Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
SHOWSTOPPER. Das Feuilleton im Spiegel ist ein großteils sehr vergnügliches Ressort. Derzeit findet sich online – nur knapp unter den Beiträgen „Diskussion um ‚Sesamstraße'-Figuren: Sind Ernie und Bert nun schwul oder WG-Kumpel?” und „Protestlieder: Wie man ‚Bella Ciao' lieber nicht singt” – ein Kommentar zur Alpenrepublik: „Kampf für Frauenrechte: Von Österreich lernen”. Klingt gut – und ein bissl seriöser als die Nachbarstorys. Ist es aber nicht.
„Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Hipster, könnte auch ein Nazi sein”, heißt es da, „und was auf den ersten Blick aussieht wie Journalismus, könnte auch die Kronen Zeitung sein. Manchmal wirkt dieses Österreich wie eine bergige Parallelwelt, in der man sich anschauen kann, was aus Deutschland werden könnte, wenn hier noch mehr schiefginge.” Das sitzt.
Wie hieß das doch noch anno dazumal (2005) im Stern: „Österreich: Das bessere Deutschland”: „Wie haben die das bloß geschafft? Gute Stimmung, mehr Wachstum, neue Jobs: Während hierzulande Frust grassiert, Geiz zur Nationaltugend wird und die Arbeitslosigkeit steigt, geht es in der Alpenrepublik voran.” Der Beitrag wurde zig Mal medial zitiert und als Beleg für unterschiedlichste zwischenzeitlich gehypte ökonomische Konzepte missbraucht. Und jetzt das? „Wenn etwas aus Österreich kommt und man es weder essen noch trinken kann, ist eine gewisse Skepsis angebracht”?
Ah ja, Thema des Spiegel-Beitrags sind die vorbildlichen inhaltlichen Ansätze im österreichischen Frauenvolksbegehren. Die Eintragungswoche startet am 1. Oktober – bei uns schlägt das keine Wellen.
Themenwechsel
Zwischenzeitlich eine Liveschaltung zum EU-Gipfel in Salzburg: Beim obligatorischen „Doorstep” vor dem EU-Gipfel am Donnerstag in Salzburg fragt ORF-„Interviewer” Peter Klien den ungarischen Premier Orban: „Wie gefällt es Ihnen im Westen?” Das stimmt versöhnlich.