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Redaktion 06.06.2019

voestalpine stellt Umsatzrekord auf

Sondereffekte führen allerdings zu rückläufigem Ergebnis.

LINZ. Nach dem Rekordgeschäftsjahr 2017/18 mit All-time-highs in praktisch allen wesentlichen Kennziffern des voestalpine-Konzerns war das Geschäftsjahr 2018/19 durch steigende politische und wirtschaftliche Herausforderungen geprägt. „Vor dem Hintergrund einer sich deutlich abkühlenden Konjunktur gelang es der voestalpine, den Umsatz neuerlich zu steigern, wogegen die Ergebnisentwicklung sowohl aufgrund externer als auch interner negativer Faktoren deutlich unter jener des Vorjahres blieb“, erklärt CEO Wolfgang Eder.

Die Hauptgründe für die zunehmende konjunkturelle Eintrübung lagen wie bei Semperit im eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und China, aber auch anderen Regionen einschließlich Europas. In der EU wirkten sich die auf britischer Seite unkoordinierten „Brexit“-Verhandlungen sowie im wichtigen Wirtschaftszweig Automobilindustrie die Einführung eines neuen Abgasemissionstests (WLTP) zusätzlich belastend aus. Zu diesem schwieriger werdenden gesamtökonomischen Umfeld kamen eine Reihe belastender interner Sondereffekte. So beeinträchtigten vor allem die produktionsseitigen Mengenverluste durch die Generalerneuerung des Großhochofens am Standort Linz, eine im Zusammenhang mit einem laufenden Kartellverfahren im Bereich Grobblech notwendige Vorsorge sowie Schwierigkeiten beim Hochlauf eines neuen Autokomponenten-Werkes in Cartersville (USA) das Jahresergebnis.

Rekordumsatz – aber Ergebnisdruck
Mit 13,6 Mrd. € erreichte der Konzern 2018/19 ein neues Allzeithoch bei den Umsatzerlösen. Die Steigerung von 5,1% gegenüber dem Vorjahr (12,9 Mrd. €) basiert auf positiven Umsatzentwicklungen in jeder der vier Divisionen, was insofern bemerkenswert ist, als die Steel Division aufgrund der umfassenden Erneuerung des konzernal größten Schmelzaggregats, dem Hochofen A, nur deutlich reduzierte Produktionskapazitäten zur Verfügung hatte.

Ergebnisseitig konnte der positive Trend bei den Umsatzerlösen aufgrund der genannten Einflussfaktoren nicht begleitet werden. So verringerte sich das operative Ergebnis (EBITDA) 2018/19 mit 1,56 Mrd. € gegenüber dem Vorjahr (1,95 Mrd. €) um 19,9%; dementsprechend sank auch die EBITDA-Marge im Jahresvergleich von 15,2 auf 11,5%.

Die Entwicklung des Betriebsergebnisses (EBIT) verlief ähnlich jener des operativen Ergebnisses. Es ergab sich ein Rückgang von 1,18 Mrd. auf knapp 780 Mio. €, was einem Minus von 33,9% entspricht. Die EBIT-Marge kam bei 5,7% zum Liegen (GJ 2017/18: 9,1%). Analog dazu war auch die Ergebnisentwicklung im Jahresverlauf rückläufig. Das Ergebnis vor Steuern reduzierte sich von 1,04 Mrd. auf 646 Mio. € (-38,1%), das Ergebnis nach Steuern um 44,4 % von 825 auf 459 Mio. €.

Mehr Eigenkapital und Mitarbeiter
Vorbehaltlich der Zustimmung der am 3. Juli stattfindenden Hauptversammlung ist geplant, an die Aktionäre für das Geschäftsjahr 2018/19 eine Dividende von 1,10 € je Aktie auszuschütten. Dies entspricht zwar gegenüber dem Vorjahr (1,40 €) einer Verringerung um 21,4%, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass das Geschäftsjahr 2017/18 das erfolgreichste in der Geschichte des Konzerns war. Die jetzt vorgesehene Dividende liegt immer noch auf dem Niveau des – guten – vorvergangenen Jahres. Damit beträgt die Dividendenrendite für das Geschäftsjahr 2018/19 3,1% und die Ausschüttungsquote 48,1%.

Per 31. März waren 51.907 Mitarbeiter (FTE) im Konzern beschäftigt, was gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres einer Steigerung um 0,6% entspricht. Rund die Hälfte aller Mitarbeiter – darunter sämtliche in Österreich beschäftigte – sind über die voestalpine Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung an der voestalpine AG beteiligt und halten damit insgesamt rund 14,8% der Aktien ihres Unternehmens.

Investitionsprojekte zur Stärkung der Technologieführerschaft
„Auch im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden wegweisende Vorhaben umgesetzt, welche die technologische Vorreiterrolle des Konzerns in anspruchsvollen Kundensegmenten wie Flugzeug-, Automobil- und Bahninfrastrukturindustrie oder auch dem Öl- und Gassektor weiter stärken“, so Wolfgang Eder. Der Konzern investierte knapp über eine Mrd. € und damit um 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Erneuerung des größten Hochofens in Linz wurde erfolgreich abgeschlossen und sichert nun langfristig die Technologie- und Qualitätsführerschaft bei Flachstahlprodukten. Im letzten Jahr ebenfalls erfolgreich hochgelaufen sind neue Flugzeugkomponentenanlagen in Kapfenberg. Auf internationaler Ebene nahmen zudem neue Automotive-Werke in China und Mexiko ihren Betrieb auf.

Ein weiteres Highlight war die Bündelung der Bahninfrastruktur-Kompetenzen unter dem Dach des Geschäftsbereichs „Railway Systems“, wodurch die voestalpine zum weltweit einzigen Komplettanbieter für volldigitalisierte Bahnstrecken einschließlich Premiumschienen, Hightech-Weichen und digitalen Überwachungssystemen aufstieg. Auch die laufenden Investitionsprojekte liegen im Plan – allen voran die Errichtung des weltweit modernsten Edelstahlwerkes in Kapfenberg. Mit Produktinnovationen für die Elektromobilität – verbunden mit dem Einstieg in die junge, erfolgreiche Rennserie „Formel E“ – sichert sich der Konzern zudem eine zentrale Position in diesem international dynamisch wachsenden Industriezweig.

Der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2019/20
Ausschlaggebend für die wirtschaftliche Gesamtentwicklung wird sein, in welchem Umfang handelspolitische Maßnahmen die weltweiten Warenströme in den nächsten zwölf Monaten weiterhin künstlich beeinflussen werden, wie weit die Entwicklung der globalen Rohstoffindustrie auch künftig weniger durch Angebot und Nachfrage als durch anderweitige, schwer nachvollziehbare Kriterien bestimmt wird und welche Auswirkungen die neuerlichen Abgastests und die politischen Diskussionen über die Automobilkonzepte der Zukunft auf das Konsumentenverhalten in Europa, aber auch darüber hinaus haben werden.

Nicht zuletzt wird mitbestimmend sein, welche Entwicklung die europäische Wirtschaft im Zusammenhang mit einem geregelten oder ungeregelten Brexit nehmen wird. „All diese externen Faktoren liegen nicht im Einfluss- und Entscheidungsbereich des Unternehmens, sodass eine über die oben erwähnte Indikation hinausgehende Guidance für das Geschäftsjahr 2019/20 einer realistischen Basis entbehren würde“, erklärt Eder. (pj)

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