Wien. Anlässlich des Teletext-Jubiläums bat medianet Thomas Prantner, Direktor für Online und Neue Medien des ORF, zum Geburtstags-Interview.medianet: Vorweg die Frage: Ein Teletext im Jahr 2015 – ist das nicht ein Anachronismus?Prantner: Nein, überhaupt nicht! Der ORF Teletext ist ein österreichisches Medienphänomen und eine Erfolgsgeschichte. Mit 35 Jahren ein scheinbar altes Medium, das alle Phasen der digitalen Revolution unbeschadet überstanden hat und heute sogar auf vielen modernen Plattformen wie HbbTV und auch auf mobilen Devices online abgerufen werden kann. Der Teletext ist nach wie vor eines der wichtigen Informationsmedien des ORF, das 1,9 Millionen Menschen pro Woche erreicht und rund um die Uhr aktuelle News und Service bietet.medianet: Warum ‚funktioniert' der Teletext in Österreich noch immer so gut? Weiß man etwas über die Motive der Nutzer?Prantner: Der ORF Teletext punktet natürlich vor allem durch die Qualität und Aktualität seiner Inhalte – sowohl im Newsbereich als auch bei den unzähligen, laufend upgedateten Serviceinfos. Erfolgsfaktoren sind aber ebenso die Kompaktheit der Zusammenstellung, die Kürze der Nachrichten sowie sie Schnelligkeit und Einfachheit der Bedienung – die Leserinnen und Leser können sich praktisch in Sekundenschnelle und auf Knopfdruck einen Überblick über das aktuelle Welt- und Österreich-Geschehen verschaffen.medianet: Und welche Inhalte sind da bei den Usern besonders beliebt?Prantner: Die meistabgerufenen Angebote im ORF Teletext sind neben der Einstiegsseite Sport, Politik, Chronik und Fernsehen (jeweils Magazin inklusive Topstory). Aber auch die zahlreichen Serviceinformationen – von Apotheken-Wochenenddiensten über Flug-und Zugpläne bis zum Segelwetter – sind von großer Bedeutung. Sie werden zwar nicht so häufig wie die tagesaktuellen Infos (News, Sport, etc.) abgerufen, sondern jeweils nur bei Bedarf genutzt, stellen aber dennoch für die Userinnen und User einen wichtigen Bestandteil des ORF Teletext dar. medianet: Wie sieht es denn mit dem Teletext in anderen Ländern aus? Gibt es vergleichbare Erfolgsgeschichten?Prantner: Insgesamt ist der Teletext nicht nur in Österreich, sondern im gesamten deutschsprachigen Raum weiterhin ein sehr gern genutztes Medium. Die Nachfrage nach Kurznachrichten via TV-Gerät ist auch im digitalen Zeitalter nach wie vor ungebremst. So werden die Seiten der verschiedenen Teletextangebote in Deutschland beispielsweise insgesamt täglich von 11,68 Millionen Zuschauern genutzt.Prantner: Gibt es auch kritische Stimmen im Haus, die Investitionen in den Teletext hinterfragen?Prantner: Ja, klar hat es in den vergangenen Jahren immer wieder Zurufe gegeben, den ORF Teletext einzustellen. Der ORF Teletext ist aber eine so starke ORF-Marke und ein so beliebtes Informationsmedium, dass dies ein Fehler gewesen wäre. Warum sollen wir etwas abschaffen, was vom Publikum nach wie vor intensiv genutzt wird ? Der finanzielle Aufwand ist dank effizienter Redaktionsorganisation, Synergien mit Online und automatisierter Technologien, wie bei HbbTV, überschaubar. Darüber hinaus wird der ORF Teletext von der ORF-Enterprise vermarktet, bringt also auch Einnahmen.medianet: Wie sieht die Zukunft des Teletext aus; kommt irgendwann doch das Ende?Prantner: Was irgendwann sein wird, kann man in diesem schnelllebigen Medienbusiness nicht voraussagen. Tatsache ist, dass der ORF Teletext auch auf modernen Plattformen und Devices abrufbar ist und dort ein wichtiges Element der ORF-Information ist. (fej)
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