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ForschungDer Journalismus-Report 2018/19 umfasst 309 Seiten und ist im facultas Verlag erschienen. Es handelt sich um eine empirische Erhebung und eine repräsentative Befragung.

Redaktion 31.01.2020

Blick auf die Branche

Über zehn Jahre Beobachtungszeitraum: Der österreichische Journalismus-Report liefert eine aktuelle Gesamterhebung.

••• Von Nadja Riahi

WIEN. Wer sind Österreichs Journalisten? Wie alt sind sie? Haben sie studiert? Wo arbeiten sie? Dies sind nur ein paar der Fragen, die „Der österreichische Journalismus-Report” von 2018/19 beantwortet. Mehr als zehn Jahre nach dem ersten Journalisten-Report gibt es ganz neue Daten. Der österreichische Journalismus-Report wurde am Montagabend im APA-Pressezentrum vorgestellt.

Nach einer Begrüßung durch APA-Geschäftsführer Clemens Pig und Rüdiger Salat, dem Vorstand der Facultas Verlags- und Buchhandels AG, präsentierte das Forschungsteam Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin, Sonja Luef und Daniela Kraus die Ergebnisse der Studie. Pig plädiert anlässlich des Reports für ein „gezieltes Employer-Branding für journalistische Berufe”. „Es ist höchst an der Zeit, dass wir wesentlich stärker ins Zentrum stellen, welch eminente Bedeutung der Beruf hat”, so Pig; die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema sei ein „Must-have”.

Ergebnisse im Überblick

„Wenn man den Prototyp beschreiben würde, es wäre ein Mann Mitte 40, er hätte keinen akademischen Abschluss und würde in einem Printmedium in Wien Vollzeit arbeiten”, fasste Mitautorin Sonja Luef die Ergebnisse der Basisdaten-Vermessung zusammen. Das Durchschnittsalter der österreichischen Journalisten liegt bei 44,5 Jahren. Die größte Altersgruppe setzt sich aus den über 50-Jährigen zusammen, genauer gesagt ist jeder dritte Journalist in den Redaktionen hierzulande über 50 Jahre alt (34%). Die Gruppen der 30- bis 39-Jährigen und der 40- bis 49-Jährigen sind mit jeweils knapp unter 30% beinahe gleich groß. Die Journalisten unter 29 Jahre bilden die kleinste Gruppe: Nur jeder Zehnte hat den 30. Geburtstag noch vor sich.

Das Durchschnittsalter des Journalismus sei in den letzten zwölf Jahren um vier Jahre gestiegen, stellte Andy Kaltenbrunner fest: „Das ist enorm viel.” Der Report zeigt, dass Österreich nach wie vor ein Land der gedruckten Zeitungen und Magazine ist: 60% der Journalisten sind für ein Medium tätig, das ursprünglich aus dem Printbereich kommt. Über die Hälfte (56%) der Print-Journalisten sind bei Tageszeitungen beschäftigt. Etwas mehr als ein Viertel (26%) ist bei einem wöchentlichen oder 14-tägigen Medium tätig und 17% der Printjournalisten arbeiten für ein Medium, das zwölf Mal im Jahr oder seltener erscheint.
Wien ist dem Report zufolge das journalistische Zentrum Österreichs: 56% der Journalisten arbeiten in der Bundeshauptstadt. Die Bundesländer mit der nächstgrößeren Anzahl an Journalisten sind Öberösterreich (9%), die Steiermark (8%), und Niederösterreich (knapp 8%). Schlusslicht: Burgenland.
Wenn man einen Blick auf die Themen wirft, an denen Journalisten in Österreich arbeiten, kommt der Report zu dem Ergebnis, dass die „traditionelle” Ressort-Einteilung zunehmend überlebt hat. Während sich Printmedien, Onlinemedien und Agenturen herkömmlicherweise stärker nach Themengebieten gliedern, gibt es im Rundfunkbereich eine Aufteilung, die sich eher an Sendungsformaten orientiert; Beispiele dafür sind Information, Unterhaltung und Wetter.
Die Gesamterhebung, die 2018 und 2019 durchgeführt wurde, zählt 5.346 Journalisten. Im Vergleich zu der Zählung 2006 sind es nun um 1.721 weniger. Der Grund für den Rückgang ist, dass mehr Medientitel aufgegeben als neue gegründet und die Redaktionen ausgedünnt wurden. Damit gehe einher, dass die Journalisten einen stärkeren Produktionsdruck feststellen und die Sorgen um die berufliche Zukunft besonders im Printbereich wachsen; da hier die meisten Journalisten beschäftigt sind, ist das durchaus nachvollziehbar. „Das Arbeitspensum ist über die gesamte Branche hinweg deutlich gestiegen”, erklärt Kaltenbrunner.
Wer sich das Arbeitsausmaß von Printjournalisten genauer ansieht, stellt fest, dass die Anzahl von Teilzeitmitarbeitern gestiegen und die der Vollzeitmitarbeiter gesunken ist.

Die Gender-Perspektive

Wenn die Daten aus der Gender-Perspektive betrachtet werden, sticht eine Tatsache besonders heraus: Ein Gleichstand ist fast erreicht. 47% der Journalisten, die bei der zweiten Gesamterhebung 2018/19 erfasst wurden, sind Frauen, 53% Männer. Frauen finden sich in der mittleren Führungsebene zwar immer öfter, aber in den Redaktionsspitzen sind sie kaum vertreten. „Journalistinnen sind jünger und besser gebildet, aber sie verdienen weniger und sie sind seltener in Leitungspositionen”, sagt Kraus. Den Ergebnissen des Journalismus-Reports zufolge sind 33,5% der Frauen in leitenden Funktion und 66,5% der Männer. Im Vergleich zu 2006 lässt sich eine höhere Akademisierung der Journalisten erkennen. So hatten 2006 34% einen Hochschulabschluss, 2018/19 lag der Anteil schon bei 48%. Hier ist auffallend, dass es vor allem die Frauen sind, die einen Hochschulabschluss haben; bei den 30- bis 39-Jährigen sind es 68%. Der Report betrachtet auch die Auswirkung der Digitalisierung auf die Arbeitsrealität. Den Untersuchungen zufolge arbeiten 39% der unter 30-Jährigen und 40% der 30- bis 39-Jährigen im Print- und Onlinebereich mehrmedial. Schaut man sich die Arbeitsweisen in den einzelnen Ressorts genauer an, lässt sich erkennen, dass besonders in Wirtschaft, Chronik/Lokales und Sport bimedial gearbeitet wird.

Auf die Frage, ob ein Journalist bei großen und wichtigen Themen eine eigene Meinung vertreten sollte (abgesehen von der Verfassung eines Kommentars), antworteten 51% der Befragten mit „Nein”.

Resümee und Desiderate

Der Journalismus-Report von 2018/19 zeigt, dass Österreichs Journalismus schrumpft. Rund 5.350 hauptberuflich darin Tätige sind angestellt oder beziehen fixe Pauschalhonorare. „Das bedeutet einen Rückgang um rund ein Viertel gegenüber der Gesamterhebung 2006”, steht es im Report. Für die Zukunft haben die Autorinnen und Autoren des Journalismus-Report schon Pläne: „Wir denken bereits an unsere nächste Forschung. Es wird eine Studie zu freien Journalisten geben sowie mehr im Bereich Diversität”, sagt Luef. „Ich wünsche mir, dass die Frauen im Journalismus mehr gefördert werden. Dazu gehört auch, den Arbeitsplatz attraktiver zu machen”, so Kraus. „Wir sollten uns das Thema Alter genauer ansehen; momentan gibt es lange Wartezeiten”, so Kaltenbrunner.

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