WIEN. Das Thema Nachhaltigkeit sei keines, das sich rein nur auf den Bereich Ökologie beziehen darf, so Jürgen Bauer, WKO-Fachgruppenobmann Werbung und Marktkommunikation, Fachgruppe Wien, und in seinem Brotberuf Eigentümer und Geschäftsführer der Werbeagentur Omnes, im Interview mit medianet über die Bedeutung auch des Themas Green Marketing.
medianet: Herr Bauer, das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Sie kritisieren, dass es von vielen zu eng gefasst bzw. zu einseitig interpretiert wird. Aus Ihrer Sicht als Werber, was ist das Problem und wie müsste man es denn deuten?
Jürgen Bauer: Nachhaltigkeit ist ein extrem vielschichtiger Begriff. Er geht weit über die ökologische Komponente hinaus. Ein Blick auf die 17 Felder der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen reicht aus, um zu erkennen, wie breit Nachhaltigkeit zu verstehen ist. Da sind völlig zu Recht auch soziale Aspekte wie etwa Gleichberechtigung, Bildung und Gesundheit abgebildet.
medianet: Abseits Ihrer Erfahrungen als Geschäftsführer einer Werbeagentur – wie ist Ihre Sichtweise auf das Thema Green Marketing als Fachgruppenobmann? Wie virulent ist das Thema aus Sicht Ihrer standespolitischen Arbeit?
Bauer: Um es auf den Punkt zu bringen: Man kann gar nicht mehr nicht nachhaltig denken. Als Obmann der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation in Wien bin ich in regelmäßigen Austausch mit unseren Mitgliedern. In all diesen Gesprächen stelle ich fest, dass das Thema Nachhaltigkeit in der ein oder andere Form mittlerweile allgegenwärtig ist.
medianet: In anderen Branchen schon längst üblich, wird das Thema auch beim Markenaufbau immer wichtiger. Aus Ihrer Sicht – wie wichtig ist Nachhaltigkeit im Brandingrozess?
Bauer: Ein Blick auf die zunehmende Bedeutung der Farbe Grün in diversen Sujets und Logos reicht aus, um zu erkennen, welchen Stellenwert das Thema Nachhaltigkeit im Brandingprozess eingenommen hat. Dabei ist mir auch wichtig, festzustellen, dass die Werbung und die Kommunikation eine zentrale Rolle beim Mindset der Bevölkerung einnehmen. Denn Werbung spricht nicht nur spezifische Branchen an, sondern uns alle.
medianet: Wo das Thema Nachhaltigkeit auftaucht, ist leider auch das Thema Greenwashing oft nicht weit. Welche Möglichkeiten sehen Sie, hier diese Problematik zurückzudrängen?
Bauer: In der Markenführung ist es ein schmaler Grat zwischen Greenwashing und Awareness schaffen. Die Verantwortlichen müssen hier die richtigen Entscheidungen treffen – in ihrem eigenen Interesse.
Denn eines ist klar: Greenwashing aktiv zu betreiben, wird in einer Zeit von kritischen Konsumenten und großer Awareness auf Social Media immer schwieriger und das ist gut so.
medianet: Frage zum Schluss: Welche Folgen könnte es für Unternehmen und Marken haben, wenn sie sich des Themas Nachhaltigkeit – egal auf welcher Ebene – nicht annehmen?
Bauer: Das kann sich keine Marke und auch kein Unternehmen leisten. Nachhaltigkeit betrifft alle: Ob Unternehmen, Marke oder Mensch. Wer sich damit nicht beschäftigt, wird von der Bühne verschwinden. (mab/fej)