MARKETING & MEDIA
© Inge Prader

12.06.2015

„Wir setzen auch in der Zukunft weiter auf Print”

Klare Strategie Christian Pöttler, der Geschäftsführer des echo-medienhauses, sprach mit medianet über die aktuelle Situation der heimischen Printmedien nach der Krise, über neue Herausforderungen und seine ganz eigene Strategie im ­Digitalgeschäft.

Wien. Christian Pöttler, Geschäftsführer des echo-medienhauses, sprach mit medianet über die ­aktuelle Situation der heimischen Printmedien nach der Krise, neue Herausforderungen und seine ganz eigene Strategie im Digital-geschäft.

medianet:
Nach einigen Jahren des Rückgangs gibt es nun Anzeichen dafür, dass die Anzeigen­umsätze in Printmedien wieder etwas steigen – Anzeichen, die man auch im echo-medienhaus vernimmt?
Christian Pöttler: Ich sehe die Lage momentan auch eher positiv. Selbst habe ich nie die Meinung vertreten, dass Print eine aussterbende Gattung ist. Was die Umsätze betrifft, konnten wir im ersten Quartal – seit langer Zeit wieder – ein Wachstum verzeichnen, welches sich im zweiten Quartal erfreulicherweise auch fortsetzt. Auf der anderen Seite geht der Preisdruck und der Preisverfall weiter. Nur wer sich aber darauf einstellt, wird die nächste Runde überstehen.

Zur Lage der Branche fällt mir auf, dass das Führungskonzept „Non playing captain” abgelöst wurde. Es gibt heute in den Chefetagen der Verlage kaum mehr Menschen, die erfolgreich sind und nicht selbst operativ sehr involviert sind.
Generell geht es nun darum, neben dem Rationalisierungsdruck und all den notwendigen Sparmaßnahmen das Thema Innovation und die Weiterentwicklung neuer Produkte im Auge zu haben, denn am ehesten stirbt aus, wer sich nicht verändert.


medianet:
In welche Bereiche würden Sie als Verleger hier investieren wollen und wo sehen Sie, auch für Ihr Haus, noch Wachstumspotenzial?
Pöttler: Wir haben das Privileg, dass wir im Kernbereich Marken führen, an deren Überlebens-fähigkeit wir glauben und genau auf diese konzentrieren wir uns, gestärkt durch fantastische Ergebnisse in der Media-Analyse. Daneben gibt es einen wachsenden, aber von der breiten Öffentlichkeit etwas unbemerkten Corporate Publishing-Bereich, den wir sehr ernst nehmen.

medianet:
Daneben sind Sie aber auch im Eventbereich tätig. Wie lohnend ist dieses Geschäft in der post-Krisenzeit?
Pöttler: Der Veranstaltungsbereich ist unser Wachstumstreiber. Die großen, etablierten Marken (christmas in vienna, Kriminacht, eine Stadt, ein Buch ...) machen uns nach wie vor viel Freude. Und wir starten im Schnitt zwei neue Projekte pro Jahr.

medianet:
Welche Trends sind hier erkennbar?
Pöttler: Auffällig ist sicherlich, dass es von den reinen sponsorenfinanzierten Gratisveranstaltungen immer stärker in Richtung Events mit zahlendem Publikum geht.

medianet:
Und welche Strategie verfolgen Sie im Digitalgeschäft?
Pöttler: Wir arbeiten intensiv an unserem Projekt ‚echo big data' und wollen damit im Herbst auf den Markt gehen. Wir haben durch unsere Projekte und Medien über 300.000 aktive E-Mail-Adressen gesammelt. Sollte ein Kunde zu unserem Printangebot zusätzliche, digitale Aktivitäten wünschen, können wir diesen Wunsch über ein punktgenaues Newslettersys-tem abdecken.

medianet:
Dennoch investieren immer mehr Werbetreibende Unternehmen ihre Etats in andere Kanäle und ziehen diese mehrheitlich aus dem Printgeschäft ab. Wie wird es hier weitergehen?
Pöttler: Prognosen sind bekanntlich schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. Aber wir werden auch in Zukunft überwiegend auf Print setzen. Die klassischen digitalen Marktplätze meiden wir weitgehend – nicht zuletzt aufgrund eines verlagsübergreifenden Bauchgefühls: Viele meiner Kollegen und auch ich persönlich fühlen sich mittlerweile von manchen digitalen Werbeformen in hohem Maße belästigt. Sie nerven und mindern mein Medienvergnügen.

Hier hat meiner Ansicht nach ein gedrucktes Inserat einen deutlichen Vorteil in der Akzeptanz. Ein weiterer Punkt ist sicherlich, dass die reale Welt, welche wir mit unseren Veranstaltungen aufgebaut haben, für viele Kunden faszinierend ist. Ich glaube, das hat auch stark mit der Flüchtigkeit des Web zu tun. Die Wertigkeit der realen Welt, aber auch jene eines Buchs oder Magazins, ist möglicherweise doch höher als jene eines digitalen Inhalts.


medianet:
Ein anderes die Branche beunruhigendes Thema sind die Googles dieser Welt …
Pöttler: Ich habe diese globalen Konzerne immer schon als Bedrohung für den österreichischen Medienmarkt gesehen, vor allem im digitalen Bereich, denn die Kernproblematik des Digitalgeschäfts ist, dass diese die Internationalisierung und Globalisierung fördert und lokale Player hier schnell an Terrain verlieren – auch und vor allem, weil die Bedingungen nicht für alle gleich sind.

medianet:
Hürden kommen aber auch aus dem nationalen Markt. So hat sich rückblickend gezeigt, dass das Medientransparenz-gesetz den Medien insgesamt geschadet hat.
Pöttler: Es gibt dieses Gesetz und wir haben uns daran zu halten. Der Vorteil der aktuellen Regelung ist, dass die Fakten nun schwarz auf weiß für jeden einsehbar sind. Mythen, wie jene, dass Unsummen an öffentlichen Geldern etwa an unser Haus geflossen wären, sind nun widerlegt.

medianet:
Lassen Sie uns zum Schluss noch einen Blick auf Ihre Kooperation mit Mediaprint bzw. Moser Holding werfen. Wie haben sich diese entwickelt?
Pöttler: Die Zusammenarbeit funktioniert mit den beiden Häusern hervorragend. In der Mediaprint sehe ich eine sehr professionelle und sehr unaufgeregte Kooperation, die genau so läuft, wie es vertraglich auch vereinbart war: auf einer sachlich, fachlich und menschlich korrekten Basis. Das gilt in vollem Umfang auch für die Moser Holding/Styria, unsere Partner im Lifestyle-Bereich.

Aufgrund der Komplexität des gemeinsamen Produkts ‚Bundesländerinnen' sind die Dinge in der Praxis allerdings etwas komplexer. Nicht zuletzt, weil wir in eine unglaublich schwierige Grundstruktur eingedrungen sind, mit neun verschiedenen Medien in neun verschiedenen Ländern. Aber auch hier gibt es ein partnerschaftlich vernünftiges Verhältnis mit einer klaren Strategie. Das Ziel: Wir wollen in zwei Jahren die nationale Spitzenposition innehaben. Dafür arbeiten wir, verhandeln wir und – erfreulich selten – streiten wir bisweilen heftigst.

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