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Dinko Fejzuli 12.05.2017

An allem sind die Radfahrer schuld

Bis auf den Rücktritt des Vizekanzlers. Den ­haben der ORF und der böse Wolf zu verantworten.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

 

SCHULDUMKEHR. Kurt Tucholsky gilt als einer der meistzitierten deutschen Autoren und viele seiner pointierten Aussagen werden auch heute noch gern verwendet.

So wird ihm auch folgendes Zitat zugeschrieben, das er im Zuge eines Dialogs mit einem Gesprächspartner verwendet haben soll, als dieser meinte: „Die Juden sind an allem schuld” und ­Tucholsky entgegnet haben soll: „Und die Radfahrer”. „Wieso denn die Radfahrer?”, fragte der andere verdutzt. Worauf Tucholsky zurückgefragt haben soll: „Und wieso die Juden?”

Der böse Wolf

Dieser skurrile Dialog ist mir eingefallen, als ich, so wie sicherlich viele andere auch, diese Woche die Rücktrittspressekonferenz von Vizekanzler und ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner mitverfolgt habe.

Interessant an seiner Begründung zum Rücktritt war die Reihung der Gründe: Ganz oben ­geißelte Mitterlehner ZiB-2-Anchorman Armin Wolf und dessen Anspielung auf Mitterlehners Spitznamen Jango und den Western „Die Totengräber warten schon”. Das sei selbst für ihn, Mitterlehner, nun wirklich zu viel gewesen und so habe er sich zum Rücktritt entschlossen.
Nun ist also der ORF am Abgang des ÖVP-Chefs schuld, oder zumindest der letzte Tropfen, der das Politfass zum Überlaufen gebracht haben soll.

Der ORF, der Grund von Mitterlehners Übel?

Diese Begründung ist, nennen wir es so, zumindest kreativ. Den Umstand, dass ihn die eigene Partei in den letzten Monaten regelrecht sturmreif kritisiert und in Wahrheit damit demontiert hat, verschweigt Mitterlehner lieber.

Stattdessen nutzt er auch seinen letzten öffentlichen Auftritt dazu, den ORF, wie schon sein Parteikollege Erwin Pröll zuvor, mutwillig und mit Anlauf zu beschädigen.
So war es also der böse Wolf, der den Mitterlehner zum Sturz brachte, und nicht die vielen Zwerge hinter den vielen Bergen.

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