MARKETING & MEDIA
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Dinko Fejzuli 23.09.2016

„Man muss die Zukunft ­fördern, und die ist digital”

Medienminister Drozda lud zur Enquete über die Reform der Presseförderung. Wie diese künftig aussehen soll, darüber gehen die Meinungen auseinander.

••• Von Dinko Fejzuli

Medienminister ­Thomas Drozda hat bei einer Enquete zur Reform der Presseförderung Einblicke in seine Pläne gegeben.

Als erste Säule der künftigen Medienförderung schwebt ihm eine Produktionsförderung vor; bei der zweiten Säule, einer Digitalisierungsförderung, stünden die Überlegungen noch am Anfang, so Drozda.
Die dafür nötigen Mittel sollen unter anderem von jenen Plattformen kommen, die bisher nur Werbegelder aus dem österreichischen Markt abziehen würden, ohne aber am heimischen Markt zur Wertschöpfung beizutragen und die im Übrigen auch nicht „zwischen eigenen und fremden Inhalten unterscheiden” würden. „Google, Facebook und Konsorten” seien über die Mittel des Leistungsschutzrechts, des Urheberrechts und der Steuergesetzgebungen einzubeziehen. Das Volumen einer solchen, neuen Einnahmequelle bezifferte der Medienminister mit etwa 10 bis 15 Mio. € mehr als die bisherigen sieben Mio. €.

Förder-Bedingungen

Die Höhe der Produktionsförderung plant Drozda übrigens an die Anzahl der zu fairen Bedingungen angestellten Journalisten zu koppeln. So sei diese Förderung dann auch plattform­unabhängig, gelte also nicht nur für eine Mediengattung.

Dem widersprach profil-Journalistin und ebenfalls Podiumsteilnehmerin Ingrid Brodnig. „Die Medienförderung darf sich nicht nur nach der Zahl der Mitarbeiter richten”, so Brodnig.
Auch müsse es darum gehen, die Bereitschaft der Konsumenten, für digitale Inhalte zu zahlen, anzuheben.
Im Vergleich zu Finnland, wo 15%, bzw. Italien, wo 16% der User bereits für digitale Inhalte zahlen, oder gar Norwegen, wo es mit 27% bereits ein Viertel der User sind, haben in Österreich bisher lediglich 7% der Nutzer online schon Geld für Inhalte ausgegeben. Die öffentliche Hand könnte Brodnigs Meinung nach auch den Mediawatchblog „Kobuk” oder die Plattform ­„mimikama”, die Fakeberichte auf Facebook aufdeckt, fördern. Die investigative Rechercheplattform „Dossier” hält sie ebenfalls für förderungswürdig.
In eine ähnliche Kerbe schlug Medienwissenschaftler Fritz Hausjell, der mit dem transkulturellen Magazin biber ein weiteres Projekt ansprach, welches bisher keine staatliche Hilfe bekäme, diese aber aufgrund seiner Art auf jeden Fall verdienen würde.

Gegen die alte Gießkanne

Medienexperte Mathias Karmasin sprach ein Problem an, das es nicht nur in der heimischen Medienlandschaft gibt, und welches alsbald abgestellt gehört: „Gießkannenförderung wird nicht besser, wenn ich die Löcher der Gießkanne vergrößere.”

Karmasin forderte, die von Medienminister Thomas Drozda geplante Reform größer zu denken. Man müsse auch über eine Haushaltsabgabe und die Förderung der Medienkompetenz reden und nichtkommerzielle Medien einbeziehen.
Der ebenfalls anwesende VÖZ-Präsident Thomas Kralinger mahnte auf jeden Fall eine Erhöhung der Medienförderung an, denn während etwa in Dänemark mit gut 5 Mio. Einwohnern die Presseförderung 10 € pro Kopf betrage, seien dies in Österreich lediglich 1,3 €, also drastisch weniger. „Das Ergebnis ist, dass es dort 30 Tageszeitungen gibt”, so Kralinger.
Hier wiederum war Eva Dichand gänzlich anderer Meinung. Die Gründerin und Herausgeberin der Gratis­tageszeitung Heute sieht in der Presseförderung kein probates Mittel, um Zeitungen am Leben zu erhalten – im Gegenteil. Sie plädierte in ihrem Vortrag dafür, mit der Medienförderung neu ausschließlich digitale Angebote zu fördern. „Hätte man zum Beispiel das WirtschaftsBlatt genötigt, die Mittel der Presseförderung in ausschließlich digitale Produkte zu investieren, würde es heute noch bestehen”, zeigt sich Dichand überzeugt.
Generell seien in Wahrheit nicht die Personalkosten das Problem, sondern die Vertriebs- und die Druckkosten, die zum Beispiel 1/3 über jenen in anderen europäischen Ländern liegen würden.

Dichand kritisiert Presserat

Dichand kritisierte auch Institutionen wie etwas den Presserat: „Wir wurden für die Veröffentlichung eines Bildes verurteilt, welches auch etwa im ORF zu sehen war.” Dies sei nicht in Ordnung. „Es gibt Mediengesetze und wenn man damit nicht durchkommt, dann soll man sie ändern, aber keine private Vereine gründen, die dann über Journalisten urteilen”, so die vor Kurzem aus den USA heimgekehrte Verlegerin. Ihr Fazit: „Man muss die Zukunft fördern und diese ist digital.”

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