MARKETING & MEDIA
Redaktion 21.05.2021

Dreckige Mails und fettige Chips

Öffentlichkeit führt zu Transparenz – ein Grund mehr, U-Ausschüsse live im TV zu übertragen.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

AUSGERUTSCHT. Wer kennt das nicht: Man schreibt ein Mail, füllt den ersten Buchstaben in der Adresszeile aus, das Programm vervollständigt es – und schon ist es weg, das Mail. Oft vervollständigt das Programm aber auf einen Empfänger, dem man es gar nicht schicken will, und dann haben wir das Malheur.

So etwas ist auch kürzlich einem Abgeordneten passiert, der sicher nicht wollte, dass ein „­Dossier”, welches er über Kolleginnen und Kollegen anderer Parteien und deren Verhalten im Ibiza-U-Ausschuss zusammengestellt hatte, bei genau diesen landet.

Im Fernsehen benimmt man sich

Das „Dossier” selbst, offenbar gedacht als Dirty Campaigning-Unterlage, war dann eher unbedeutend, aber vor allem im Inhalt peinlich, weil es unter anderem darum ging, welcher Abgeordnete wie in seinem Stuhl lümmelt oder Chips während der Befragung isst.

Das fällt für mich übrigens in die selbe Kategorie, wie Regierungschefs, die mit dem Handy spielen, während jemand von der Opposition am Rednerpult im Parlament steht.
Beides ist ein nicht sehr respektvolles Verhalten. Viel ärgerlicher ist aber das Verhalten etwa der Auskunftspersonen in einem U-Ausschuss, wenn es darum geht, wie sie auf konkrete Fragen antworten, wenn sie vor jeder Antwort ihre Begleitperson konsultieren müssen, um zu erfahren, ob und wie sie antworten sollen, ohne sich selbst in die Bredouille zu bringen. Oder Ausschussvorsitzende, die angeblich cholerisch herumschreien.

All das würde sich schnell ändern, wenn man eine Live-Kamera in den U-Ausschuss stellen würde und all jene Teile direkt ins Wohnzimmer der Wählerinnen und Wähler streamen würde, die etwa nicht unter die Geheimhaltungspflicht fallen.
Was es allerdings nicht werden dürfte: Dass die Übertragung dann zu einer Show wird – manchmal zu beobachten bei live übertragenen Parlaments-Debatten. So bitte nicht.

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