Leitartikel
••• Von Sabine Bretschneider
ZWISCHENSTOPP. Die Printausgabe von medianet macht – das ist inzwischen eine gute, 23 Jahre alte Tradition – jetzt Sommerpause. Konkret: Von heute bis zur nächsten gedruckten Ausgabe am 23. August. Die Pause teilen wir mit den Parlamentariern, mit den meisten Kultur-Spielstätten, mit Schülerinnen und Schülern – und mit den Eishockeyspielern. Wobei medianet seit vielen Jahren weitgehend nonstop den Newsletter ausschickt. Denn: So nachrichtenfrei sind diese fünf Wochen, insbesondere in der Kreativszene und im Handel, dann doch nicht.
Saure-Gurken-Zeit nennen die Medien die Hochsommermonate. Das ist jene Phase, die sich besonders dafür eignet, skurrile Storys aufzugreifen, Orchideenthemen und kuriose Meldungen. Die Herkunft der „sauren Gurken“ ist ungeklärt – als wahrscheinlichste Namensgeberin gilt eine von Berliner Journalisten zur Unkenntlichkeit verballhornte jiddische Redewendung für „schwere Zeiten“. Die Tatsachen jedoch sprechen nach wie vor dafür, in einigen Branchen den Fuß vom Gas zu nehmen. Faszinierende 95 Prozent der Österreicher wollen, laut einer Befragung des ÖAMTC, in diesem Sommer mindestens einmal verreisen – trotz Teuerung, trotz wirtschaftsklimatischen Schlechtwetters. Geschäftsmeetings zu koordinieren, ist nicht ganz einfach, wenn die Leut in alle Himmelsrichtungen unterwegs sind.
Auch das Marketing hat die Sommerpause längst für sich entdeckt. Ferrero nutzt die jährliche Produktionsunterbrechung bei Mon Chéri seit Langem zu Werbezwecken. Ein Marketing-Gag? „Ganz und gar nicht!“, heißt es seitens des Herstellers. 1957 eingeführt, sei sie zur „Qualitätssicherung“ der Likörpralinen notwendig. Diese Strategie der temporären Verknappung durch Abwesenheit in den Regalen wird aus markensoziologischer Sicht übrigens immer wieder lobend erwähnt, vereint sie doch positive Aspekte wie Tradition, Verlässlichkeit und hohe Produktqualität. Kurz: medianet ist ein bisschen wie Mon Chéri: Wer kann dazu schon nein sagen? Schönen Sommer!