WIEN. Beim Umsatz erreichte die Papierindustrie 2018 ein Rekordergebnis von 4,3 Mrd. €. Die Branche sieht ihre Vorreiterrolle in der effizienten Nutzung des Rohstoffs Holz und kann durch die Bereitstellung von Energie wertvolle Beiträge im Kampf gegen den Klimawandel leisten.
„Wir freuen uns über ein sehr gutes Jahr 2018 mit Umsatzrekord und bestem Mengenergebnis seit 2008 und gehen unseren Weg als Vorreiterbranche der Bioökonomie konsequent weiter“, resümierte Christian Skilich in der Jahrespressekonferenz. Der Präsident von Austropapier sieht die Kernkompetenz der Branche im Umgang mit der nachwachsenden Ressource Holz. „Intelligentes Wirtschaften heißt nachhaltiges Wirtschaften! Unsere Industrie beweist seit vielen Jahren, dass Nachhaltigkeit Teil unserer DNA ist. Deshalb ist die Papier- und Zellstoffindustrie Teil der Lösung für anstehende globale Herausforderungen, wie z.B. den Klimawandel. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber auch wir müssen unsere Art, zu wirtschaften, weiter verbessern. Die Papierindustrie nimmt besonders beim Umgang mit Holz eine Vorreiterrolle ein. So haben wir zum Beispiel jetzt die Möglichkeit, mit dem neuen Erneuerbaren-Ausbaugesetz die Weichen für eine nachhaltige Klimapolitik zu stellen. Holz, das stofflich zu Produkten verarbeitet werden kann, darf in Zukunft einfach nicht mehr gefördert verbrannt werden. Veredeln des wertvollen Rohstoffes vor Verbrennen muss das Motto sein."
Umsatzrekord und Mengensteigerung
Im Jahr 2018 freut sich die Papierindustrie über eine Papierproduktion von über 5 Mio. t (4% Prozent mehr als 2017) und einen Umsatzrekord von 4,3 Mrd. € (+ 8,2%). Die Zellstoffproduktion wächst trotz Rückgang beim Holzstoff um 1,3% leicht auf 2,1 Mio. t. Dementsprechend setzt die Branche auch um 1,6% mehr Holz ein. Insgesamt sind es 8,8 Mio. Festmeter Holz, wobei die Hälfte Sägenebenprodukte und die andere Hälfte Durchforstungsholz (auch Schadholz) ist. Altpapier wird als Rohstoff immer wichtiger; durch den Sortenwechsel in Laakirchen steigt der Altpapiereinsatz um 13,8% und liegt jetzt bei 2,6 Mio. t.
Die grafischen Papiere gehen 2018 weiter um 6,0% auf 2,4 Mio. t zurück. Der Spezialpapier-Sektor entwickelt sich mit +1,7% leicht positiv und liegt bei 316.000 t. Starken Zuwachs verzeichnet der Bereich der Verpackungspapiere mit +17,1% auf 2,3 Mio. t. Die Investitionen liegen 2018 bei 220 Mio. €, darunter finden sich auch die neue Papiermaschine in Pöls oder der Umbau einer Papiermaschine in Gratkorn.
Die größten Kostenblöcke sind Rohstoffe, Energie und Personal. 2018 betragen die Lohn- und Gehaltskosten 458 Mio. €, um 2% mehr als 2017. Sie werden 2019 aufgrund der ab Mai geltenden Kollektivvertragserhöhungen weiter steigen. Die Energiekosten sind für österreichische Fabriken um bis zu 20% höher als in Deutschland. Das ist auf zahlreiche Entlastungen für Industriekunden in Deutschland zurückzuführen. Allein die Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone bedeutet für die Papierindustrie Mehrkosten von über 6 Mio. € seit 1. Oktober 2018.
Effizienter Umgang mit Holz
Am Anfang jedes Papiers steht immer der nachwachsende Rohstoff Holz. Die Papierindustrie verarbeitet es zu Produkten, Nebenprodukten und zuletzt zu Ökoenergie. Als Altpapier entsorgte Papierprodukte können mehrfach recycelt werden. „Diese Nutzungskaskade schafft nicht nur Wertschöpfung und Arbeitsplätze, sondern auch eine Vielzahl an Produkten. Neben Papier und Zellstoff kommen auch biobasierte Produkte wie Kaugummizucker, Essigsäure oder Vanillegeschmack aus der Papierindustrie. Und auch Ökostrom und Fernwärme liefern die Unternehmen ins öffentliche Netz. Damit können 100.000 Haushalte komplett mit Energie versorgt werden. Die effiziente Holznutzung ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz“, zeigt sich Kurt Maier, Vizepräsident von Austropapier, überzeugt.
Umdenken bei der Ökostrom-Förderung: Mehr Effizienz gefordert
Aus diesem Grund ist der Papierindustrie auch die Ausgestaltung des neuen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes ein Anliegen. Das Hauptaugenmerk liegt hier wiederum auf Ressourcen- und Kosteneffizienz. So soll etwa stofflich verwertbares Holz in Zukunft nicht mehr gefördert verbrannt werden dürfen. Gefördert werden soll nach dem Prinzip der größten CO2-Einsparung je eingesetztem Euro. Generell plädiert die Branche für Investitionsförderungen anstatt langfristiger Unterstützungen und vor allem auch für hohe Effizienzkriterien für förderungswürdige Anlagen. Bevor man neue Anlagen baut, gilt es zuerst, vorhandene Potenziale zu nutzen. Diese liegen in der Papierindustrie bei der Abwärmenutzung und beim Strom-Engpass-Management. Ernst Spitzbart, Umweltsprecher von Austropapier, erklärt das so: „Insbesondere im Niedertemperaturbereich gibt es Potenziale, die mit Wärmepumpen sinnvoll genutzt werden können. Hierfür braucht man aber Nah- und Fernwärmeanschlüsse, mit Investitionsförderungen wären diese leichter realisierbar.“ Und auch am Strommarkt ortet Spitzbart noch Potenzial. „Industriebetriebe haben die Möglichkeit, ihre Kraftwerksleistungen anzupassen und damit Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Das muss sich aber für die Unternehmen auch rechnen, zum Beispiel bei den Energiepreisen und Netzkosten.“ (red)