Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
WANDEL. Blackrock-Chef Larry Fink schreibt einmal jährlich seinen Aktionären einen Brief. Diesmal klingt der Verwalter von rund zehn Billionen Dollar einen Tick trübsinniger als sonst. „Der Ukraine-Krieg markiert das Ende der Globalisierung”, orakelt er. Das lässt Finanzexperten weltweit aufhorchen. Die Invasion Russlands werde die Weltwirtschaft umkrempeln, die Inflation befeuern und die globalen Lieferketten auflösen. Der Versuch der Unternehmen, Abhängigkeiten zu kompensieren, werde im Rückzug von vielen Märkten enden. Die Abkopplung von Russlands Öl und Gas werde den Kampf gegen den Klimawandel zuerst verlangsamen, im Anschluss aber die Suche nach alternativen, grüneren, Energiequellen beschleunigen.
Finks Fokus auf Russland hat handfeste Gründe: Der weltgrößte Vermögensverwalter hat eben Vermögenswerte in Russland abgeschrieben; die damit einhergehenden Verluste belaufen sich auf rund 17 Milliarden Dollar, berichtete die Financial Times. Das tut weh.
Andere Auswirkungen der quietschenden globalen Lieferketten sind nicht nur für internationale Investoren spürbar, sondern auch für den Wirten im Waldviertel. Steigende Preise für Sprit und Dünger, Rohstoffe, Verpackung und Logistik verteuern die Lebensmittel; Schweineschnitzel (Futter- und Energiekosten) und Erdapferl (Düngemittel) reagieren auf den neuen Eisernen Vorhang recht sensibel.
Die beginnende Renationalisierung und Deglobalisierung zielt allerorten auf einen ökonomischen Relaunch. Hierzulande wurde die „regionale Produktion” längst mit einem verführerischen Aroma versehen. Abseits dieser Regionalromantik, die kleine Länder wie Österreich ohnehin nicht aufrechterhalten können, würde ein Stopp der internationalen Arbeitsteilung das Wirtschaftswachstum allerdings grob bremsen. Und an einem auch nur halbwegs überzeugenden Narrativ eines Wohlstands ohne Wachstum arbeiten wir seit 50 Jahren weitgehend erfolglos.