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© bluesource/Volker Weihbold

Management Wolfgang Stockner, CEO, und Roland ­Sprengseis, COO von bluesource.

Gianna schöneich 04.11.2016

In digitaler Mission

Die Agentur bluesource entwickelte mobile-pocket. Weltweit nutzen Konsumenten das Wallet. Man ist seiner Zeit voraus. Schon immer.

••• Von Gianna Schöneich

WIEN. 1999 schließen Wolfgang Stockner und Roland Sprengseis die Fachhochschule ab. 2001, mit 25 Jahren, gründen sie blue­source. 2010 launcht man die weltweit führende Kundenkarten-App „mobile-pocket” und lässt sich 2011 zusätzlich im Silicon Valley nieder. Die Digitalisierung schreibt immer wieder Erfolgsgeschichten. Diese startete im Softwarepark Hagenberg in Oberösterreich.

Der Zeit voraus

Mittlerweile arbeiten für die Firma 40 Personen an drei Standorten: Hagenberg, Wien und Silicon Valley, Kalifornien. Während in Österreich Entwicklung, Management, Business Development, Vertrieb und Projektleitung sitzen, hat man sich in Amerika einen „Technologiestandort” zugelegt, wie die Geschäftsführer Wolfgang Stockner und Roland Sprengseis im Interview mit medianet erzählen. Ständig besetzt ist das Büro allerdings nicht.

„Es handelt sich um einen sehr wichtigen Standort. Wir können direkt auf das Know-how und die Technologien von Facebook, Google, den großen Herstellern Amerikas, zurückgreifen. Wir wissen vor den anderen, was sich tun wird. Es geht uns um Schnittstellen, neue Technologien und die Frage, was sich in den kommenden Generationen der Smartphones tun wird. Wir waren immer schon unserer Zeit voraus und das wollen wir uns nicht nehmen lassen”, so Sprengseis.

Kein Consulting-Business

Zu Beginn ist die Firma im Consulting-Business tätig, betreut große Firmen und entwickelt Software. 2007 kommt das iPhone auf den Markt, und bluesource beginnt Software und Apps für Smartphones zu entwickeln. Man verabschiedet sich aus dem Consulting-Business und ent­wickelt mobile-pocket.

Alles an einem Ort

„Wir betreuen schon lange Zeit Kunden aus dem Handel und haben früh gemerkt, dass es sich bei den Apps immer um das Gleiche dreht: Man will mit dem Kunden kommunizieren, die Kundenbindung fördern. Es sind zahlreiche dieser Apps am Markt, sie werden allerdings nicht sehr häufig von Konsumenten installiert. Unsere Idee war, einen Ort zu schaffen, wo der Konsument alle seine Kundenkarten an einem Ort findet. Daraus ist mobile-pocket entstanden”, erklärt Stockner.

Was für den Konsumenten eine App ist, ist in Wahrheit viel mehr. Im Hintergrund läuft ein großes Serversystem.
mobile-pocket ist nicht die einzige App, die mehrere Kundenkarten vereint, denkt man nur an das Apple Wallet, das Google Wallet oder das Wallet der Mobilfunkgesellschaft ­Vodafone.
„Als Unternehmen möchte ich meine Botschaft in allen diesen Wallets verbreiten. mobile-pocket-Hub ist die Plattform, die das möglich macht. Der Content wird in mobile-pocket platziert und dann auf alle Wallets ausgespielt”, so Sprengseis. Das Vodafone-Wallet beispielsweise erhält von bluesource die nötige Technologie, um die Inhalte von Unternehmen in ihre App zu spielen.

Informationsgenerierung

mobile-pocket macht das Leben der Konsumenten und Unternehmen einfacher und generiert zusätzlich wertvolle Informationen. „Viele Kundenbindungsprogramme sind sehr platt. Informationen werden an alle Kunden gesendet, auf die tatsächlichen Interessen des Einzelnen wird keine Rücksicht genommen. Aufgrund der Karten die ein Kunde installiert hat, wissen wir, für was dieser affin und empfänglich ist. Wir kennen das Öffnungsverhalten und erhalten viele weitere Informationen – viel mehr als bei einer einzelnen App. Wir setzen auf Targeting und Profilierung, damit relevante Informationen die Zielgruppe punktgenau treffen”, so Stockner.

Man wolle für den Kunden nicht lästig sein. mobile-pocket ist derzeit in 13 Sprachen erhältlich, man sei „sehr gut unterwegs und stark am expandieren”, erklären die Geschäftsführer.

Konventionelles Österreich

Unternehmen wie bluesource leben durch die Digitalisierung und haben wohl zur richtigen Zeit auf das richtige Pferd gesetzt.

„Österreich ist im Denken noch sehr konventionell. Die Amerikaner sind uns in der Digitalisierung weit voraus. Sie verstehen diese Wichtigkeit besser als wir. Die großen Innovationen, Revolutionen und Umbrüche kommen aus Amerika. Bestehende Geschäftsmodelle wurden komplett umgekrempelt”, so Sprengseis.
In Österreich habe der stationäre Handel die Wichtigkeit des Online-Business erst spät erkannt. Vielleicht zu spät. Teile der Wertschöpfung sind bereits abgewandert – Anbieter wie Amazon greifen wichtige Kunden ab. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, finden die bluesource-Geschäftsführer: „Der Kunde steht im Fokus. Er erhält ein Rundum-Sorglos-Paket. Viele europäische Handelsunternehmer reagieren auf diese Entwicklung zu träge und versäumen es, auf dieses Business aufzuspringen. Auch der ‚Mobile-First'-Gedanke muss sich hier noch festigen – es muss in Europa Gebot der Stunde sein, am Handy mit dem Kunden zu kommunizieren”, so Stockner, und Sprengseis ergänzt: „Wir haben in Europa ein gewaltiges Problem: Wir sind dabei, die Digitalisierung zu verschlafen. Wir müssen das Potenzial erkennen und die Möglichkeiten nutzen.”

Digitale Stempelkarten

Vor allem Klein- und Mittel­unternehmer schreckt die Digitalisierung heute noch ab. „Bis Ende des Jahres wird es für diese Unternehmen innovative Kundenbindungsprogramme über mobile-pocket geben. Das kann auch eine digitale Stempelkarte sein. Gesammelte Punkte kann der Kunde in Gutscheine einlösen und vieles mehr. Es braucht ja nicht immer eine Kunden­karte”, erklärt Stockner. 2016 orientierte man sich bei bluesource neu, entwickelte neue Ideen und möchte sich 2017 an die Umsetzung machen.

Mobiles Bezahlsystem

„Wir werden im kommenden Jahr Blue Code komplett in mobile-pocket integrieren. Es handelt sich um ein mobiles Bezahlsystem. Der Kunde öffnet seine Kundenkarte, lässt den Blue Code Barcode scannen und hat bezahlt. Es wird noch einfacher”, erklärt Sprengseis. Die Firma wird weiter expandieren, Spanien und Portugal sieht man als Hoffnungsmärkte an.

Silicon Valley ist der bedeutendste Standort der IT- und der Hightech-Industrie. Auf die Frage nach einer Insiderinformation und was denn in Zukunft auf uns zukommen wird, antwortet Stockner: „Was digitalisiert ­werden kann, wird digitalisiert werden.” – Bereiten wir uns darauf vor.

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