WIEN. „Wir erwarten das schlimmste Jahr seit 75 Jahren“, sagt der Obmann des WKÖ-Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI), Christian Knill. Laut einer Umfrage unter Mitgliedsbetrieben könnte der Branchenumsatz heuer um ein Viertel schrumpfen. Nach Ende der Kurzarbeit im Herbst sind Tausende Jobs bedroht.
Zur Metalltechnischen Industrie in Österreich zählen rund 1.200 Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei. Wie groß der Beschäftigungsabbau ausfallen werde, sei aktuell „schwer zu sagen“. Wenn man den erwarteten Rückgang der Wirtschaftsleistung in Österreich für 2020 heranziehe, könnten schätzungsweise 7.000 Arbeitsplätze wegfallen. „Die Kurzarbeit ist kein Allheilmittel“, meint Knill. „Wichtig ist, dass die Märkte anspringen.“
Erholung dauert Jahre
Am stärksten von der Krise betroffen seien Produzenten für die Automobilindustrie und Gießereien, am wenigsten Hersteller für Bauunternehmen. Das Vorkrisenniveau werde erst 2022 bis 2024 wieder erreicht, erwartet der FMTI-Obmann.
Bei einer Befragung des Fachverbandes unter Mitgliedsunternehmen zählen der Auftragsrückgang, die Sicherung der Liquidität und Probleme bei Geschäftsreisen zu den drängendsten Themen der Betriebe. Aufgrund der Grenzsperren weltweit war die Abnahme, Fertigstellung und Montage von Anlagen oftmals nur schwer möglich.
Aktuelle Exportaufträge
Zu den größten Unternehmen der Metalltechnischen Industrie zählen der börsennotierte Kranhersteller Palfinger, der Beschlägehersteller Julius Blum, der Seilbahpnproduzent Doppelmayr und der ebenfalls börsennotierte Technologiekonzern Andritz. Letzterer erhielt dieser Tage den Auftrag zur Lieferung einer Tissuemaschine des Typs PrimeLineCompact S 1300 mit Stoffaufbereitung vom vietnamesischen Unternehmen Xuong Giang Paper Mill. Diese neue Linie weist eine Auslegungskapazität von 54 Tagestonnen sowie – bei einer Papierbreite von 2,85 m – eine Auslegungsgeschwindigkeit von 1.300 m/min auf und wird Frischfasern als Rohmaterial für die Produktion von hochwertigen Gesichtstüchern und Toilettenpapier verarbeiten. Die Stoffaufbereitungsanlage besteht aus einer separaten Kurzfaser- und Langfaserlinie und umfasst auch den Konstantteil, die Faserrückgewinnung, das Ausschussaufbereitungssystem und Pumpen. Die Inbetriebnahme ist für das vierte Quartal dieses Jahres geplant.
Schon etwas älteren Datums ist der große Auftrag für Doppelmayr: Bis 2021 sollen in Mexico City mehr als neun Kilometer Seilbahnstrecke entstehen. Die Hauptaufgabe des neuen Verkehrsmittels wird es sein, die Menschen, die im nördlich gelegenen Viertel „Cuautepec“ wohnen, auf kürzestem Weg zu einem der größten Mobilitätsknotenpunkte der Stadt „Indios Verde“ zu bringen. Es wird das erste urbane Seilbahnprojekt mit der neuen Seilbahngeneration D-Line sein. Die neue Verkehrsebene in der Luft ermöglicht es, dass die Menschen rund 40 Minuten schneller ankommen als zuvor. Die Seilbahnlinie wird sechs Stationen umfassen und komplett in das bestehende öffentliche Verkehrsnetz eingebunden. (pj)