MOBILITY BUSINESS
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Redaktion 15.09.2023

Autohersteller sichern ihre Lieferketten besser

Capgemini-Studie zeigt: Fahrzeughersteller haben Lehren aus den Krisen der vergangenen Jahre gezogen.

WIEN. Ganz egal, ob Corona-Pandemie, der im Suezkanal festgesteckte Frachter Ever Given oder aktuell der Krieg in der Ukraine: Gleich mehrere Krisen haben in den vergangen Jahre gezeigt, wie schwach Lieferketten in unserer globalisierten Welt auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren. Der aktuellen Untersuchung „The Automotive Supply Chain: Pursuing long-term Resilience” des Capgemini Research Institute zufolge fühlen sich die Unternehmen der Automobilbranche heute trotzdem sicherer im Umgang mit zukünftigen Störungen in der Lieferkette.

Hersteller strukturieren um

Verantwortlich dafür sind zahlreiche von den Herstellern realisierte Umstrukturierungen ihres Supply Chain Managements, so das Ergebnis der vor wenigen Tagen im Rahmen der IAA Mobility in München veröffentlichten Studie.

Demnach haben sich die Probleme zwar kurzfristig lösen lassen, aber die Lieferketten wandeln sich aufgrund ihrer Komplexität und sich verändernder Faktoren weiter. Dazu zählen die Beschleunigung der Produktion von Elektrofahrzeugen (EV), neue regulatorische Maßnahmen und die Einführung von mehr softwarebasierten Funktionen wie ADAS (Advanced Driver Assistance Systems), die die Nachfrage nach Halbleitern erhöhen.

Offshore-Beschaffungen

Eine globale Neuausrichtung ist im Gange, da die Beschaffung an Offshore-Standorten in den vergangenen zwei Jahren um 22 Prozent zurückgegangen ist. Europa führt diesen Trend an und hat die Offshore-Beschaffung seit 2021 um ein Viertel (25 Prozent) reduziert; in Deutschland fällt der Rückgang mit 27 Prozent am höchsten aus. Dahinter folgen APAC und die USA, die die Offshore-Beschaffung um 20 Prozent bzw. 18 Prozent reduziert haben.

Der Studie zufolge erwarten die Automobilunternehmen, dass die Beschaffung aus Offshoring-Standorten bis 2025 um weitere 19 Prozent zurückgehen wird, da die Produktion von Elektrofahrzeugen steigt und die Herstellung von wichtigen Elektronikkomponenten verlagert wird.

Bessere Vorbereitung

Interessant: Laut der Studie sieht nur die Hälfte der OEMs (Original Equipment Manufacturer) die derzeitige Versorgung mit Halbleiterkomponenten als gesichert an. Von diesen gaben 70 Prozent an, dass der Großteil ihrer Lieferungen derzeit aus China, Taiwan, Japan und Korea kommt. Der Studie zufolge ist allerdings trotzdem die Hälfte der OEMs zuversichtlich, dass sie 60 Prozent der Umsatzeinbußen, die sie 2022 erlitten haben, vermeiden könnten, wenn die gleichen Szenarien – einschließlich der Halbleiterknappheit – heute wieder eintreten würden.

Nur etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Befragten verfügt über eine ausgereifte intelligente Lieferkette, die eine datengestützte Entscheidungsfindung und die Integration neuerer Technologien wie Künstliche Intelligenz und Datenanalyse ermöglicht.

Intelligente Lieferketten

„Im Zeitalter der datengesteuerten intelligenten Lieferketten müssen Unternehmen ihre Strategien weit über die bloße Bewältigung von Störungen hinaus ausrichten. Die erfolgreiche Umsetzung einer datengesteuerten, intelligenten und nachhaltigen Lieferkettenstrategie wird Unternehmen dabei unterstützen, die Herausforderungen der Gegenwart zu bewältigen, aber auch die Grundlage für langfristige Widerstandsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit in einer sich ständig verändernden Welt legen”, sagt Reinhard Winkler, Head of Manufacturing, Automotive and Life Science bei Capgemini Invent Österreich. (red)

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