BRAUNAU/SIMBACH. Ausgehend von den Erfahrungen beim Projekt Durchgängigkeit und Lebensraum beim Kraftwerk Ering-Frauenstein hat Verbund ein ähnliches Projekt im Umfeld des Kraftwerks Braunau-Simbach zur Genehmigung eingereicht. Zwischen den Inn-Kilometern 63,0 und 60,6 auf bayerischer Uferseite sollen Gewässer vernetzt, Auen dynamisiert und Lebensräume zu Land und zu Wasser entstehen. Um die Umsetzung dieser ökologischen Maßnahme, die Teil des Life-Projekts „Life Riverscape Lower Inn“ ist, bestmöglich in Einklang mit Natur- und Umweltschutz zu bringen, wurden bereits Ersatz- und Ausweichhabitate für viele verschiedene Tierarten angelegt und von diesen nachweislich besiedelt. In einem weiteren Schritt wird nun in den Wintermonaten der Bereich von Bewuchs freigestellt, in dem künftig das Umgehungsgewässer verlaufen wird.
Gewässervernetzung und Lebensraum
Im Life-Projekt „Life Riverscape Lower Inn“ haben sich Verbund und seine Partner die ökologische Gestaltung der Flusslandschaft am Unteren Inn vorgenommen, welche in den kommenden Jahren gemeinsam verwirklicht wird. Dazu gehören naturnahe Umgehungsgewässer an den Innkraftwerken Braunau-Simbach und Egglfing-Obernberg sowie weitere Schaffung von Gewässerlebensraum in den Kraftwerksbereichen der Innkraftwerke zwischen Braunau-Simbach und Schärding-Neuhaus. Verbund-Projektleiter Johannes Wesemann: „Wir haben gezeigt, dass Wasserkraft und höchste Ansprüche an ökologische Standards keine Widersprüche sind. Wir wollen nun auch hier nicht einfach nur Gewässer vernetzten, sondern Lebensräume schaffen – angetrieben von vielen positiven Erfahrungen aus erfolgreichen Projekten, etwa beim Kraftwerk Ering-Frauenstein oder der österreichischen Donau.“
Das Projekt im Bereich des Kraftwerks Braunau-Simbach befindet sich derzeit in der Genehmigungsphase. Um die Passierbarkeit herzustellen, wird ein neues dynamisch dotiertes Umgehungsgewässer vom Oberwasser (Inn-Kilometer 63,0) des Kraftwerks bis ins Unterwasser (Inn-Kilometer 60,6) errichtet. Neben der Gewässervernetzung entsteht so langfristig neuer Fließgewässerlebensraum, der für alle Fischarten in allen Lebensstadien nutzbar ist. Auch zu Land entstehen neuen Lebensräume, da neu geschaffene Kiesbänke insbesondere kiesbrütende Vögel beheimaten werden.
Vorgezogene Maßnahmen
Während sich das Gesamtprojekt noch in Genehmigung befindet, hat Verbund vorgezogene Maßnahmen beantragt. Diese wurden bewilligt. So wurden in den vergangenen Monaten bereits Ersatz- und Ausweichlebensräume geschaffen mit dem Ziel, insbesondere Tiere aus dem Bereich des künftigen Gewässerlaufes anzusiedeln. Nachdem diese Ersatzhabitate angenommen und besiedelt wurden, wird nun mit der Bewuchsfreistellung begonnen. Insbesondere Bäume und größere Gewächse müssen vor dem Frühjahr entfernt werden – rechtzeitig vor Einsetzen der Vogelbrut. So wird sichergestellt, dass das Projektgebiet vorbereitet und die Projektumsetzung zügig nach Erteilung der Genehmigung erfolgen kann. Geplant ist, das Gesamtvorhaben spätestens im Jahr 2024 abzuschließen. Derzeit wird von Verbund mit Kosten in Höhe von rund 7 Mio. € gerechnet. Das Projekt wird durch das EU-Life-Programm im Rahmen des Projekts „Life Riverscape Lower Inn“ (LIFE 19 NAT/DE/000087) gefördert.
Zusammenspiel
Das Life Natur-Projekt „Life Riverscape Lower Inn“ dient der Erreichung wesentlicher Ziele der Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) und Vogelschutzrichtlinie im Rahmen des europäischen Natura 2000- Netzwerks. Es ist zudem eng verzahnt mit weiteren Projekten zur Verbesserung des Zusammenspiels zwischen Wasserkraft und Ökologie, in denen Verbund an der Umsetzung mitwirkt. Darunter das Interreg-Projekt „INNsieme“, in welchem derzeit Uferrückbauten am Inn im Bereich der Mattig-Mündung erfolgen, sowie das Interreg-Projekt „Bachlandschaften“, im Rahmen dessen die Mündung des Simbachs in Simbach am Inn nach ökologischen Gesichtspunkten neu gestaltet wurde. (hk)