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© Hearonymus/Klaus Prokop

Peter ­Grundmann ist Gründer und Geschäftsführer von Hearonymus, dem Anbieter von Audioguides für Smartphones. Hearonymus listet bereits mehr als 250 Audioguides für Museen, Stadtspaziergänge, usw. in Österreich auf der Hearonymus-Plattform.

Peter Grundmann 03.06.2016

AIDA, warum tust du mir das an?

Peter Grundmann mag Werbung. Manchmal aber auch nicht.

Gastkommentar ••• Von Peter Grundmann


ATTENTION. Ich mag Werbung im Fernsehen. Ich schwöre. Diese kurzen Szenen sind oft spannender und kurzweiliger als die Spielfilme dazwischen. Und erfreulicherweise gibt es so viele TV-Spots, jeder anders, ­jeder irgendwie charmant auf seine Art:

Ich mag den 35-jährigen Mann, der uns in einem Deutsch, das man kaum versteht (schschschverschiedenehotelsschschplattformschschsch) die Vorteile der Zimmersuche erklärt. Bezaubernd. Ich mag die badende ­Familie am Ufer des Teichs oder Sees. Der ­Vater schürzt die Lippen und kann sein Pfeifen nicht mehr zurückhalten, als er Mutter im blauen Bikini sieht. Das Produkt dazu weiß ich nicht mehr, ich glaube ein Getränk oder Verhütungsmittel.

Weder Interest, noch Desire

Ich mag den schwarzweißen Chefredakteur, den man kaufen kann, weil ich das Konzept der Werbeagentur dahinter sehr smart und verfeinert finde #mirrormirroronthewall. Ich mag die 75-jährige Blondine, die vor lauter Freude, dass ihr Knie endlich nicht mehr schmerzt, als einzige auf einer Stehparty wie besessen zu tanzen beginnt; die übrigen Anwesenden im Hintergrund sehen aus, als überlegten sie, ob sie wegrennen oder um Hilfe rufen sollen.

Ich mag den Bauern, der nicht Tinder, sondern ein Tier für den Kontaktaufbau zu einer Pädagogin einsetzt. Ich mag platzende Farbbeutel, egal ob bunt an Wänden oder pink an Menschen. Ich mag sie alle irgendwie. Aber…
Ich verstehe nicht, wieso ich mir im Abendprogramm ein blutdurchzogenes Spucke-Zahnpastaschaum-Gemisch in einem Waschbecken ansehen muss, während ich esse. („Schade um das schöne Essen.”) Ich verstehe auch nicht, warum ich mir das überlaute hysterische Geschrei von irgendwelchen Paaren anhören muss, bloß weil ein halbtransparentes Mädchen in ebensolcher Unterwäsche bei ihnen wohnt und einen Heidenspaß dabei empfindet, eine Vase andernorts zu platzieren.
Diese beiden TV-Spots bringen mich beinahe zum Weinen – einmal aus Ekel, einmal aus Zorn. Solche Spots haben nichts mit AIDA zu tun, so weckt man weder Interest noch Desire. Das ist AHHH! Attention, hate, hate, hate.

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