••• Von Jürgen Hofer
WIEN. 2016 wird ein bewegtes Jahr für das Fernsehen: Neben Großereignissen wie Fußball-Europameisterschaft, Olympischen Sommerspielen und natürlich der Bundespräsidentenwahl stehen Neuerungen wie beispielsweise die lang erwartete Einführung des ORF-Frühstückfernsehens, aber auch technologische Fortschritte an – so wird der Teletest in 2016 erstmals die Reichweiten von Online-Streaming publizieren (siehe Infobox), die zweite Datenwelle des Mediaserver wird ebenfalls neue Insights bringen. Zeit, einen Blick auf den Status quo der heimischen Fernsehlandschaft zu werfen.
Privates Duell
In puncto Marktanteile gestalteten sich die Verhältnisse auch im abgelaufenen Jahr klar. Der ORF behauptete die Marktführung: ORF eins und ORF 2 kamen in der Bevölkerung ab 12 Jahren auf stabile 33,2%, ein Minus von 0,2 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr, wo man bei 33,4% Marktanteil lag. Die gesamte Gruppe, also die Spartensender ORF III und ORF Sport Plus inkludiert, verbuchte 2015 35,3% Marktanteil (2014: 35,1%). Im ewigen, von den Sendern auch bewusst inszenierten, direkten Vergleich von Puls 4 und ATV lag Puls 4 in der Zielgruppe 12+ mit 3,1% vor ATV (2,7%). Bei der oft als „werberelevante Zielgruppe” bezeichneten Bevölkerung von 12-49 erreichte der Sender aus der ProSiebenSat.1 Puls 4 Gruppe 4,05% Marktanteil, ATV 3,8%. In Aussendungen freute sich Puls 4 zudem über einen Rekordwert beim Dezember-Marktanteil mit 4,8% (12-49) seit Senderbestehen; ATV betonte, mit 5,2% MA (12-49) erfolgreichster österreichischer Privatsender in der Prime Time zu sein. Weitere Daten im direkten Vergleich siehe Infografik (für die ServusTV und ORF 2 für 12-49 im Übrigen keine Daten bekannt gaben).
Mehr Geld …
Ungeachtet des Kampfs um Marktanteile steht dem TV-Markt in seiner Gesamtheit dank einer positiven Gesamtentwicklung wohl auch ein rosiges Jahr 2016 bevor. Schon in den Vorjahren war das Fernsehen stets einer der Gewinner, 2014 konnte die Gattung ihre Bruttowerbewerte und -einnahmen um knapp elf Prozent steigern – die Privatsender legten dabei mit 14% Wachstum am stärksten zu, bezifferte Focus, deren Marktforscher damals als Ausblick bereits weiteres TV-Wachstum prgonostizierten.
Lagen die Bruttospendings im Jahr 2000 für Fernsehwerbung noch bei 480 Mio. Euro, stiegen diese mit kurzen Dämpfern in den Folgejahren dennoch stetig auf 946 Mio. Euro in 2014 – im Gegensatz zu anderen Gattungen auch ungeachtet der Folgen der Krisenjahre ab 2008.
… und mehr Seher
Die Spendings gehen in der Entwicklung auch einher mit der steigenden Nutzung von TV-Inhalten. So werde der tägliche Fernsehkonsum nach Ansicht des Zukunftsforschers Andreas Steinle bis zum Jahr 2030 um rund 90 Minuten anwachsen.
De facto sahen laut Teletest-Monitoring/IFES die Österreicher ab 12 Jahren in 2014 (aktuellere Zahlen liegen ebenso wie bei den Spendings noch nicht vor) pro Tag im Schnitt 172 Minuten fern – der höchste je gemessene Wert. Das Medium Fernsehen erreichte dabei täglich 4,6 Mio. Österreicher, was einer Tagesreichweite von 63,3% entspricht.
Die Dominanz des Fernsehens untermauert auch die erste Ergebniswelle des Media Server, der gar 84% Reichweite für Bewegtbildinhalte der TV-Sender ausweist. TV ist demnach das ingesamt am stärksten genutzte Medium vor Radio und Internet.