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© APA/AFP/Robyn Beck

Redaktion 30.04.2020

Nur negative Meldungen

Mit der Ausbreitung des Coronavirus über den Erdball werden die Prognosen für die Weltwirtschaft nahezu im Tagesrhythmus gesenkt.

Gastbeitrag ••• Von Monika Rosen

Europa ▼

Die Einkaufsmanager-Indizes in der Eurozone sind im April auf ein Rekord-Tief von 13,5 Punkten gesunken.

Das ist der tiefste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen vor zwei Jahrzehnten.

USA ▼

Die pessimistischsten Schätzungen gehen davon aus, dass die US-Konjunktur heuer im zweistelligen Bereich schrumpft – bis zu –14% werden punktuell für 2020 erwartet.

Japan ▼

Im zweiten Quartal könnte die japanische Konjunktur um bis zu 10% schrumpfen. Das wäre das dritte negative Quartal in Folge.

China ▼

Die chinesische Konjunktur ist im ersten Quartal um 6,8% geschrumpft, leicht stärker als von den Ökonomen erwartet.

Außerdem ist es der größte Rückgang seit 1992, als das Reich der Mitte erstmals Wachstumsdaten publiziert hat.

Indien ▼

Für das zweite Quartal wird in Indien ein Rückgang der Wirtschaft um 5,2% erwartet – das wäre das erste negative Quartal seit Mitte der 90er-Jahre.

Lateinamerika ▼

Die brasilianische Konjunktur könnte heuer um 2,5% schrumpfen und würde damit – nach drei Jahren mit sehr schwachen Zuwächsen – erneut in die Rezes­sion schlittern.

Ölpreis wird kurzzeitig negativ
Derzeit wird viel mehr Öl aus dem Boden geholt, als die Welt brauchen kann. Flugzeuge bleiben am Boden, viele Fabriken stehen still. Dazu kommt, dass gerade in den USA die Öllager randvoll sind – und so entstand die paradoxe Situation, dass der Preis für die US-Ölsorte WTI kurzzeitig negativ wurde.
Niemand wollte Ende April Öl physisch angeliefert bekommen, und so waren die Marktteilnehmer eben bereit, für die Abnahme von Öl sogar zu bezahlen. Um das Ganze ein wenig einzuordnen: Für eine Anlieferung von Öl im Sommer, also etwa im August, musste man immer bezahlen, denn bis dahin rechnet man mit einem zumindest teilweisen Neustart der Weltwirtschaft.

Vor der Krise lag der weltweite Ölverbrauch bei 100 Mio. Fass pro Tag, heuer soll die Nachfrage um knappe 10% oder 9,3 Mio. Fass pro Tag sinken, was übrigens ebenfalls ein neuer Rekord wäre. Um sich an die geänderten Bedingungen anzupassen, wird die Ölförderung derzeit massiv gedrosselt. Paradoxerweise könnte das mittelfristig den Boden für deutlich steigende Ölpreise bereiten. Wenn die Wirtschaft wieder anspringt, werden die derzeitigen Fördermengen nicht ausreichen, und das bedeutet steigende Preise für Rohöl.

Österreich Spezial:  Konjunktur mit  V-förmigem Verlauf
Nach einem optimistischen Start ins Jahr 2020 ist die Konjunkturstimmung in Österreich mittlerweile stark eingebrochen. Durch den Stillstand von großen Teilen der Wirtschaft seit Mitte März befindet sich Österreich bereits inmitten einer starken Rezession, die abrupt aufgetreten ist. Die anfänglich angebotsseitigen Störungen der Konjunktur durch die Unterbrechung der globalen Wertschöpfungsketten werden mittlerweile durch die Auswirkungen der Ausgangsbeschränkungen auf die Geschäftstätigkeit der heimischen Betriebe überlagert.
Wir erwarten einen Rückgang des BIP in Österreich im Jahr 2020 von rund 9%. Damit wird der Einbruch der Wirtschaft mehr als doppelt so stark sein wie während der Finanzkrise 2009. Das setzt aber voraus, dass die gesetzten Maßnahmen die Ausbreitung des Coronavirus auf Dauer erfolgreich verlangsamen können und eine substanzielle Aufhebung der Beschränkungen, die über die derzeitigen Lockerungen hinausgeht, spätestens ab Juni erfolgen kann.
Die Erholung der Konsumnachfrage wie auch der Investitionen wird jedoch in dem unsicheren Umfeld nicht sofort auf vollen Touren erfolgen.
Wir gehen von einem optimistischen V-förmigen Konjunkturverlauf aus. Dem starken Einbruch ab März sollte eine kräftige Wachstumsphase in der zweiten Jahreshälfte 2020 folgen.
Für 2021 ist mit einem Wirtschaftswachstum von bis zu 8% zu rechnen. Dennoch wird die österreichische Wirtschaft Ende 2021 ihr Niveau von vor dem Ausbruch der Coronakrise um rund 2% unterschreiten.

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