Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
FEIERTAG. Zu Mariä Empfängnis, in Shoppingkreisen besser bekannt als „8. Dezember”, plant das selbsternannte „Komitee des Nationalen Parlamentarischen Gebetsfrühstücks” eine religiöse Veranstaltung im österreichischen Parlament. Das Motto: „Hoffnung in der Krise”. Man kann daran Anstoß nehmen, dass das Hohe Haus als Zentrum der Demokratie für eine Veranstaltung mit Beteiligung ultrareligiöser Abtreibungsgegner und fundamentalchristlicher Lobbyisten missbraucht wird (sollte man auch!). Man darf auch darüber nachdenken, ob es schon so weit ist, dass wir zur Krisenbewältigung öffentlich um Gottes Gnade ansuchen müssen. Gastgeber und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka scheint jedenfalls diese Meinung zu vertreten. Es könnte am Gottvertrauen in die eigene Partei mangeln.
Währenddessen bereitet sich auch der wegen der diversen Lock- und Shutdowns schwer durchgeschüttelte Handel auf das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria” vor. Wer sich keinem Betzirkel anschließt, wird die Läden stürmen.
„Bei der Österreichischen Post purzelt gerade ein Mengenrekord nach dem anderen”, teilte der Konzern am Donnerstag mit. In den vergangenen drei Tagen, heißt es, wurden mehr als eine Million Pakete pro Tag transportiert. „Wir haben uns das Jahr über gut auf die Hochsaison vorbereitet, die Vorweihnachtszeit im Coronajahr übertrifft selbst unsere höchsten Erwartungen”, wird Post-Chef Georg Pölzl in der Aussendung zitiert. Von Krise keine Spur. Zumindest bei jenen, die nicht die Million Packerl durchs Land tragen und schieben. Derzeit wird in den Sozialen Medien dazu aufgefordert, die Paketboten dann und wann mit ein bisschen Trinkgeld aufzumuntern. Applaus kommt diesmal nicht infrage, weil man als Einzelklatscher halt doch ein eigenartiges Bild abgibt. Die Stoßgebete erledigen die Paketleute selbst: Auf dass der 8. Dezember ein Erfolg wird – und ein paar Tonnen an Waren von den Kunden selbst nach Hause getragen werden.