••• Von Martin Rümmele
WIEN. Maria Löflund leitet eines der größten Plasma-verarbeitenden Werke der Welt und ist für über 2.500 Mitarbeitende am Standort Wien verantwortlich. Im medianet-Interview spricht sie über die Herausforderungen.
medianet: Was wird genau bei Takeda in Wien produziert?
Maria Löflund: Wir haben hier die Plasmafraktionierung und die Produktion lebensrettender Medikamente aus humanem Plasma. Es geht meist um seltene Erkrankungen. Österreich ist nur kleiner Absatzmarkt, den wir voll versorgen. Patienten in über 100 Ländern erhalten unsere Medikamente aus Wien. Am Standort finden alle Herstellungsschritte statt. Das bedeutet die Reinigung einzelner Proteine, die Produktion, Abfüllung und Verpackung. Für manche Schwesterwerke übernehmen wir zudem Prozessschritte. Gerade in der Abfüllung unterscheiden sich die Prozesse kaum noch. Insgesamt beschäftigen wir rund 2.500 Menschen in diesem Bereich in Wien.
medianet: Was ist das auch international Besondere an der Produktion in Wien?
Löflund: Es ist sicher das Portfolio, das kein anderes Takeda-Werk hat. Wir haben hier auch die gesamte Wertschöpfungskette und enormes Wissen. Den Standort gibt es ja seit 70 Jahren, und manche Kollegen arbeiten schon sehr lange hier. Das Werk hatte zwar schon einige Eigentümerwechsel – von der Immuno, über Baxter und Shire bis zu uns –, aber viele Beschäftigte sind immer hier geblieben.
medianet: Wie entwickelt sich die Blutplasma-Aufbringung?
Löflund: Europäische Patienten sind zu über 40 Prozent auf Plasma aus den USA angewiesen. Österreich hat die Wichtigkeit plasma-basierter Therapien erkannt und eine Gesetzgebung, die die Sammlung von Plasma ermöglicht. Das ist nur in weiteren vier EU Mitgliedsländern der Fall. Ohne diese Gesetzgebung wäre eine Versorgung der Patienten in Österreich mit plasma-basierten Therapien nicht möglich.
medianet: Was zeichnet den Pharmastandort Wien aus und was sind die Schwächen?
Löflund: Wien ist ein attraktiver Ort, um hier zu leben und deshalb ist es leichter, Menschen herzubringen. Es gibt zudem viele Universitäten. Auch Fachhochschulen und HTL werden immer wichtiger. Es wird aber schwieriger, Leute zu finden, die langfristig im Schichtbetrieb arbeiten wollen. Wir produzieren ja 24/7 – und das in einem 5-Schichtmodell. Dazu kommt, dass diese Leute Qualifizierungen brauchen, weil ja die Produktion zunehmend digital wird.
medianet: Wie schwer ist es, geeignetes Personal zu finden?
Löflund: Wir beschäftigen hier Menschen aus 60 verschiedenen Nationen. Aktuell haben wir rund 30 offene Stellen, die meisten in der Produktion. Und das bedeutet unter anderem Schichtarbeit. Wir investieren derzeit auch in automatisierte visuelle Kontrolle. Hier braucht es dann auch Spezialisten, die wir teilweise international suchen.
medianet: Was braucht es für Investitionen in Österreich?
Löflund: Takeda investiert kontinuierlich in den Standort Österreich. Konkrete Ziele für den Produktionsstandort Wien sind Kapazitätssteigerung, Automatisierung und Nachhaltigkeit. Viele Faktoren für Investitionsentscheidungen sind oft unabhängig von der Landespolitik. Die aktuell hohe Inflation in Österreich macht den Standort aber nicht unbedingt attraktiver. Auch das Thema Arbeitsvisa ist wichtig. Der Fokus auf Arbeitskräfte aus den EU27 reicht uns nicht aus. Menschen, die hierher kommen, müssen auch die Möglichkeit haben, hier zu arbeiten. Wir müssen sicherstellen, dass wir die Produktion aufrechterhalten können unter Bedingungen, die das ermöglichen. Hier wäre es gerade für internationale Unternehmen wichtig, dass keine nationalen Alleingänge stattfinden, weil wir ja auch intern in globaler Konkurrenz stehen.