••• Von Elisabeth Schmoller-Schmidbauer
736 Mio. € Umsatz in 2023, rund 3.700 Mitarbeiter aus über 50 Nationen und 15 Standorte weltweit sind beeindruckende Zahlen, die das österreichische Unternehmen FACC präsentieren kann. FACC, ehemals Fischer Advanced Composite Components, ist Marktführer im Bereich Leichtbautechnologien und Leichtbaukomponenten für Flugzeuge mit Hauptsitz in Ried im Innkreis (OÖ). Zu den Kernkompetenzen zählen die Bereiche Aerostructures, also der äußere Bereich von Flugzeugen, außerdem Engines & Nacelles, wie Triebwerkskomponenten oder Schubumkehrverkleidungen, und der dritte Bereich: Cabin Interiors. Hier produziert FACC alles, was sich um den Sitz im Flugzeug herum befindet. Unter den Kunden von FACC finden sich alle weltweit führenden Flugzeug- und Triebwerkshersteller wie Airbus, Boeing oder Rolls-Royce – um nur einige zu nennen.
Außerdem bietet FACC sogenannte Aftermarket-Services, also Reparaturen und Inspektionen von FACC-Komponenten, und gründete im Jahr 2020 das sogenannte Airlabs Austria, das sich der Entwicklung und Erforschung von Drohnen widmet. Als weiteres Geschäftsfeld bietet FACC sein Know-how und technologische Lösungen in Zukunft auch der Raumfahrt an.
„Wenn jemand am Weg in den Urlaub im Flugzeug sitzt und sich umschaut, dann kommt sehr vieles von dem, was man so sieht, von uns”, erklärt Andreas Perotti, Chief Marketing & Communications Officer bei FACC. Und dennoch: Vielen Österreichern war FACC kein Begriff. „Wir waren der klassische Hidden Champion”, bestätigt Perotti. Als Andreas Perotti 2017 bei FACC in seiner Position als Marketingleiter startete, lag der Bekanntheitsgrad des Unternehmens in Österreich bei gerade einmal acht Prozent. „Und als wir vor einem Jahr die Messung wiederholten, schafften wir eine Bekanntheit von 48 Prozent”, erzählt der Marketingleiter.
Dazwischen lagen aber einige Jahre intensiver Kommunikations- und Markenarbeit, denn zu Beginn von Perottis Tätigkeit bei FACC hatte das Unternehmen, das damals bereits zu einem Global Player in seinem Segment zählte, de facto noch gar keine eigene Marketing- und Kommunikations-Unit. Das lag vor allem an der Historie des Konzerns, wie Perotti meint: „FACC hat sich aus einem kleinen Start-up in den 80er-Jahren zu einem KMU und schließlich, durch den Einstieg eines chinesischen Megakonzerns 2009, zu einem globalen Unternehmen entwickelt, und die Strukturen mussten sich erst entwickeln.” Ein Umstand, der den erfahrenen Marketing- und Kommunikationsexperten aber gerade reizte. „Das Marketing und die Kommunikation von einem so riesigen Unternehmen von Grund auf aufzubauen, ist eine Chance, die sich selten bietet”, meint Perotti rückblickend.
„Rückgrat der Wirtschaft”
Erster strategischer Schritt Perottis war es, das Unternehmen vor den Vorhang zu holen. „Gerade die Hidden Champions im Land sind damals wie heute das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft – mein Anspruch war also, das Wort ‚Hidden' loszuwerden, damit nur mehr der Champion in der öffentlichen Wahrnehmung bleibt. Und das ist uns gut gelungen.” Dafür bildete Perotti gemeinsam mit seinem Team zunächst zwei Zielgruppen-Cluster, die wichtig für das Marketing und die Kommunikation des Unternehmens sind. „Wir hatten auf der einen Seite eine Zielgruppe, die wir als Leitbetrieb Österreich bezeichneten – dazu zählt alles am österreichischen Markt, was für uns als Unternehmen Relevanz hat: Medien, Öffentlichkeit, Wirtschaft und Arbeitsmarkt, Partnerschaften, NGOs, der heimische Kapitalmarkt und natürlich die Politik.” Auf der anderen Seite stand der Zielgruppen-Cluster des Marktes, der Kunden und der Produkte, wo gerade die internationale Dimension eine wichtige Rolle spielt.
Die Macht der Marke
Bei allen Marketing- und Kommunikations-Tätigkeiten wurde also ab sofort in beiden Welten gedacht. „Dass die Märkte und Kunden eine wichtige Zielgruppe sind, liegt auf der Hand und ist ein No-Brainer – warum aber war der Leitbetrieb Österreich auch wichtig? Ganz einfach: Weil FACC verstanden hat, wie wertvoll und kraftvoll die Marke ist.” Denn die Marke eines Unternehmens hat Auswirkungen auf sämtliche Bereiche, die für das Unternehmen wesentlich sind: „Sie beeinflusst die Motivation der Mitarbeiter ebenso, wie die Fluktuation oder das Recruiting.” Aber es entwickelten sich auch Geschäftsbereiche aus der Marke heraus, wie der Drohnenbereich und der Space-Bereich. „Und man hat natürlich Spill-over-Effekte, wenn es um Zugänge geht, um Gesprächskanäle oder um die Aktie.”
Neben den technischen Erneuerungen, die mit der Markenarbeit einhergingen, wie einem regelmäßigen Pressespiegel oder Social Media-Accounts, musste zunächst die Marke FACC selbst aber neu gedacht werden, wie Perotti erzählt: „Wir haben, metaphorisch gesprochen, mit dem Vorschlaghammer auf die Marke FACC draufgeschlagen und eine neue Marke wieder zusammengebaut.” Dreh- und Angelpunkt dieses Prozesses war das Selbstbild des Unternehmens. „Wir haben uns gefragt wer wir sein wollen und darauf basierend zwei Leitlinien skizziert”, so der Marketingleiter. Zum einen wollte man weg vom Begriff „Luftfahrtzulieferant” und hin zur Bezeichnung „Technologiepartner”. „Wir sind keine bloßen Zulieferer, sondern Partner auf Augenhöhe, die viel Geld in Entwicklung und Technologie investieren”, meint Perotti. Zum anderen spielte die Transformation vom österreichischen KMU zum Global Player im Segment der Luftfahrttechnologie eine wichtige Rolle mit einer klaren Positionierung im Bereich Technologie und Innovation. Nach einem monatelangem Rebranding entstand dann eine „ High-Tech-Marke im Look&Feel eines globalen Konzerns”, wie Perotti meint. Außerdem ließ man sich bei FACC im Zuge des Markenaufbaus von der Start-up-Szene inspirieren und wurde so auf den Markt der Drohnentechnologie aufmerksam. „Dieser Geschäftsbereich entwickelte sich vor allem in der öffentlichen Wahrnehmung in Österreich zu einem wichtigen Aspekt der neuen Marke – aufgrund diverser Kampagnen bis hin zur 4Gamechangers-Kooperation, wo wir mit unserer Taxi-Drohne auf jedem Werbeplakat in Wien waren und im Austria Stadion geflogen sind. Wir hatten dann einen eine Berichterstattung, die über 600 Millionen Menschen erreichte.”
Employer Branding: zentral
So bestimmend die Kommunikation nach außen für FACC ist, genauso bedeutend ist sie aber auch nach innen, betont Perotti: „Wichtig ist, alle Kollegen und Kolleginnen, egal welcher Aufgabe sie nachgehen, bestmöglich zu unterstützen, damit sie trotz wirtschaftlicher Challenges Freude an der Arbeit haben. Weil am Ende geht es darum, dass wir Spaß an dem haben, was wir tun.” Was dazu führte, dass sich FACC auch in Sachen Employer Branding in den vergangenen Jahren erfolgreich positionieren konnte: 2024 wurde das Unternehmen in einer groß angelegten Studie des Personaldienstleisters Randstad sogar als bester Arbeitgeber Oberösterreichs ausgewiesen. „Employer Branding ist bei FACC zentral, denn was ist ein Unternehmen, wenn nicht die Summe seiner Mitarbeiter – daher war immer unser Ziel, dass wir die Besten bekommen und vor allem dann auch halten”, so Andreas Perotti mit Blick in die Zukunft.