HEALTH ECONOMY
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ulli moschen 08.05.2015

Neue Initiativen sollen Job-Belastung senken

Betriebliche Gesundheitsförderung Die WHO warnt: Luftschadstoffe und Asbest­belastung sind nach wie vor ein großes Problem. Arbeitsunfälle nehmen hingegen laut Unfallversicherung ab. Die Kassen wolle nun gegensteuern.

Wien. Am 18. Mai öffnet das neue und österreichweit erste Primärversorgungszentrum, das Primary Health Center (PHC) Medizin Mariahilf, seine Tore. Das neue Zentrum soll mit einem interdisziplinären Team zum einen die Spitalsambulanzen entlasten, Patienten eine bessere und längere Versorgung bieten und gleichzeitig den Bereich Allgemeinmedizin stärken, indem es attraktive Arbeitsbedingungen für Allgemeinmediziner schafft. Den vorerst drei Ärzten sowie Ordinationsassistenten und dem Pflegepersonal sollen in naher Zukunft ein weiterer Mediziner, ein Sozialarbeiter und ein Psychotherapeut zur Seite gestellt werden.

„Die längeren Öffnungszeiten des Primärversorgungszentrums Medizin Mariahilf sind eine wichtige neue Leistung gerade für Selbstständige, die untertags oft keine Chance haben, zum Arzt zu gehen”, sagt Alexander Biach, Vorsitzender der SVA Landesstelle Wien. „Dieses erste Angebot seiner Art wird dazu beitragen, Spitalsambulanzen zu entlasten und eine gesamthafte medizinische Versorgung ins direkte Lebensumfeld zu bringen.”
Von den erweiterten Öffnungszeiten – von Montag bis Freitag von 8.00 Uhr bis 13.00 und 14.00 Uhr bis 19.00 Uhr und am Dienstag schon ab 7.00 Uhr – verspricht man sich auch kürzere Wartezeiten. Sowohl Akutpatienten als auch Menschen mit chronischen Krankheiten sollen im neuen PHC behandelt werden. Auf längere Sicht ist außerdem eine Kooperation mit dem nahen Gesundheitszentrum Mariahilf der Wiener Gebietskrankenkasse angedacht.
Dass die legistischen Rahmenbedingungen durch ein Bundesgesetz eigentlich für das neue Zentrum noch fehlen, es also keine bundesgesetzliche Grundlage für diese Art der Primärversorgung gibt, stört zurzeit niemanden: „Ich fühle mich auf sicherem Terrain”, sagt Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), für die die Spitalsentlastung im Vordergrund steht.

Pilotprojekt für fünf Jahre

Von einem Einstieg in den Umstieg spricht auch Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Das Pilotprojekt ist für fünf Jahre angelegt, ein zweiter Standort ist in der Nähe des Sozialmedizinischen Zentrums Ost (SMZ Ost) vorgesehen. Für dieses zweite Primärversorgungszentrum ist man zurzeit auf der Suche nach Interessenten. Reischl zeigt sich optimistisch, dass es noch dieses Jahr eröffnet werden kann. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, verweist auf die innovative Finanzierung des PHC auf der Mariahilfer Straße: Die Ärzte werden regulär nach dem Vertrag für Gruppenpraxen entlohnt, dazu schießen Stadt und WGKK jährlich 210.000 € Pauschale zu. Für die Entlohnung weiterer Berufsgruppen stehen zusätzlich 20.000 € pro Jahr zur Verfügung.
Die SVA der gewerblichen Wirtschaft hat das Projekt mitfinanziert und ist gleichzeitig Mitglied im Projektteam. „Die SVA ist seit Jahren ein Innovationsmotor innerhalb des österreichischen Gesundheitssystems”, erklärt Alexander Herzog, Obmann-Stellvertreter der SVA. „Auch bei einem zentralen Leuchtturmprojekt der Gesundheitsreform sind wir deshalb sowohl mit unserer Kompetenz als auch als Financier eingebunden.”
Wenn in der fünfjährigen Probe- und Evaluierungsphase der zwei neuen Zentren in Wien das Angebot von den Patienten angenommen wird und die Versorgungswirksamkeit bestätigt werden kann, soll das Modell in Wien flächendeckend Anwendung finden. Das neue Primärversorgungszentrum wird damit als eine der ersten direkt sicht- und spürbaren Umsetzungen der Gesundheitsreformen verstanden.

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