MARKETING & MEDIA
Redaktion 21.02.2020

Brauchen Politiker noch die Medien?

CDU-Politiker Friedrich Merz meinte kürzlich, ihm reichten YouTube und Social Media aus.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

 

GEGENÜBERSTELLUNG. Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, meinte der deutsche CDU-Politiker Friedrich Merz kürzlich bei einer Veranstaltung in Richtung klassische Medien: „Wir brauchen die nicht mehr.” Denn: Über Facebook, YouTube & Co. könne man die „eigene Deutungshoheit behalten”.

Ja, wie denn nun?

Nehmen wir ihn also ernst und schauen uns die Folgen seiner Idee an: Wie sieht es etwa mit dem Facebook-Auftritt vom Herrn Merz aus; dort hat er, für einen bundesweit seit Jahrzehnten in Spitzenpositionen agierenden Politiker, lediglich 31.000 ‚Gefällt mir'-Freunde. Das wäre nicht ein mal für irgendwelche Möchtegern-Influencer viel, und wie gesagt für einen Politiker mit einer derartigen medialen Präsenz ist es noch weniger. Apropos noch weniger: Auf Instagram hat Herr Merz um die 28.000 Follower – oder Twitter: Dort hat der CDU-Politiker um die 63.000 Follower. Das ist schon eine ansehnlichere Anzahl im Vergleich zu mir mit meinen knapp 5.000 Twitter-Fans. Aber im Vergleich etwa zu Armin Wolf mit seinen 433.000 Followern, die ja Friedrich Merz künftig dann auch nicht mehr benötigen würde, auch nicht mehr wirklich viel.

Nur: Mit wem und vor allem mit welchen Botschaften möchte Herr Merz denn auf Facebook, Twitter, YouTube & Co kommunizieren und bestenfalls neue Wählerinnen und Wähler gewinnen?

Demokratischer Standard? Wozu?

Um es klar auszusprechen: Vor allem Facebook ist eine sich wie ein Medium verhaltende, aber deren Qualitätsstandards nicht einhaltende Propagandamaschinee. Auf die möchte Herr Merz künftig also setzen und vielleicht genügt ihm das ja auch wirklich. Denn wer weiß: Vielleicht brauchen Politiker künftig wirklich keine klassischen Medien. Aber wer Medien als vierte Gewalt dringend braucht, sind die Bürgerinnen und Bürger, denn vor allem dort bekommen sie überprüfte, auf Fakten basierte Informationen. Aber eventuell stört gerade das den Herrn Merz.

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