WIEN. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie ziehen ihre Spuren durch Europa. Covid-19 stellt Wirtschaft dabei nicht nur vor ökonomische, sondern auch vor kommunikative Herausforderungen. Für Unternehmen wird es langfristig entscheidend sein, wie sie mit der Krise umgehen und wie sie jetzt kommunizieren. Das betrifft nicht nur die Kommunikation mit Kunden und der Öffentlichkeit, sondern auch jene mit Mitarbeitern und Geschäftspartnern. Alexander Langgruber, Gründer und Geschäftsführer der Agentur Yield Public Relations, fasst vier Grundprinzipien zusammen, die Unternehmen unterstützen sollen, sich sicher auf dem derzeit besonders glatten Kommunikationsparkett zu bewegen.
Covid-19 macht vielen Unternehmen mittlerweile schwer zu schaffen. Die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen fordern dabei nicht zuletzt auch die Kommunikationsabteilungen. Mit der Ausbreitung des Virus wachsen konkrete Bedenken und reale Bedrohungszustände von Kunden, Mitarbeitern sowie Partnern, und damit auch die Notwendigkeit einer professionellen internen und externen Krisenkommunikation. Alexander Langgruber, Geschäftsführer von Yield Public Relations, legt Unternehmen folgende vier Tipps nahe:
1.) Die Zügel übernehmen
Der vermeintlich einfachste Weg wäre es, sich als Führungskraft einzuigeln und zu warten, bis der Sturm vorüberzieht. Jetzt mit Zurückhaltung zu glänzen, ist allerdings fatal. Kommunikation ist eines der wichtigsten Instrumente von Führung, einmal mehr in Krisensituationen. Wenn jemand die Führung übernimmt und entsprechend informiert sowie einbindet, gibt das Sicherheit. In solchen Situationen als Leader klare Entscheidungen zu treffen und transparent zu kommunizieren, gilt als Königsdisziplin. „Wesentlich ist es, auf allen Fronten Präsenz zu zeigen. Es empfiehlt sich, Kunden proaktiv zu kontaktieren, Vorschläge zu machen und Bereitschaft zu zeigen, auch über die vereinbarten Konditionen hinaus zu unterstützen“, so Langgruber. Eine weitere wichtige Zielgruppe, die in turbulenten Zeiten oftmals vernachlässigt wird, sind die Mitarbeiter. Hier ist einfühlsame, aber auch strukturierte Kommunikation gefragt. „Klare Abläufe und Verantwortlichkeiten zu definieren ist hilfreich. Beispielsweise können bereits tägliche Check-in und Check-out-Videotelefonate für das Team Routine schaffen und für Zusammenhalt sorgen“, führt der Experte weiter aus. Es wird eine Zeit nach Corona geben und in dieser wird man sich gegenseitig daran messen, wie in der Krise miteinander umgegangen wurde.
2.) Auf drei Ebenen kommunizieren
Bei aller Kommunikation ist es nun wesentlich, sich auf drei Ebenen zu stützen: Empathie, Sachebene, Perspektive. „Empathie ist wichtig, aber wiegen Sie faktische Gefahr und die von Menschen empfundene Gefahr nicht gegeneinander auf. Ratsam ist es, sachlich zu kommunizieren, weshalb Produktlieferungen sich verzögern oder Dienstleistungen in der bisherigen Form zurzeit nicht erbracht werden können. Wenn eine Perspektive aufgezeigt wird, die auf eine spätere Normalisierung hinweist, gibt das Hoffnung“, so Langgruber. Lichtblicke lassen sich zumeist finden, wenn man genauer hinschaut, so beispielsweise aktuell: Bereits heute ist etwa festzustellen, dass die Gesellschaft – im übertragenden Sinne – näher zusammenrückt. Einzelne Volkswirtschaften dürften darüber hinaus schon „über den Berg“ sein und politische Entscheidungsträger in ganz Europa zeigen, dass sie in der Lage dazu sind, nicht nur richtige, sondern auch mutige (ökonomische) Entscheidungen zu treffen.
3.) Lage täglich neu einordnen
Die Faktenlage kann sich bei einer Pandemie stündlich ändern und an neuen News mangelt es aktuell tatsächlich nicht. Langgruber empfiehlt, sich nicht für die Ewigkeit festzulegen und Formulierungen zu verwenden wie „nach aktuellem Kenntnisstand“, „derzeit deutet alles darauf hin, dass“ und laufende Updates zur Situation zu geben. Sollten eine Aussage einmal revidiert werden müssen, ist das in einer volatilen Situation wie der jetzigen auch keine Schande. In solchen Fällen behilft man sich mit Formulierungen wie „Nachdem neue Fakten bekannt wurden, kommen wir ebenfalls zu einer Neubewertung der Situation“ oder „Wir müssen in dieser dynamischen Lage auch unsere Handlungsempfehlungen entsprechend anpassen“. Auch kein Malheur ist es, wenn ein Unternehmer nicht auf jede Frage die passende Antwort weiß oder findet. Niemand erwartet von einem Geschäftsführer, dass er sich als Hobby-Virologe outet – Bezug nehmen auf Aussagen anerkannter Experten und Institutionen, etwa dem Gesundheitsministerium oder dem Robert-Koch-Institut, schafft hier Abhilfe. „Sprechen Sie auch eventuelle Schwachstellen bei der Umsetzung behördlicher Maßnahmen in Ihrem Unternehmen offen an. Ihre Stakeholder bekommen es ohnehin früher oder später mit. So bleiben Sie authentisch und glaubwürdig“, rät Langgruber.
4.) Vorsicht über Nachsicht
Im Vordergrund steht nun die Gesundheit, das wird in der Corona-Krise deutlicher als sonst im operativen Alltag – daraus entstehen dem Kommunikationsexperten zufolge auch Chancen. „Sie haben jetzt die Möglichkeit, zu zeigen, dass Ihnen als Unternehmer nicht nur Zahlen und Daten wichtig sind, sondern die Menschen in und rund um Ihren Betrieb. Es gibt ein Leben nach der Krise und sinnvolles, menschliches sowie bewusstes Handeln wird Ihnen nachhaltigen Erfolg und innere Zufriedenheit bringen. Wenn man Ihnen berechtigterweise vorwerfen könnte, aus Profitgier versucht zu haben, Kapital aus dem Leid von anderen geschlagen zu haben, würde das langfristige Image-Schäden mit sich ziehen“, warnt er. Selbst also, wenn beanstandet wird, den Betrieb zu früh auf Home-Office umgestellt oder andere Vorsichtsmaßnahmen getroffen zu haben: Es lässt sich stets argumentieren, dass in Anbetracht der neuartigen Situation aus Vorsorge gegenüber Mitarbeitern und Kunden gehandelt wurde. „Vorsorge ist nicht feige, sondern zeigt Verantwortungsbewusstsein – und das ist in Zeiten wie diesen nicht nur eine gefragte Führungsqualität, sondern zeugt zudem von Charakter“, ist Langgruber überzeugt. (red)