen in Österreich. Das relative Dreijahresüberleben nahm in den vergangenen Jahrzehnten zu und liegt in der Diagnoseperiode 2013–2016 im Mittel bei rund 65%. Das Risiko, an Krebs zu erkranken, nimmt mit dem Alter deutlich zu. Fast 35% der Menschen in Österreich erkranken im Laufe ihres Lebens an Krebs, das ist jeder Dritte.
Diese Daten wurden am Dienstag von der Österreichischen Krebshilfe und der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO) bekannt gegeben. Mit einem von Krebshilfe und OeGHO initiierten Österreichischen Krebsreport liegt erstmals eine umfassende Gesamtschau über „Krebs in Österreich” vor. Erstmalig wurden Zahlen, Daten und Fakten in großer Tiefe zusammengeführt und zum Teil auch erstmalig erhoben.
Breite Zusammenarbeit
Um diese fundierte und referenzierbare Basis zu schaffen, wurden die Statistik Austria sowie die Gesundheit Österreich (GÖG) als strategische Partner gewonnen. Zusätzlich haben sich zehn onkologische Fachgesellschaften eingebracht. „Wichtig war uns außerdem, finanziell unabhängig zu arbeiten”, betont Wolfgang Hilbe, Präsident der OeGHO, „deshalb ist der Krebsreport komplett werbefrei und wurde ausschließlich von OeGHO und Krebshilfe finanziert.” Künftig soll der Österreichische Krebsreport jährlich – jeweils zum Weltkrebstag am 4. Februar – erscheinen und so eine kontinuierliche Faktenquelle bieten. „Wir wollen einen Beitrag für eine sachlich fundierte Darstellung von Innovationen, Forschungsaktivitäten und relevanten Entwicklungen in der Versorgung von Krebspatienten in Österreich leisten”, beschreibt Hilbe das Ziel. „Denn um Innovationen zu bewerten und die versorgungsrelevanten Strukturen im Interesse der Patienten weiterzuentwickeln, braucht es eine objektive Grundlage”, sagt Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe.
Brust- und Prostatakrebs
Bereits einige Tage zuvor hat die Statistik Austria im Hinblick auf den Weltkrebstag am heutigen 4. Februar genaue Daten präsentiert, die ebenfalls einen tiefen Einblick geben. Die häufigsten Tumore betrafen demnach Prostata, Brust, Lunge und Darm, diese machten etwa die Hälfte der Diagnosen aus. Bei rund 20.300 Personen führte 2019 eine Krebserkrankung zum Tod.
Auf Brustkrebs entfielen 2019 rund 30% der Neuerkrankungsfälle bei Frauen sowie 18% aller Krebssterbefälle. Damit war Brustkrebs bei Frauen auch die häufigste krebsbedingte Todesursache. Prostatakrebs machte etwas mehr als ein Viertel (27%) aller 2019 neu diagnostizierten bösartigen Neubildungen bei Männern aus und war 2019 für etwa jeden achten Krebstodesfall (zwölf Prozent) bei Männern verantwortlich. Mit etwa jedem fünften Krebssterbefall nahm Lungenkrebs bei Männern den ersten Rang unter den krebsbedingten Todesursachen ein (21%), bei Frauen stand er nach Brustkrebs an zweiter Stelle (17%).
Gefordert wird von Experten für die Zukunft auch eine detailiertere Datenaufbereitung in Form eines verlaufsbezogenen österreichischen Krebsregisters. Solche Register gibt es derzeit nur in Form von zwei Pilotprojekten in Ober- und Niederösterreich – sowie als Initiative innerhalb einzelner Fachgesellschaften, hieß es dieser Tage bei einer Diskussion (siehe oben). Das österreichische Krebsrahmenprogramm hat sich zum Ziel gesetzt, ein solches Register zu entwickeln. Eine Übersicht über bestehende Register zeigt die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Ansätze, sagte Andreas Bracher, Medical Affairs Lead Oncology, MSD Österreich.