INDUSTRIAL TECHNOLOGY
© Thyssen Krupp (2)

Der Multi: günstig in Herstellung und Betrieb, die Kabinen bewegen sich in alle Richtungen.

04.12.2015

U-Bahn für Gebäude

Mit der Präsentation des ersten maßstabs­getreuen Modells geht der ThyssenKrupp-Aufzug Multi in die nächste Phase.

••• Von Britta Biron

ESSEN. Immer höhere Wolkenkratzer dominieren die Skylines der rasant wachsenden Metropolen. „Das erfordert neue Gebäude­lösungen, und die Aufzugstechnologie muss nun den nächsten Schritt machen, um neue Gebäudehöhen und -formen zu ermöglichen und mehr Menschen sicher ans Ziel zu bringen”, sagt Andreas Schierenbeck, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp Elevator, der mit Hochdruck am Aufzug der Zukunft arbeitet.

Vor einem Jahr wurde das Konzept des Multi, dem ersten seil­losen, mit Linearmotor betriebenem Multikabinenaufzug, präsentiert, jetzt folgte mit einem funktions­fähigen Modell im Maßstab 1:3 der nächste Schritt des Projekts.

Höhere Flexibilität

Ähnlich einem U-Bahn-System besteht Multi aus mehreren eigenständig angetriebenen Aufzugkabinen, die über verbundene Schächte zirkulieren – und zwar nicht nur vertikal, sondern auch horizontal, ein Novum in der Aufzugstechnik.

Durch den seillosen Antrieb, das mehrstufige Bremssystem und die induktive Energieübertragung sind die Schächte für Multi kleiner als jene für konventionelle Aufzüge; das sorgt für geringere Baukosten und bringt zudem mehr nutzbare Fläche im Gebäude.
Aktuell wird am Prototyp des Multi gearbeitet, zeitgleich laufen auch die Bauarbeiten für den 246 Meter hohen Testturm in Rottweil.
„Dort werden wir das erste Multi-System unter realen Bedingungen testen und zertifizieren. Der Turm wird Ende 2016 fertiggestellt sein und dann eine zentrale Rolle bei der Umsetzung unserer globalen Innovationsstrategie spielen”, erläutert Schierenbeck.

Proaktive Wartung

Eine wesentliche Rolle dabei spielt auch der Bereich Service und Wartung, vor allem hinsichtlich der Steigerung der Sicherheit und der Reduzierung der Ausfallzeiten. Dafür hat Thyssenkrupp Elevator die Servicelösung MAX entwickelt. Über das auf Microsoft Azure IoT-Diensten basierende System können Aufzüge in Echtzeit an Servicetechniker und Gebäudebetreiber Informationen über erforderliche Reparaturen oder den Austausch von Komponenten senden und somit eine proaktive Systemwartung ermöglichen.

„Mithilfe intelligenter Daten kann ThyssenKrupp das Servicegeschäft revolutionieren und die Zusammenarbeit mit Gebäudemanagern noch weiter verbessern”, erläutert Kevin Turner, Chief Operating Officer, Microsoft Corporation.
Innerhalb der nächsten 18 Monate sollen 180.000 Anlagen in Nordamerika und Europa mit MAX ausgerüstet werden – vor allem in den Pilotmärkten USA, Deutschland und Spanien. In zwei Jahren soll MAX auf alle Kontinente ausgeweitet werden und dann für rund 80% aller weltweit eingesetzten Aufzüge zur Verfügung stehen.

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