Gastkommentar ••• Von Josef Kalina
WIEN / INNSBRUCK. Wie nicht anders zu erwarten war, wurde die von den Tiroler Verantwortlichen eingeschlagene Kommunikationslinie des groben Klotzes nun von einem groben Keil getroffen. Anders kann man die überschießende Reaktion der deutschen Nachbarn auf den Umgang der Tiroler Politik mit dem Auftauchen den südafrikanischen Virus-Mutation nicht bezeichnen.
Uneinsichtige Vertuschung
Jetzt rächt sich zum einen voll der uneinsichtige und vertuschende Umgang mit der Ausbreitung des Virus in Ischgl. Denn außerhalb des ‚heiligen Landes' und noch mehr außerhalb der engen Landesgrenzen Österreichs war dies der größte kommunikative Sündenfall, den man machen kann. Dieser Kommunikation ging natürlich ein grober Sündenfall im Krisenmanagement mit dem Virusausbruch an sich voran. Statt adäquat zu reagieren, immer alle Betroffenen – Gäste wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Tourismuswirtschaft – klar zu informieren und so möglichst eine Ausbreitung des Virus einzudämmen, hat man auf Tarnen und Täuschen gesetzt und wurde so zu einem der stärksten Verbreitungscluster in Europa. Das hat man in Deutschland nicht vergessen.
Daher ist es auch jetzt kein Wunder, dass jetzt beim zweiten Problemfall in Tirol die europäischen Partner mit noch stärkerem Unmut auf die neuerliche pampige Kommunikationslinie reagieren. Dabei wäre es diesmal einfacher gegangen – hat doch das Land Tirol in der Tat niedrige Inzidenzen. Aber die weltweite Sorge vor der Mutation, die möglicherweise schon gegen einen der neuen Impfstoffe immun sein könnte, wurde sträflich unterschätzt. Statt die am stärksten betroffen Gemeinde und Bezirke zu isolieren, intensiv zu testen und möglichst täglich die Öffentlichkeit über den Stand der Dinge zu informieren, hat man auch diesmal auf Mauern, Abstreiten und Angriff gesetzt.
Rustikale Kommunikation
Aber München ist nicht Wien. Den bayerischen Ministerpräsidenten kann man nicht unter Druck setzen, wie den österreichischen Bundeskanzler und Gesundheitsminister. Bleibt abzuwarten, ob überhaupt der offensichtlich erwünschte Effekt in der Home-Consumption eintritt oder ob nicht auch die Mehrheit der Tirolerinnen und Tiroler zur Ansicht gelangt, dass ein sachlicher, dem Ausmaß der Bedrohung angepasster, weniger rustikaler Kommunikationsstil angesichts der negativen Auswirkungen besser gewesen wäre.