••• Von Paul Christian Jezek
Beachtliche 480 Industriebetriebe gibt es im „Heiligen Land”, ein großer Teil davon war und ist gezwungen, auf Kurzarbeit zu setzen. Bei vielen machen sich die Umsatzrückgänge zeitversetzt bemerkbar – und nur ein Prozent der Betriebe hat in einer IV-Umfrage angegeben, keine Corona-Auswirkungen zu verspüren.
„Der Großteil unserer Industriebetriebe ist massiv betroffen”, sagt der Tiroler Industriepräsident Christoph Swarovski. „Viele sind am Rande ihrer Möglichkeiten und ihrer Belastungsgrenze angelangt.” Umsatzeinbußen von bis zu 70% würden verzeichnet, die Folgen der Krise seien „katastrophal”.
In einer aktuellen Untersuchung im Auftrag der IV Tirol, der WK Tirol und der Standortagentur wurden die Auswirkungen der Coronakrise mit 3,36 (Notenskala 1–5) als sehr gravierend eingeschätzt.
30 Prozent Umsatzrückgang
Die Auslastung der Produktion lag demnach in den vergangenen Wochen im Durchschnitt aller Betriebe bei nur rund 70%. Der Umsatzrückgang durch die Pandemie wird mit rund 30% eingeschätzt und es wird mit einer Reduktion der Beschäftigten von mehr als zehn Prozent gerechnet.
Wie geht’s weiter?
Als größte aktuelle Probleme werden die Auftragslage, die Verfügbarkeit von Vorprodukten und Dienstleistungen und die Bewegungseinschränkungen der Mitarbeiter gesehen.
Für die nächste Zukunft hoffen die Tiroler Industriefirmen auf möglichst einfache und schnelle Behördenverfahren, Digitalisierung der Verwaltung, Deregulierung und Förderung bei Zukunftsinvestitionen.
Mehr als die Hälfte sieht gravierende Änderungen im Bereich der Hygienemaßnahmen im Betrieb. Die Absicherung der Lieferketten wird als zentrale Zukunftsaufgabe gesehen.
Und im Ländle?
Weiter westlich sieht die Situation ähnlich aus. Wie in Tirol sind auch in Vorarlberg die Branchen sehr unterschiedlich betroffen; die positivsten Signale kommen aus der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie. Auch der Bau hat wieder merklich angezogen.
Mit positiven und negativen Ausreißern kämpfen sich auch die Maschinen- und Metallindustrie und Elektronik- und Elektroindustrie langsam nach oben. Im Textilbereich, bei industrienahen Dienstleistungen und in der Logistik sind die Auswirkungen aktuell noch am stärksten zu spüren.
Industrie als Stabilitätsfaktor
Für den Präsidenten der IV Vorarlberg, Martin Ohneberg, ist die Stimmungslage in der stark exportorientierten „Ländle”-Industrie ein klarer Hinweis, dass die weltweite Rezession im Ländle keinen Halt macht:
„Das Schadensausmaß ist heute bereits enorm. Wenn wir sehen, dass über 70 Prozent der Betriebe ihre Investitionsplanungen als sehr oder mittel betroffen bezeichnen, lässt das noch Schlimmeres erahnen.
Dass aber mehr als 76 Prozent der Betriebe ihren Mitarbeiterstand halten und sechs Prozent sogar erhöhen möchten, zeigt jedoch einmal mehr, dass die Industrie der Anker der Stabilität ist.”