MARKETING & MEDIA
Redaktion 23.08.2024

Die Rückkehr der Werbekunden

Sie wollten nicht mehr werben: X verklagt seine ehemaligen Kunden. Wenn das Schule macht …

Leitartikel
••• Von Sabine Bretschneider

TAKTIK. Der Kurznachrichtendienst X (ehem. Twitter), genauer gesagt CEO Linda Yaccarino, richtete sich kürzlich mit einem offenen Brief an Werbetreibende. Inhalt: Die, inzwischen aufgelöste, Global Alliance for Responsible Media (GARM) habe einen „illegalen Boykott“ von X angezettelt. Ein paar Passagen aus der Botschaft Yaccarinos haben jedenfalls noch nicht die Würdigung bekommen, die ihnen zustünde.

Der Hintergrund: Nach dem Antritt des neuen (jetzt Ex-) CEOs Elon Musk hatte Twitter zahlreiche Kunden verloren. Als neuer Eigentümer von X führte er in gewohnt erratischer Manier Maßnahmen durch, die die Qualitätskontrolle auf der Plattform aushebelten. Etliche Advertiser kritisierten eine Lawine an Hassreden und Falschinformationen auf der Plattform und verließen Twitter. Manche kamen wieder, einige blieben weg. Musk heizte die gereizte Stimmung dann noch an, indem er ehemalige Werbekunden aufforderte, sich zu „verpissen“(„Go fuck yourself“) und sie beschuldigte, ihn mit Werbeverträgen „erpressen“ zu wollen.

Im aktuellen Lamento in Form einer Klage wegen kartellartiger Absprachen geht es um CVS Health, Unilever, Orsted und Mars. Auch die sollen gefälligst wieder zurückkommen. Aus dem offenen Brief: „Menschen werden verletzt, wenn der Marktplatz der Ideen untergraben wird und einige Standpunkte im Rahmen eines illegalen Boykotts nicht finanziert werden. Dieses Verhalten ist ein Makel für eine großartige Branche und darf nicht weiter bestehen. (…) Das illegale Verhalten dieser Organisationen und ihrer Führungskräfte hat X Milliarden von Dollar gekostet. (…) Denjenigen, die das Gesetz gebrochen haben, sagen wir, genug ist genug. Wir sind gezwungen, Gerechtigkeit für den Schaden zu suchen, der durch diese und möglicherweise zusätzliche Angeklagte entstanden ist (…).“

Der verschwörungstheoretische Ansatz ist kreativ, das US-Justizsystem durchaus originell, die Kassen des Eigentümers gut gefüllt. Wie diese Farce letztlich ausgeht, werden wir erfahren.

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