••• Von Paul Christian Jezek
WIEN. Statistisch gesehen, druckt jeder Arbeitnehmer täglich durchschnittlich 25 Seiten Papier aus – das ergibt im Jahr rund 5.700 Seiten. Kein Wunder, dass der allgemeine Verbrauch von Papier innerhalb der letzten fünf Jahre um 700% (!) gestiegen ist und derzeit bei 225 kg pro Person im Jahr liegt. Um den ökologischen Fußabdruck zu mindern, lohnt es sich daher, Recyclingpapier zu verwenden.
Um dieses zu produzieren, muss zunächst Altpapier gesammelt und anschließend in einem Recyclingwerk sortiert werden. Kartons werden vorab separiert und erneut zur Herstellung von Karton oder Wellpappe benutzt.
In einem nächsten Schritt werden im sogenannten Deinking-Verfahren Druckfarben und Fremdkörper wie Tackernadeln vom Papier entfernt. Das ist der Kernprozess des Recyclings. Dabei wird das Papier zunächst mechanisch in kleine Fetzen geteilt und durch Hinzufügen von Wasser zu einem Faserbrei verwandelt. Dieser Altpapierbrei wird durch die Hinzugabe verschiedener Chemikalien wie Natronlauge oder Tenside gereinigt. Mit dem entstehenden Schaum können auch ausgelöste Farbteilchen abgetragen werden. Die beim Deinking verwendeten Säuren und Laugen sind weniger umweltschädlich als Chemikalien, die zur Zellstoffgewinnung für Frischfaserpapier eingesetzt werden.
Bleichen und Aufrollen
Nach dem Deinking-Verfahren wird der Faserbrei gebleicht, damit das spätere Papier nicht nach einiger Zeit vergilbt. Durch das Glätten auf Bahnen, Trocknen und Aufrollen entsteht aus dem Brei anschließend das Recyclingpapier. Das Material ist jedoch nicht beliebig oft recycelbar: Nach fünf bis sieben Recycling-Vorgängen werden die einzelnen Fasern zu kurz und brüchig und geben dem Papier nicht mehr genug Reißfestigkeit und Stabilität. Deswegen werden – um den Recyclingkreislauf aufrechtzuerhalten – dem Altpapier immer wieder Frischfasern hinzugegeben.
Für die Gewinnung von Recyclingpapier wird u.a. aufgrund des geringeren Aufwands beim Bleichen im Vergleich zur Frischfasergewinnung nur die Hälfte an Energie und zwischen einem Siebtel bis einem Drittel der Wassermenge benötigt. Der Kauf von einem Paket Papier mit 500 Blatt (2,5 kg) in Recyclingqualität spart etwa 5,5 kg Holz. Zudem kann Abfall vermieden werden, da Altpapier nicht auf Deponien entsorgt werden muss.
Recyclingpapier lässt sich genauso gut archivieren wie Papier aus frischen Holzfasern; zudem ist es in 70er- und 80er-Weiße 5 bis 10% billiger als vergleichbare Primärfaserpapiere. Recyclingpapier mit 90er-Weiße ist ungefähr gleich teuer wie Papier aus Primärfasern, nur die 100er- Weiße kostet etwa 10% mehr.