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Redaktion 17.05.2024

Zaghafte Erholung

Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im April auf minus 2,3 Punkte, den höchsten Wert seit einem Jahr.

WIEN. „Die österreichische Wirtschaft hat dank etwas Rückenwind für den Dienstleistungssektor im ersten Quartal aus der Rezession gefunden, doch das Tempo der Erholung ist angesichts der anhaltenden Nachfrageschwäche in der Industrie und am Bau auch zu Beginn des zweiten Quartals niedrig“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator setzte im April seine langsame Aufwärtsbewegung fort und erreichte den höchsten Wert seit genau einem Jahr. Mit minus 2,3 Punkten lag der Indikator jedoch weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt, signalisierte jedoch zumindest eine Fortsetzung des trägen Verbesserungstrends seit dem Jahreswechsel.“ Nach dem schwachen Plus zu Jahresbeginn um 0,2% zum Vorquartal lassen die aktuellen Vorlaufindikatoren demnach auch für das zweite Quartal ein leichtes Wachstum erwarten. Damit könnte erstmals seit einem Jahr auch die Wirtschaftsleistung im Jahresvergleich wieder etwas zulegen.

Dienstleistungen mit guter Stimmung
Für die weitere Verbesserung des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im April war hauptsächlich die Aufhellung der Stimmung der heimischen Konsumenten verantwortlich. Die hohen nominellen Lohnsteigerungen und der klare Rückgang der Inflation hoben die Kauflaune, wenn auch der langjährige Durchschnitt weiterhin deutlich unterschritten wurde. Erstmals seit genau zwei Jahren waren die Konsumenten in Österreich jedoch besser gestimmt als im Euroraum insgesamt. Dies übertrug sich auch auf den Dienstleistungssektor, wo die Stimmung im April zwar nicht mehr weiter anstieg, aber im Vergleich zu den anderen Wirtschaftssektoren erneut relativ positiv ausfiel.

Deutlich schlechter als im Euroraum ist weiterhin die Stimmung am Bau und in der Industrie. Bestimmend für den Pessimismus am Bau ist die Auftragsschwäche vor allem im Hochbau aufgrund der gestiegenen Baupreise und der verminderten Leistbarkeit auch durch erschwerte Finanzierungsbedingungen. In der Industrie ist neben der fehlenden Nachfrage vor allem die Sorge über die internationale Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der hohen Kostendynamik der Stimmungsdämpfer. „Während im Dienstleistungssektor, trotz starkem Rückenwind durch die Konsumenten, die Stimmungsverbesserung im April eine Pause einlegte, verbesserten sich die Geschäftseinschätzungen am Bau und in der heimischen Industrie zumindest geringfügig. Für bessere Stimmung sorgte am Bau das staatliche Konjunkturpaket und in der Industrie die Aussicht auf baldige Zinssenkungen“, so Bruckbauer.

Schwung ab zweiter Jahreshälfte 2024?
Die Hoffnung auf eine Fortsetzung bzw. zumindest geringfügige Verstärkung der angelaufenen Konjunkturverbesserung in der zweiten Jahreshälfte ruht weiterhin auf einer Belebung des Konsums, zu dem die relativ stabile Lage am Arbeitsmarkt und vor allem hohe Reallohnzuwächse durch den deutlichen Inflationsrückgang beitragen sollten. Im kommenden Jahr 2025 sollte sich die Wachstumsstützung zum einen durch den Konsum weiter verstärken, da immer mehr Konsumenten realisieren werden, dass sich ihre Kaufkraft erhöht hat. Zum anderen sollte es zu einer Belebung der Investitionen kommen, ausgelöst von den Zinssenkungen ab Mitte 2024. Da nicht nur im Euroraum eine Lockerung der Geldpolitik ansteht, ist auch mit mehr internationaler Unterstützung für die heimische Wirtschaft zu rechnen.

„Nach dem zurückhaltenden Start ins Jahr 2024 erwarten wir weiterhin nur ein sehr moderates Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent, das sich 2025 auf 1,5 Prozent steigern sollte. Damit wird das wirtschaftliche Produktionsniveau in Österreich, gebremst durch die hohen Unsicherheiten in einem schwierigen geopolitischen Umfeld, jedoch weiterhin unter Potenzial bleiben“, erwartet UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Weiterer Zinsschritt im Sommer erwartet
Im Euroraum war die Teuerung im April mit 2,4% erneut deutlich niedriger als in Österreich mit 3,5%. Im Gegensatz zu Österreich ist der Rückgang der Inflation im Euroraum allerdings zum Stillstand gekommen. Die Kerninflation ging jedoch weiter zurück und zeigte, dass der immanente Inflationsdruck weiter nachgelassen hat. Neben den positiven Entwicklungen bei der Inflation untermauere auch die nur verhaltene Konjunkturverbesserung im ersten Quartal den Bedarf einer weniger restriktiven Geldpolitik im Euroraum. „An einer Senkung der Leitzinsen durch die EZB im Juni scheint kein Weg mehr vorbeizuführen. Im Juli könnte noch ein weiterer Schritt folgen. In weiterer Folge wird die EZB jedoch datenbasiert mit großer Vorsicht agieren. Da sich sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation ab der zweiten Jahreshälfte 2024 um das EZB-Ziel von 2 Prozent bewegen sollten, dürften sich die Leitzinsen allmählich wieder einem neutralen Niveau nähern, das unserer Einschätzung nach bei etwa 2 Prozent für den Einlagezinssatz liegt und voraussichtlich Anfang 2026 erreicht werden dürfte“, meint Bruckbauer abschließend.

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