••• Von Helga Krémer
Globale Logistikmanager befürchten nach wie vor eine Rezession in diesem Jahr. Nach eigenen Aussagen kämpfen sie mit höheren Kosten, wollen sich weniger von der Beschaffung aus China abhängig machen und planen, verstärkt in Afrika zu investieren, obwohl sie Investitionen in Schwellenländern insgesamt als etwas riskanter ansehen.
Soweit der Grundtenor der Erhebung für den 2024 Agility Emerging Markets Logistics Index.
Die Umfrage und der Index stellen die 15. jährliche Momentaufnahme von Agility zur Stimmung in der Branche und das Ranking der 50 weltweit führenden Schwellenländer dar. Der Index bewertet die Länder nach ihrer allgemeinen Wettbewerbsfähigkeit auf der Grundlage ihrer logistischen Stärken, ihres Geschäftsklimas und ihrer digitalen Kompetenz – Faktoren, die sie für Logistikanbieter, Spediteure, Luft- und Seefrachtunternehmen, Händler und Investoren attraktiv machen.
Ausblicke
Die Hälfte der 830 befragten Branchenfachleute erwartet 2024 eine globale Rezession – allerdings: vor einem Jahr waren es noch fast 70%.
Mehr als 63% der Befragten geben an, dass ihre Unternehmen ihre Lieferketten weiter überarbeiten, indem sie die Produktion auf mehrere Standorte verteilen oder in die Heimatmärkte und nahe gelegene Länder verlagern. Davon wird China als weltweit führender Produzent am stärksten betroffen sein: 37,4% der Branchenfachleute planen, ihre Produktion/Beschaffung aus China zu verlagern oder ihre Investitionen dort zu reduzieren.
„Spediteure und Frachtführer kämpfen darum, Risiken in der Lieferkette zu minimieren und neue Wachstumschancen zu finden. Die Inflations- und Rezessionsrisiken sind zwar zurückgegangen, aber die Branche hat immer noch mit den Nachwehen der Covidpandemie zu kämpfen.
Gleichzeitig bereiten den Unternehmen die geopolitischen Verhältnisse Sorgen – die angespannten Handelsbeziehungen zwischen China und den USA und Europa sowie die zahlreichen Sanktionen gegen eine wachsende Zahl von Ländern”, erklärt Tarek Sultan, stellvertretender Vorsitzender von Agility.
Geldfragen
Die Versand- und Logistikkosten, die während der Covidpandemie und deren Folgen in die Höhe geschnellt sind, steigen immer noch, wenn auch langsamer, so das Ergebnis der Umfrage.
Eine Möglichkeit zur Kostensenkung bestehe laut Agility darin, die Nutzung digitaler Frachttransporte von aktuell 37,8% auf 52% in fünf Jahren zu erhöhen.
Zum Ranking
China und Indien waren die Spitzenreiter bei der inländischen und internationalen Logistik, sie hielten ihren ersten resp. zweiten Platz in der Gesamtwertung.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Malaysia, Indonesien, Saudi-Arabien, Katar, Vietnam, Mexiko und Thailand vervollständigten die Top Ten in der Gesamtwertung.
Bei der digitalen Kompetenz machte China einen Sprung um drei Plätze auf Platz eins, gefolgt von VAE, Malaysia und Katar. Indien fiel in diesem Jahr von seiner letztjährigen Spitzenposition auf Platz fünf zurück.