••• Von Martin Rümmele
Es gibt nicht nur Branchen, die coronabedingt mit massiven Einbrüchen zu kämpfen haben. Fast erwartungsgemäß profitiert die Pharmabranche von der Krise. Dabei geht es nicht nur um steigende Aktienkurse bei Firmen, die an Covid-19-Medikamenten und einer Corona-Impfung forschen, sondern um nahezu alle Unternehmen der Branche. Das zeigen zumindest die Ergebnisse für das erste Quartal 2020, die in den vergangenen Tagen vorgelegt worden sind. Pharmabedingt sind im März auch die Exporte der Schweizer Wirtschaft gestiegen. Novartis, Roche und Co. brachten den Eidgenossen trotz Rückgängen in anderen Branchen ingesamt ein Exportplus im März im Vergleich zum Vormonat saisonbereinigt um 2,2% auf 18 Mrd. €.
Plus für die Schweizer
Novartis und Roche meldeten auch gute Ergebnise für das Q1. Vorratskäufe sorgten bei Novartis für einen leichten Umsatz- und Ergebnisschub.Im ersten Quartal stiegen die Verkaufserlöse gegenüber dem Vorjahr währungsbereinigt um 13% auf 11,3 Mrd. €. Lässt man die auf die Coronavirus-Pandemie zurückzuführenden Vorratskäufe weg, schätzt Novartis das Umsatzplus auf rund neun Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis legte 34% zu. Im Zeitraum Jänner bis März erzielte Konkurrent Roche als weltgrößter Hersteller von Krebsmedikamenten 14,39 Mrd. € Umsatz – währungsbereinigt ein Zuwachs von 7% gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. (Gewinnzahlen veröffentlicht Roche nur zum Halbjahr und am Jahresende.)
Der französische Pharmakonzern Sanofi hat zum Jahresstart wegen der Coronavirus-Pandemie und dank seines Erfolgsmedikaments Dupixent gegen Hauterkrankungen und Asthma stärker zugelegt als erwartet. Die Erlöse stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund sieben Prozent auf 8,973 Mrd. €, der Gewinn unterm Strich legte um 48% zu. Der britische Pharmakonzern AstraZeneca hat zum Jahresstart ebenfalls kräftig von seinen gut laufenden Geschäften mit Krebsmedikamenten und Biopharmaka profitiert. Im ersten Quartal stieg der Umsatz der Briten überraschend deutlich um 16% auf 5,8 Mrd. €. Unter dem Strich legte der Gewinn um ein Drittel zu.
Positive Ergebnisse
Der US-Biotechkonzern Amgen hat im ersten Quartal dank neuer Medikamente überraschend viel Umsatz gemacht. Die Erlöse seien zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 5,72 Mrd. € gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Der Gewinn sank hingegen unter dem Strich um acht Prozent. Der US-Pharmakonzern Eli Lilly steigerte den Umsatz um gut 15% auf 5,39 Mrd. €. Auch der deutsche Pharmariese Bayer hat zum Jahresauftakt sein Ergebnis überraschend kräftig gesteigert. Der Umsatz erhöhte sich um 4,8% auf 12,8 Mrd. €; zulegen konnte Bayer vor allem in der der Agrarsparte und im Pharmageschäft.
Pfizer und MSD schwächer
Nicht ganz so gut lief es im ersten Quartal für die US-Unternehmen Pfizer und Merck (MSD). Pfizer hat angesichts wachsender Konkurrenz durch Nachahmermedikamente einen Umsatzrückgang um acht Prozent auf 11 Mrd. €.Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie ging um fünf Prozent auf 0,80 USD zurück. Die Jahresziele bestätigte Pfizer. Merck & Co senkt hingegen seine Jahresprognose – auch wegen der Coronavirus-Pandemie. Im ersten Quartal übertraf das Unternehmen beim Umsatz und bereinigten Ergebnis je Aktie noch die Markterwartungen.
Insgesamt geben sich die Unternehmen für heuer aber skeptisch und erwarten in den kommenden Monaten einen coronabedingten Nachholfeffekt. Die Umsätze dürften wieder sinken, wenn die Patienten nun jene Medikamente aufbrauchen, die im März auf Vorrat angeschafft worden sind. Die Tendenz der Branche beschrieb aber Roche-CEO Severin Schwan so: „Grundsätzlich bleibt der weltweite Bedarf in der Gesundheitsversorgung sehr hoch.”