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Stein des AnstoßesEin Interview in der „ZiB 2” empört derzeit die FPÖ; besonders im Visier der Freiheitlichen ist Armin Wolf.

Dinko Fejzuli 26.04.2019

„ZiB 2”: Wirbel nach FPÖ-Drohung

FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky drohte ZiB 2-Moderator Armin Wolf „Folgen” nach einem Interview an.

••• Von Dinko Fejzuli

WIEN. Nach dem Auftritt von FPÖ-EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky in der „Zeit im Bild 2” am Dienstag gehen die Wogen hoch und haben sich bisher nicht beruhigt. Vilimsky hatte sich über die Fragen von Moderator Armin Wolf empört und „Folgen” angedroht. Von FPÖ-Seite gab es danach noch mehr Kritik an Wolf; die Opposition kritisierte das Medienverständnis der FPÖ. ÖVP-Medienminister Gernot Blümel wollte das Interview nicht kommentieren.

„Stürmer”-Vergleich empörte

Wolf hatte Vilimsky mit einem Cartoon der steirischen Parteijugend konfrontiert. Darin wurde eine einheimische Familie in grüner Tracht als von finsteren Zuwanderern mit langer Nase, Bart und Buckel bedroht dargestellt. Der „ZiB2”-Anchorman verglich dies mit der Darstellung eines Juden im NS-Kampfblatt Der Stürmer. Vilimsky fand das geschmacklos und skandalös und sprach von „unterster Schublade” und meinte: „Das ist etwas, das nicht ohne Folgen bleiben kann”, sagte er drohend.

FPÖ-Stiftungsrat legt nach

Noch in der Nacht meldete sich dazu FPÖ-Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache via Facebook zu Wort: „Sachlichkeit kennt ein Herr Wolf wohl nicht”, schrieb er.

„Sowohl die Opposition als auch eine Handvoll Journalisten stellen ihre eigenen politischen Ansichten permanent über ein demokratisches Wahlergebnis.” Ihm sei es aber „relativ egal”, ob „ein Herr Wolf unser Handeln und Tun für gut empfindet oder nicht”.
Der freiheitliche Vorsitzende des ORF-Stiftungsrats, Norbert Steger, kann indes in Vilimskys Angriffen kein Drohpotenzial orten, wie er dem Kurier am Mittwoch sagte. „Was war beim Stürmer die Konsequenz? Man war mit dem Leben bedroht. Was droht Wolf? Dass ich sage, dass ist nicht Journalismus wie ich ihn mir vorstelle.” Wolf solle sich „um die sozialistische Partei kümmern” und „für sie kandidieren”, sagte Steger.
Vonseiten der Volkspartei wollte man sich am Mittwoch nicht einmischen. „Ich bin Medienpolitiker und nicht -kommentator und will nicht jedes Interview kommentieren”, sagte Medienminister Blümel am Rande des Ministerrats. Sehr wohl das Wort ergriff die Opposition: SPÖ-Mediensprecher Thomas Drozda sprach von einem weiteren Schritt in Richtung „illiberale Demokratie Orbanscher Prägung”.

ORF Redakteursrat kritisiert

Zwischenzeitlich hat sich auch der ORF-Redakteursrat zu Wort gemeldet. Dort meinte man: „Dass der Generalsekretär einer Regierungspartei in einem Interview den Moderator bedroht, hat es in dieser Form noch nicht gegeben. Gleichzeitig macht es auch den Interessenskonflikt der Politik beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk deutlich: Dem ORF wird mit neuen rechtlichen Rahmenbedingungen und einem ‚schärferen' ORF-Gesetz gedroht, und die Finanzierung wird infrage gestellt. Und zwar von den selben Parteien und Politikern, die sich den ORF gefügig machen wollen und die derzeit das neue ORF-Gesetz verhandeln.”

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